Vom 14. Juni bis zum 15. Juli blickt die Welt nach Russland. Dann kämpfen 32 Mannschaften an der Fussball-Weltmeisterschaft um Ruhm und Ehre – und Russland um ein positives Bild in der Welt. Das Image des Megalandes ist derzeit alles andere als gut. Zweifelhaftes politisches Verhalten im In- und Ausland und der Vorwurf des Staatsdopings haben zu heftiger Kritik geführt. Das mag auch der Grund sein, warum der Tourismus in Russland noch nicht so richtig angelaufen ist. Mit der WM möchte man nun die Werbetrommel für das Land rühren.
Reistipps für Russland während WM
Tatsächlich ist Russland ein Reiseland der Superlative. Das Spektrum der Attraktionen reicht von europäisch-beeinflussten Grossstädten mit umfassendem kulturellem Erbe bis hin zum einfachen, traditionellen Leben in Zentralasien. Die landschaftliche Vielfalt im grössten Land der Erde ist ebenfalls immens. Vom mediterranen Klima am Schwarzen Meer bis hin zu arktischer Tundra in Sibirien ist alles dabei.
Dennoch beschränkt sich der internationale Tourismus hauptsächlich auf die Städte Moskau und St. Petersburg sowie Flusskreuzfahrten auf der Wolga. Mit der WM rücken nun jedoch auch die unbekannten Spielstätten (insgesamt wird in elf Orten gespielt) in den Blick der Öffentlichkeit.
In folgenden drei Orten kickt etwa die Schweizer Nationalmannschaft während den Vorrundenspielen.
Rostow am Don
Das erste Spiel zwischen der Schweiz und Brasilien findet in Rostow am Don im Südosten des Landes statt. Die Stadt ist mit etwas mehr als 1 Million Einwohnern die grösste Metropole im Süden Russlands. Lebensmittelpunkt der ehemaligen Kosakenstadt ist der Fluss Don, der ins Schwarze Meer fliesst. Dessen Bedeutung soll sich auch in der Architektur des neuen Fussballstadions widerspiegeln: Das Dach symbolisiert die Kurven des Flusses. Überhaupt hat man hier ein Faible für auffällige Architektur: Das Stadttheater ist in der Form eines Traktors gebaut und wurde in den 30er-Jahren als architektonische Meisterleistung gefeiert. Rostow fehlt es an aufregenden Sehenswürdigkeiten. Allerdings besitzt die Metropole eine 3,5 Kilometer lange Flaniermeile, in der man südrussisches Flair aufsaugen kann.
Das Fanfest für 25 000 Besucher findet am dem Theaterplatz statt.
Kaliningrad
Zweite Spielstätte der Nati ist Kaliningrad, besser bekannt unter dem deutschen Namen Königsberg. Von der einstigen ostpreussischen Kulturmetropole, die heutzutage in der Exklave Oblast Kaliningrad zwischen Litauen und Polen liegt, ist allerdings nicht viel übrig geblieben: Im Zweiten Weltkrieg wurde die ehemalige Wirkungsstätte des Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) weggebombt, später radierten die Russen jegliche Erinnerungen an die deutsche Vergangenheit aus
Das Ergebnis ist eine wenig inspirierende Grossstadt. Allerdings findet derweil ein Umdenken statt. Stadtplaner entwerfen Pläne für eine Rekonstruktion der Altstadt. Bis es so weit ist, sind die nahen Ostseestrände, an die regelmässig Bernstein gespült wird, die Hauptattraktion der Region.
Das Fanfest findet auf dem zentralen Hauptplatz statt, wo einst das Schloss stand. 15 000 Fans haben hier Platz.
