«Bis zu 15 Prozent der Bevölkerung sind betroffen»
Was ist eigentlich ein Reizdarm?

Fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung sind vom Reizdarm betroffen. Das macht ihn zu einer der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Oft gehen die Symptome mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität einher.
Publiziert: 02.07.2020 um 16:14 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2020 um 16:33 Uhr
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Das Reizdarmsyndrom betrifft fünf bis 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung.
Foto: Getty Images
Moritz Lüchinger

Der Reizdarm oder das Reizdarmsyndrom gehört zu den funktionellen Darmerkrankungen. Das heisst, er kann mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden nicht erkannt werden. «Betroffene Personen leiden meistens an Verstopfung, Durchfall und Bauchschmerzen. In den Abklärungen findet man aber keine Auffälligkeiten», erklärt Professor Stephan Vavricka vom Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie BLICK.

Die Diagnose Reizdarm wird deswegen per Ausschlussverfahren gestellt. Das heisst, zuerst werden andere Erkrankungen wie Darmkrebs oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten mittels Laboruntersuchungen oder Darmspiegelung ausgeschlossen.

Der Experte schätzt, dass etwa fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung unter einem Reizdarm leidet. «Etwa die Hälfte der Konsultationen beim Magendarmspezialisten gehen auf das Reizdarmsyndrom zurück.»

Ein typisches Symptom sind Bauchschmerzen

Häufigstes Symptom bei Reizdarm sind Bauchschmerzen, die länger als drei Monate anhalten oder immer wieder auftreten. «Ein starkes Indiz für einen Reizdarm sind Bauchschmerzen, die nach dem Stuhlgang besser werden», sagt Darmexperte Vavricka.

Oft geht mit der Erkrankung auch eine Veränderung der Stuhlhäufigkeit oder -konsitenz einher. Verstopfungen und Durchfall können auftreten oder sich abwechseln. Ausserdem klagen Betroffene häufiger über Sodbrennen, Oberbauchschmerzen, Völlegefühl oder Übelkeit als gesunde Menschen. Meistens kommen die Beschwerden tagsüber vor und gehen in der Nacht zurück.

Ein weiterer Hinweis auf einen Reizdarm kann das Gefühl sein, sich beim Stuhlgang nur unvollständig entleeren zu können.

Woher der Reizdarm kommt, weiss man nicht

Wie Reizdarm entsteht, ist nach wie vor Gegenstand der Forschung. «Woher er kommt, weiss man noch nicht zu 100 Prozent», so Vavricka. Weiter sagt der Darmexperte: «Es gibt aber mehrere Theorien dazu. Zum einen könnte die Darmwand hypersensibel auf die Dehnung mit Schmerzen reagieren, zum anderen ist es möglich, dass die Darmflora falsch zusammengesetzt ist.»

In den meisten Fällen kommen die Beschwerden plötzlich und gehen mit Veränderungen beim Stuhlgang einher. Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Symptome nach einem schweren Infekt des Magen-Darm-Traktes auftreten. «Ein Reizdarm kann sich aber auch nach einem schweren Trauma, wie beispielsweise einem Missbrauch, ausbilden.»

«Symptome können deutlich gelindert werden»

«Ein Reizdarm geht oft mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität einher», führt Vavricka aus. «Mit der Diagnosestellung und einer Therapie können die Symptome aber deutlich gelindert werden. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Therapieansätzen.»

Grundsätzlich sind es verschiedene Ansätze, die zusammen den grössten Erfolg versprechen. Mit einer Änderung der Ernährung können oft schon Erfolge erzielt werden. Besonders Ballaststoffe sind für ein gutes Funktionieren des Darmes unabdingbar. Gleichzeitig kann medikamentös und mit einer positiven Beeinflussung der Darmflora den Beschwerden entgegengewirkt werden.

«Wir werden die Psyche über den Darm beeinflussen können»

Die Zusammensetzung der Darmbakterien nimmt Einfluss auf unser psychisches Wohlergehen.

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Hilfe bei der Ernährungsberatung

Der Spezialist warnt aber davor, die Ernährung zu sehr in Eigenregie anzupassen: «Mit einer professionellen Ernährungsberatung, die auf die individuellen Bedürfnisse eingeht, kann viel gemacht werden.»

«Der Reizdarm ist eine chronische Erkrankung und somit nicht heilbar. Aber die Lebensqualität kann mit der richtigen Behandlung auf ein gutes Niveau gehoben werden», so Vavricka.

Auf Alarmzeichen achten

Wichtig ist dem Experten zufolge vor allem die richtige Diagnose: «Ich hatte schon Patienten, die viel zu lange auf die richtige Diagnose gewartet haben, weil man zu schnell von einem Reizdarm ausging, dabei hatten sie eigentlich eine Getreideunverträglichkeit, eine Zöliakie.»

Prof. Vavricka spricht dabei von Alarmzeichen: «Wenn man Probleme beim Schlucken hat, häufig erbricht, Gewicht verliert, auch bei Nacht Beschwerden hat oder Blut im Stuhl vorfindet, kann das auf etwas anderes als das Reizdarmsyndrom hindeuten.» Bevor die Diagnose Reizdarm gestellt wird, muss deswegen wirklich alles andere ausgeschlossen worden sein.

«Auch wenn die Symptome nach dem 50. Lebenjahr auftreten oder in der Familie Getreideunverträglichkeiten, Tumore im Verdauungstrakt und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis auftreten, bedarf es einer sorgfältigen Abklärung.»

