Für viele Sportler gehört der Proteinshake nach dem Training schlicht dazu. Doch nicht nur Sportler greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln. In vielen Küchen gehören Vitamintabletten oder Omega-3-Kapseln ebenso zum Inventar wie Reis und Brot. Dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen zufolge greift rund die Hälfte der Schweizer Bevölkerung zu den bunten Tabletten und Dragées, um sich fit und gesund zu halten.
Diese Nährstoffe sind wichtig für den Körper, keine Frage. Vitamin B12 etwa, das vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch oder Milch vorkommt, ist wichtig für das Herz-Kreislaufsystem. Omega-3-Fettsäuren sind lebensnotwendig und können vom Körper nicht selbstständig hergestellt werden. Und auch Folsäure kann vom Körper nicht produziert werden. Besonders Schwangere benötigen aber das Vitamin – ein Mangel in der Schwangerschaft kann Schäden beim Kind verursachen.
Das bestätigt auch Stéphanie Bieler von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung: «In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an vielen Vitaminen und Mineralstoffen erhöht. Ein ergänzendes Präparat kann in dieser Situation sinnvoll sein. Konkret wird dies am besten mit der behandelnden ärztlichen Fachperson besprochen. Frauen, die schwanger werden möchten oder könnten wird ausserdem empfohlen, Folsäure bereits vor der Empfängnis in Form von Tabletten einzunehmen.»
Bei Krankheiten können Mängel behoben werden
Nahrungsergänzungsmittel versprechen allerhand. Sie sollen schöner, schlanker, gesünder und fitter machen. Fakt ist: Der Körper eines gesunden Menschen kann – bis auf einige wenige – diese Nährstoffe auch über eine normale, ausgewogene Nahrung aufnehmen. Neben der Folsäure bei Schwangeren braucht er noch Jod und Vitamin D. Bei gewissen Krankheiten macht es allerdings Sinn, sich zusätzliche Nährstoffe zuzuführen. Bei COPD etwa, Fettleibigkeit oder Krebs.
Zudem können die Präparate auch keine unausgewogene Ernährung kompensieren. Wie der Name schon sagt, sind sie «Ergänzungsmittel» und ersetzen die Nährstoffzufuhr auf natürlichem Wege nicht.
Ergänzung sinnvoll im Alter
Im Alter verringert sich die Fähigkeit des Körpers, Vitamine und Mineralstoffe aufzunehmen. Und auch die Fähigkeit der Haut, Vitamin D über das Sonnenlicht zu absorbieren, lässt nach. Studien lassen darauf schliessen, dass etwa 60 Prozent der betagten Schweizerinnen und Schweizer über einen Nährstoffmangel wie beispielsweise Eisen oder Zink verfügen. Stéphanie Bieler dazu: «Tatsächlich ist es so, dass ältere Erwachsene über 60 Jahren zu einer Risikogruppe bezüglich eines Vitamin-D-Mangels gehören. In dieser Altersgruppe kann eine Supplementierung mit diesem Vitamin sinnvoll sein. Im ganz konkreten Fall bespricht man dies jedoch mit einer medizinischen Fachperson.»
Gerade bei älteren Menschen ist die Situation etwas vertrackt. Oft haben sie weniger Hunger als Junge. Erschwerend kommt hinzu, dass die Nährstoffaufnahme über den Darm nicht mehr so gut funktioniert. Hier können Nahrungsergänzungsmittel helfen, diese Defizite auszugleichen.
Der menschliche Körper braucht Vitamin C, keine Frage. Ascorbinsäure erfüllt eine Menge wichtiger Aufgaben in unserem Organismus. Doch taugt es auch als Allheilmittel gegen Erkältungen, Stress oder gar Krebs. wie manche behaupten?
Der menschliche Körper braucht Vitamin C, keine Frage. Ascorbinsäure erfüllt eine Menge wichtiger Aufgaben in unserem Organismus. Doch taugt es auch als Allheilmittel gegen Erkältungen, Stress oder gar Krebs. wie manche behaupten?
Gesund oder ungesund?
Zum Thema Nahrungsergänzungsmittel wurden zahllose Studien durchgeführt. Die Cochrane Stiftung hat 78 davon untersucht und kam zum Schluss, dass ein gesundheitlicher Nutzen durch die Einnahme solcher Ergänzungsmittel nicht nachgewiesen werden kann – sofern die Person gesund ist.
Vielmehr kamen die Forscher zum Schluss, dass einige der hoch dosierten Präparate gar eher schädlich sein könnten. Doch auch das konnte nicht zu 100 Prozent bewiesen werden. Die Studien legen aber nahe, dass Nahrungsergänzungsmittel mit hochdosiertem Vitamin A, E und Betacarotin gesundheitsschädlich sein könnten. «Bei verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen gibt es auch eine Obergrenze, ab der negative Effekte überwiegen können. Es ist also keinesfalls so, dass man einfach sagen kann: Viel nützt viel», erklärt Stéphanie Bieler.
Im Normalfall, sofern man gesund ist, gewährleistet eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung nach der Schweizer Lebensmittelpyramide – bis auf wenige Ausnahmen – eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen.