Bei mildem Verlauf
Covid-19 kann sieben verschiedene Formen annehmen

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass eine Corona-Erkrankung bei einem milden Verlauf von Patient zu Patient völlig unterschiedlich aussehen kann.
Publiziert: 04.11.2021 um 13:12 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2022 um 15:46 Uhr
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Die Symptome bei einer Corona-Infektion sind nicht immer gleich.
Foto: keystone-sda.ch

Von Pfnüsel bis Durchfall: Wissenschafter der MedUni Wien haben sieben unterschiedliche Formen eines milden Verlaufs bei Covid-19-Erkrankungen identifiziert. Dieses Ergebnis einer Studie von Immunologe Winfried F. Pickl und Allergologe Rudolf Valenta wurde vor wenigen Tagen in der Fachzeitschrift «Allergy» veröffentlicht.

Das Team um die beiden Mediziner unterscheidet die folgenden Typen von Krankheitsverläufen:

  • Grippale Symptome mit Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Husten
  • Schnupfensymptome mit Schnupfen, Niesen, trockenem Hals und Verstopfung der Nase
  • Gelenks- und Muskelschmerzen
  • Augen- und Schleimhautentzündungen
  • Lungenprobleme mit Lungenentzündung und Kurzatmigkeit
  • Magen-Darm-Probleme mit Durchfall, Übelkeit und Kopfschmerzen
  • Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns

Die Forscher untersuchten für ihre Studie 207 Personen. 109 von ihnen waren auf dem Weg der Besserung. Die anderen 98 waren gesund und dienten als Kontrollgruppe.

Das Resultat zeigt, dass sich die Verlaufsformen grundsätzlich in zwei Kategorien aufteilen lassen: eine systemische und eine organspezifische. Zu ersterer gehören etwa die Grippesymptome und die Gelenks- und Muskelschmerzen. Die organspezifische betrifft zum Beispiel die Magen-Darm-Probleme oder der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.

Fingerabdruck im Blut

Zugleich konnten die Wissenschafter feststellen, dass Corona lange nachweisbare Veränderungen «wie einen Fingerabdruck im Blut» hinterlässt, wie es in einer Mitteilung der MedUni Wien heisst. Das konnte anhand der Messung bestimmter Immunwerte gezeigt werden.

Sogenannte Glanulozyten, sie gehören zu den weissen Blutkörperchen, bekämpfen im Körper normalerweise bakterielle Krankheitserreger. Der Wert dieser Immunzellen ist bei Covid-19-Patienten und Genesenden gering, was darauf hindeutet, dass sie verstärkt reagieren.

Bestimmte Immunzellen sind noch lange nach der ersten Infektion aktiv. Immunologe Pickl: «Das zeigt, dass sich das Immunsystem auch viele Wochen nach der ersten Infektion immer noch mit der Krankheit intensiv auseinandersetzt. Gleichzeitig sind die regulatorischen Zellen stark vermindert – das ist ein gefährlicher Mix, der auch zu einer Autoimmunität führen könnte.»

Vergleich mit Verteidigung im Fussball

Erneut bestätigt wurde mit der Studie auch die folgende Annahme: Je schwerer die Covid-19-Erkrankung ist, desto mehr Antikörper bildet der Organismus aus.

Pickl macht einen Vergleich mit dem Sport: Die Studie zeige vor allem, dass das menschliche Immunsystem bei der Abwehr einer Erkrankung mit gemeinsamer Hilfe der Immunzellen und Antikörper «dopple» – wie in der Verteidigung einer modernen Fussballmannschaft. Zellen würden sich auch bestimmte «Spielzüge» des Virus merken und darauf reagieren können. Nun gehe es darum, diese Erkenntnisse umzusetzen und für die Entwicklung von Impfstoffen auszunutzen. (noo)

Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

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