Herbstferien in Lissabon
Alles andere als Fad(o)

Melancholische Musik, moderner Industriechic und ein Tram aus einem anderen Jahrhundert: Portugals Hauptstadt wurde zu Recht schon mehrmals zur besten City-Destination Europas gewählt.
Publiziert: 18.09.2017 um 14:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:50 Uhr
Eine Städtereise nach Lissabon lohnt sich: Die «Weisse Stadt» ist in Bewegung und ist im Herbst dank angenehmer Temperaturen und weniger Touristen gut zu bereisen.
Foto: Getty Images
Erna Jonsdottir

Etwas Besseres konnte Lissabon nicht passieren als der Sieg von Sänger Salvador Sobral am Eurovision Song Contest in Kiew. Denn der unkonventionelle Auftritt des Shootingstars macht neugierig auf seine Heimatstadt und die Wurzeln seiner Musik. Lissabon ist der Geburtsort des Fado. Jenes melancholischen Musikstils, der von sozialen Missständen, der Sehnsucht nach besseren Zeiten und natürlich unglücklicher Liebe handelt.

Aller Herzschmerz-Lieder zum Trotz, eine Leidenschaft ist bei den Portugiesen ungebrochen: die Liebe zu Lissabon, der «weissen Stadt», wie sie die Einheimischen nennen. Damit sind sie nicht alleine: Die portugiesische Hauptstadt mausert sich zu einer der trendigsten Citydestinationen Europas. Zu Recht: Über der Stadt am Atlantik, deren Hafen im Mittel­alter eine Drehscheibe des Handels und Ausgangspunkt von Entdeckungen und Eroberungen war, liegt eine Mystik, die ihresgleichen sucht. Der Mix aus Melancholie, morbidem Charme und Aufbruchsstimmung fasziniert.

Noch bleiben die Touristen fern

Wie aus dem Bilderbuch: Die Tramlinie schlängelt sich durch die Gassen der Stadt.
Foto: Getty Images

Doch der touristische Aufschwung tut not, hatte es Lissabon in der Vergangenheit alles anderes als leicht. Vor allem das verheerende Erdbeben im Jahr 1755, der darauf folgende wirtschaftliche Niedergang und zuletzt die Euro-Krise machten den Portugiesen das Leben schwer. Doch der Geist, der in der knisternden Luft liegt, ist ein ganz anderer. Die Einheimischen sind voller Lebenslust. Besonders pulsierend geht das Leben in der Alfama zu, dem Stadtviertel, das beim Erdbeben mit einem blauen Auge davonkam und deshalb als das ursprünglichste gilt.

Durch die engen Gassen der Alfama drängt sich denn auch die wohl charmanteste Tramlinie der Welt – die 28E – mit Originalwagen aus den 1930er-Jahren. Die schönste Art für eine Stadtrundfahrt. Auf den harten Holzbänken geht es durch das Viertel Graça, durch Alfama, an der Kathedrale vorbei, weiter durch das Herz der portugiesischen Stadt, die historisch-moderne Baixa. Während draussen ratternd die Highlights vorbeiziehen, erhascht man in den historischen Wagen einen Blick ins Alltagsleben Lissabons: Die 28E ist auch heute noch wichtiges Verkehrsmittel für alle Altersklassen. Die Touristenmassen, die mittlerweile anderen europäischen Städten die Luft zum Atmen nehmen, haben es zum Glück noch nicht in den Südwesten Europas geschafft.

Aufwertung gewisser Stadtteile

Alfama ist der älteste Stadtteil von Lissabon mit einem Labyrinth von engen Strassen
Foto: Getty Images/Westend61

Auch auf der Route der Vintage-Strassenbahn liegen die beiden Stadtviertel Chiado und Bairro Alto. Während sich ersteres chic am Tag präsentiert, eröffnet zweiteres bei Sonnenuntergang ein trendiges Nacht­leben. Will heissen: Während Chiado der popu­läre Theaterbezirk von Lissabon ist, in dem sich historische Monumente, traditionelle Geschäfte sowie interessante Cafés und Restaurants befinden, geht in Bairro Alto abends die Post ab. Auch hier erklingt der Fado.

Aber Lissabon ist nicht nur Vintage-Charme. Im Stadtviertel Alcantara entsteht im Schatten der «Brücke des 25. April» (sieht aus wie die Golden Gate Bridge) ein Trendviertel. In einem verlassenen Industrieareal entstand ein Kreativ-Hotspot mit Art-Spaces, witzigen Cafés und Design-Geschäften. Der vielleicht interessanteste Spot dieser LX Factory ist der Buchladen Ler Devagar, in dem sich die Schmöker haushoch in den Regalen stapeln – inmitten ehemaliger Druckpressen. Passt!

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