So vermeiden sie Magen-Darm-Probleme in den Ferien

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So gut tut ein gesunder Darm

Der Darm ist unser zweites Hirn. Die Darmbakterien produzieren etwa 90 Prozent des Stimmungshormons Serotonin sowie mindestens zwei Dutzend anderer solcher Neurotransmitter. Das sind Eiweissstoffe, die für die Kommunikation unter den Gehirnzellen und zwischen Hirn und Darm sorgen. Gegen psychische Störungen wie Depressionen, Autismus, Angstpsychose etc. hilft auf Dauer vor allem eines – ein gesunder Darm. Und das geht so.

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Was ist Darmkrebs und wie kommt es dazu?

Darmkrebs ist Bösartiger Tumor der Dickdarmschleimhaut und gehört nach dem Lungenkrebs bei den Männern und dem Brustkrebs bei den Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung. Es handelt sich um eine typische Erkrankung des älteren Menschen, die Erkrankungsrate steigt ab dem 50. Lebensjahr deutlich an. Die genaue Entstehungsursache der Krankheit ist unklar.

Krebsrisiko einhergehen:

  • Erbliche Belastung: sind Verwandte an Dickdarmkrebs erkrankt, besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
  • Dickdarmerkrankungen, wie z.B. die Colitis ulcerosa: Sie können nach jahrelangem Verlauf zu einer Entartungen der Schleimhautzellen führen.
  • Ernährung: bei hohem Fleisch- und Fettkonsum, sowie ballaststoffarmer Kost, beobachtet man ein höheres Erkrankungsrisiko. Es gibt jedoch viele Hinweise darauf, dass ballaststoffreiche Kost schützend wirkt.
  • Darmpolypen: 90% aller Darmkrebserkrankungen entwickeln sich aus Dickdarmpolypen. Polypen sind gutartige Schleimhauttumore, die je nach Art und Grösse unterschiedlich rasch entarten können. Meist machen sie keine Symptome und werden rein zufällig im Rahmen einer Darmspiegelung oder einer Röntgenuntersuchung des Darmes entdeckt. Gelegentlich führen Blutbeimengungen im Stuhl zur Entdeckung.

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Hausmittel gegen Durchfall
  • Heidelbeertee: Früchte und Blätter von Heidelbeeren enthalten Gerbstoffe, die die Darmschleimhäute zusammenziehen und so verhindern, dass wichtige Elektrolyte und Wasser verloren gehen. Ausserdem können so mögliche Erreger nicht in die Darmschleimhaut gelangen.
  • Kamille und Brombeerblätter: Kamille ist antientzündlich, antibakteriell und krampflösend. Ihr Tee kann sich bei Durchfall wohltuend auswirken. Allerdings kann sie auch Allergien auslösen. Brombeerblätter enthalten Gerbstoffe, ein Tee daraus wirkt ähnlich wie Heidelbeertee.
  • Fenchel- oder Fenchel-Anis-Kümmel-Tee: Alle drei Heilpflanzen wirken entkrampfend und helfen bei Durchfall, der mit Bauchkrämpfen verbunden ist.
  • Heilerde: Das fein gemahlene Heilerdepulver saugt Flüssigkeit auf und bindet Giftstoffe. Wer das sandige Gefühl im Mund nicht mag, kann auf Kapseln mit Heilerde zurückgreifen.
  • Apfel: Geriebener Apfel enthält Pektin; das sind Quellstoffe, die Flüssigkeit binden und eine Schutzschicht an den Darmschleimhäuten erzeugen, sodass Bakterien nicht mehr in die Zellen gelangen können. Pektin kann auch Bakterien selbst an sich binden und so wirkungslos machen.
  • Rüeblisuppe: Karotten haben ebenfalls einen hohen Gehalt an Pektin, das eine ähnliche Wirkung hat wie Apfelpektin.
  • Wärme: Bei Bauchkrämpfen hilft Wärme zur Entspannung. Wärmflaschen, Traubenkern- und Chriesisteisäckli sind altbekannte angenehme Wärmespender.
  • Probiotika: Probiotika sind lebende Bakterien oder Hefepilze, die beispielsweise in Joghurt, Buttermilch und Kefir vorkommen. Sie können auch künstlich angereichert sein. Ob sie bei Durchfall helfen, ist nicht gesichert und hängt wohl vom eingesetzten Bakterienstamm ab. Deshalb sollte die Wahl des Probiotikums mit dem Arzt abgeklärt werden.

Quelle: www.toppharm.ch

  • Heidelbeertee: Früchte und Blätter von Heidelbeeren enthalten Gerbstoffe, die die Darmschleimhäute zusammenziehen und so verhindern, dass wichtige Elektrolyte und Wasser verloren gehen. Ausserdem können so mögliche Erreger nicht in die Darmschleimhaut gelangen.
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  • Fenchel- oder Fenchel-Anis-Kümmel-Tee: Alle drei Heilpflanzen wirken entkrampfend und helfen bei Durchfall, der mit Bauchkrämpfen verbunden ist.
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  • Wärme: Bei Bauchkrämpfen hilft Wärme zur Entspannung. Wärmflaschen, Traubenkern- und Chriesisteisäckli sind altbekannte angenehme Wärmespender.
  • Probiotika: Probiotika sind lebende Bakterien oder Hefepilze, die beispielsweise in Joghurt, Buttermilch und Kefir vorkommen. Sie können auch künstlich angereichert sein. Ob sie bei Durchfall helfen, ist nicht gesichert und hängt wohl vom eingesetzten Bakterienstamm ab. Deshalb sollte die Wahl des Probiotikums mit dem Arzt abgeklärt werden.

Quelle: www.toppharm.ch

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