Nischni Nowgorod
Der dritte (und hoffentlich nicht der letzte) Stopp ist in Nischni Nowgorod etwa 400 Kilometer östlich von Moskau. Mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern ist die Metropole die fünftgrösste Stadt Russlands – und diese hat für Touristen einiges zu bieten. Highlight ist der Kreml aus dem 16. Jahrhundert mit seinen 13 Türmen und der intakten Wehrmauer. Auch die anschliessende Altstadt ist sehr sehenswert. Und wer sich in der russischen Ferne nach der Heimat sehnt, kann in Nischni Nowgorod immerhin mit einer Gondel fahren: Eine Seilbahn führt über den Fluss Wolga.
15 000 Fans können auf dem Minin-und-Poscharski-Platz feiern.
Dies sind die weiteren Austragungsorte:
St. Petersburg
Neben Moskau ist St. Petersburg der Austragungsort mit dem grössten touristischen Potenzial. Gegründet wurde die Stadt auf Befehl von Zar Peter dem Grossen im Jahr 1703 und war lange Hauptstadt Russlands. Dementsprechend prachtvoll sind hier die Gebäude, allen voran die verschiedenen Schlösser der Zaren. Die UNESCO hat deswegen die gesamte Innenstadt zum Weltkulturerbe ernannt. Nicht verpassen sollte man das Kunstmuseum Eremitage im ehemaligen Winterpalast. Auch wer sich nicht für Kunst interessiert: Die Pracht im Schloss ist atemberaubend. Ebenfalls ein Muss ist der Katharinenpalast, in dem sich einst das ominöse Bernsteinzimmer befand. Heute kann man hier eine Rekonstruktion bewundern.
Fan-Fest: Die grosse Fanparty steigt auf dem Konjuschennaja-Platz und bietet Platz für 15 000 Menschen.
Moskau
Moskau ist mit über 12 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt Europas (hinter Istanbul) und mag manchen mit seinen Dimensionen erschlagen. Schön ist die russische Hauptstadt sicherlich nicht, bietet aber besonders für Geschichtsinteressierte viel Spannendes. Der Kreml und der Rote Platz sind freilich ein Muss. Wenn geöffnet, sollte man unbedingt das Leninmuseum mit dem aufgebahrten Leichnam von Staatsgründer Wladimir Iljitsch Lenin besuchen. Hier weht noch ein Hauch Kalter Krieg und kommunistische Vergangenheit. Interessant sind deswegen auch die martialischen Hochhäuser aus der Stalinzeit. Schmuckstücke sind die U-Bahn-Stationen, die mit Wandbildern und Statuen geschmückt sind.
Das Fanfest für 25 000 Besucher findet auf den Sperlingsbergen statt, von denen man einen schönen Blick über die Stadt hat.
Jekatarinburg
Jekatarinburg ist der einzige Austragungsort, der nicht mehr in Europa liegt - wenn auch nur knapp. Die imaginäre Grenze zwischen Europa und Asien verläuft etwa 50 Kilometer weiter westlich. Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert als Industriestandort gegründet. Den «Charme» hat sie bis heute beibehalten. Touristisch gibt es daher ausser ein paar Repräsentationsbauten nicht viel zu sehen. Für die russische Geschichte spielt die Stadt allerdings eine wichtige Rolle: 1818 wurde hier nach der Oktoberrevolution der letzte russische Zar ermordet. Fun Fact: Bis in diesem Jahr stand in Jekatarinburg der höchste unvollendete Fernsehturm der Welt. Zur WM wurde er allerdings gesprengt.
Das Fanfest findet im Majakowski-Erholungspark statt und bietet Platz für 17 000 Besucher.
Kasan
Die Millionenstadt Kasan, die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan, ist ein weiterer Austragungsort, den man im Westen kaum kennen sollte. Dabei hat die Metropole am Fluss Wolga Einiges zu bieten. In der historisch gewachsenen Stadt existiert noch ein Kreml, in dem die wichtigsten Prachtbauten und Verwaltungsgebäude der Stadt stehen. Auch die restliche Innenstadt ist ein Schmuckstück und bietet beim Bummeln viel fürs Auge. Eine Besonderheit ist die islamisch geprägte Kultur: Kasan gilt als muslimisches Zentrum Russlands. Wahrzeichen der Stadt ist deshalb die Kul-Scharif-Moschee mit ihren charakteristischen vier Türmen. Noch ein Grund für eine Stippvisite: Eine Umfrage hat ergeben, dass es sich nirgends besser lebt als hier.
Das Fanfest für 25 000 Besucher findet im sogenannten «Familienzentrum Kasan» direkt am Ufer eines Sees statt.
Samara
Auch Samara liegt an der Wolga. Berühmt ist die Millionenmetropole für den sogenannten Stalinbunker. 1942 liess Diktator Josef Stalin in einer Geheimaktion einen Bunker für den Fall bauen, dass die Deutsche Wehrmacht Moskau einnehmen sollte. Gebraucht wurde der Bunker allerdings nie: Die Deutschen verloren die Schlacht um Moskau und mussten wieder abziehen. Die Anlage befindet sich 37 Meter unter der Erde und ist mit 4 Meter dickem Beton gesichert. Heute ist der Bunker ein Museum. Sehr beliebt bei den Einheimischen an heissen Sommertagen ist ein Schwumm in der Wolga.
Das Fanfest findet mitten in der Stadt auf dem Kuibyshew-Platz statt.
Saransk
Mit nur 300 000 Einwohner ist Saransk der kleinste Austragungsort der WM – und hat touristisch kaum etwas zu bieten. Noch heute schwärmt man davon, dass der berühmte Schriftsteller Leo Tolstoi mal vorbeischaute – im 19. Jahrhundert. Das sagt alles. Fun Fakt: Der französische Schauspieler Gerard Depardieu, der sein Heimatland wegen zu hohen Steuern verliess, hat hier seinen offiziellen Wohnsitz.
Fanfest: 20 000 Menschen können auf dem Sovetskaja-Platz in der Stadt feiern.
Sotschi
Spätestens seit den olympischen Winterspielen 2014 ist Sotschi bekannt. Die 350 000 Seelen-Stadt liegt am Schwarzen Meer und ist dank mediterranem Klima die Sommerhauptstadt Russlands. Dementsprechend rauschend sind hier die Partys in den lauen Sommernächten – die WM wird das noch befeuern. Sotschi liegt an den Ausläufern des Kaukasus‘. Die schneebedeckten Berge (mit tollen Outdoor-Möglichkeiten) sind von der Stadt aus zu sehen.
Fanfest: Direkt am Seehafen steigt die Party für etwa 10 000 Besucher.
Wolgograd
Wolgograd ist die berühmteste Stadt des Zweiten Weltkriegs: Im damaligen Stalingrad kamen bei der fürchterlichen «Schlacht um Stalingrad», die Hitler unbedingt gewinnen wollte, mehr als 700 000 Menschen ums Leben. Die Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hüge ist denn auch eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt an der unteren Wolga. Durch die enormen Kriegsschäden sind kaum historische Gebäude erhalten geblieben. Was heute zu sehen ist, stammt aus den 50er- und 60er-Jahren in typisch stalinistischem Stil.
Das Fanfest steigt an der Uferpromenade an der Wolga und hat Platz für 15 000 Fussballfans.
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
Informationen
Hinkommen: Die russische Airline Aeroflot bedient alle Spielstätten mit einmaligem Umsteigen in Moskau. www.aeroflot.ru
Einreise: Zur Einreise nach Russland benötigt man ein Visum. Allerdings gelten während der WM vereinfachte Regeln. Jeder der ein Spiel besuchen will, benötigt eine Fan-ID. Mit dieser darf man visafrei einreisen. www.fan-id.ru
Herumkommen: Zwischen den Austragungsorten verkehren kostenlose Sonderzüge. Bedingung: man muss ein gültiges Ticket für das entsprechende Spiel und eine Fan-ID besitzen. www.welcome2018.com
Weitere Informationen: www.de.fifa.com/worldcup/