Tabuthema Inkontinenz
Wenn es nicht zur Toilette reicht

Inkontinenz verbindet man wohl eher mit Kindern oder sehr betagten Menschen. Dabei ist Blasenschwäche weiter verbreitet, als man denkt. Nur wird kaum darüber gesprochen.
Publiziert: 17.01.2019 um 08:41 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2021 um 14:35 Uhr
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Inkontinenz ist für Betroffene höchst unangenehm.
Foto: Getty Images

Es ist eine unangenehme Vorstellung, es nicht rechtzeitig zur Toilette zu schaffen. Viele Menschen aber leiden tatsächlich unter diesem Problem. Dabei wird meistens nicht unbedingt die komplette Blase entleert, sondern es kommen vielleicht nur ein paar Tropfen. Unangenehm ist es allemal. Aus Scham sprechen Betroffene oft nicht darüber und suchen auch keinen Arzt auf. Dabei ist Inkontinenz gut behandelbar – mittlerweile existieren viele effektive Therapien.

Inkontinenz ist keine Krankheit, sondern eine Schwäche im Bereich der Blase und des Beckenbodens. Die Ursachen sind verschiedener Natur und reichen von Störungen der Blasenfunktion oder der Nerven über Schliessmuskel- und Prostataprobleme bis zu Medikamenten oder Erkrankungen wie Parkinson.

Man unterscheidet verschiedene Formen der Inkontinenz, die wichtigsten sind die Belastungsinkontinenz, die Dranginkontinenz, die Mischinkontinenz und die Überlaufinkontinenz.

Belastungsinkontinenz

Die Belastungsinkontinenz (früher Stressinkontinenz) tritt bei körperlicher Belastung auf. Der unfreiwillige Harnverlust erfolgt beispielsweise beim Heben schwerer Lasten. Aber auch beim Husten oder Lachen kann es passieren, dass der Harn nicht mehr zurückgehalten werden kann. Schuld ist in den meisten Fällen eine Schliessmuskelschwäche. Männer sind häufiger von der Belastungsinkontinenz betroffen, oft nach einer Prostata-Operation.

Dranginkontinenz

Bei dieser Form der Inkontinenz tritt heftiger Harndrang plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Oft reicht es dann nicht mehr bis zur Toilette. Ausgelöst wird sie häufig durch anhaltende Blasen- und Harnröhrenentzündungen, Blasensteine, Blasentumore oder neurologische Krankheiten. In vielen Fällen müssen Betroffene auch sonst tags- und nachtsüber Wasser lassen. Die Ursache dafür ist die sogenannte überaktive Blase.

Mischinkontinenz

Hier treten die beiden oberen Formen kombiniert bei einer Person auf. Betroffene leiden also nicht nur unter unfreiwilligem Urinverlust, sondern plötzlicher Harndrang tritt auch unter körperlicher Belastung auf. Betroffen sind vor allem Frauen ab dem 30. Lebensjahr.

Überlaufinkontinenz

Die Überlaufinkontinenz äussert sich durch ein stetiges Harntröpfeln – oftmals wird es von der betroffenen Person gar nicht wahrgenommen. Abgesehen davon verspüren Menschen, die an dieser Form der Inkontinenz leiden, ganz normalen Harndrang. Schuld ist eine Harnentleerungsstörung. Diese Störung kann im Wesentlichen zwei Ursachen haben: Entweder wird der Blasenausgang durch ein Hindernis verengt oder versperrt, oder es liegt eine Unteraktivität der Blasenfunktion vor. In diesem Fall besitzt der Blasenmuskel nicht genug Kraft, die Blase vollständig zu entleeren.

Wird der Ausgang versperrt, kann die Blase auch unter höherem Druck nicht komplett entleert werden. Die Folge: Der Blasenmuskel dehnt sich aus.

Diagnose und Therapie

Wichtig bei der Diagnose ist das ehrliche Gespräch mit dem Arzt. Mit den Angaben des Betroffenen kann der Spezialist oft schon Rückschlüsse auf die Inkontinenzform ziehen und im Anschluss, sofern nötig, medizinische Untersuchungen wie solche des Urins oder der Blase durchführen.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. Je nach Form und Schweregrad gestaltet sich die Therapie anders. In vielen Fällen reichen konservative Therapieformen wie Beckenbodentraining aus, um den Betroffenen eine deutlich bessere Lebensqualität zu verschaffen. Für schwerere Fälle stehen heute zudem moderne operative Verfahren zur Verfügung.

Die Aussichten der Therapien sind sehr gut. In den meisten Fällen können die Betroffenen nach erfolgreicher Behandlung wieder unbeschwert am Gesellschaftsleben teilnehmen, sich befreit bewegen oder Sport treiben. (lum)

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