Was man bis heute über die Kinderimpfung weiss
Keine schweren Nebenwirkungen, aber häufig Fieber

Sollen Eltern ihre Kinder impfen lassen? Lassen sich so schwere Verläufe bei Kindern verhindern? Und: Treten Nebenwirkungen auf? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 13.12.2021 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2021 um 11:44 Uhr
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Impfen erlaubt: Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat grünes Licht gegeben für die Corona-Impfung von Pfizer/Biontech für Kinder.
Foto: imago images/Laci Perenyi

Wer entscheidet über die Impfung für Kinder in der Schweiz?
Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat am Freitag grünes Licht gegeben für den Impfstoff von Pfizer für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Damit Kinder in der Schweiz aber überhaupt geimpft werden können, ist nach der Zulassung auch eine offizielle Empfehlung der Eidgenössischen Impfkommission (Ekif) nötig. Der Entscheid von Swissmedic sei zu begrüssen und man werde gemeinsam mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) voraussichtlich noch diese Woche mit einer Empfehlung folgen, hat Ekif-Präsident Christoph Berger (59) angekündigt.

Wie ist es zur Zulassung von Swissmedic gekommen?
Der Hersteller Biontech/Pfizer hat eine Studie mit 2268 Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren durchgeführt, die eingereichten Daten scheinen für Swissmedic fundiert genug gewesen zu sein. Der festgestellte Impfschutz lag bei gut 90 Prozent gegen symptomatische Erkrankungen. Und: Die Kinder, die an der Studie teilgenommen haben, hätten einen Monat nach der zweiten Impfung eine ähnlich starke Immunantwort wie die Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen gehabt, wie Pfizer bereits im September mitteilte.

Werden mit der Impfung schwere Verläufe bei Kindern verhindert?
Das lässt sich nicht sagen. Denn dafür war erstens die Zulassungsstudie zu klein. Und zweitens erkranken Kinder praktisch nie schwer an Covid-19. Es sind im Untersuchungszeitraum darum auch keine entsprechenden Fälle aufgetreten. Experten gehen aber basierend auf Daten mit erwachsenen Personen davon aus, dass die Impfung bei den Fünf- bis Elfjährigen eine ähnliche Wirkung hat.

Wie funktioniert die Kinder-Impfung?
Gleich wie bei Erwachsenen – mit zwei Impfdosen. In der Zulassungsstudie betrug der Abstand der beiden Impfungen drei Wochen. Auch bei den Fünf- bis Elfjährigen wird der Impfstoff in den Oberarm gespritzt, allerdings mit einer geringeren Dosis. Nämlich nur mit 10 statt 30 Mikrogramm.

Treten Nebenwirkungen auf?
Zu Impfreaktionen kann es immer kommen. Es handelt sich dabei um Immunreaktionen des Körpers, sie verschwinden aber meist sehr schnell wieder. In der Studie hat sich gezeigt: Lokale Reaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Rötungen oder Schwellungen traten bei 73 Prozent der geimpften Kinder auf. Bei knapp der Hälfte der Kinder traten zudem auch Kopfschmerzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Schüttelfrost und Fieber auf. Die gute Nachricht: Innerhalb der Studie kam es zu keinen schweren Nebenwirkungen – etwa Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen.

Können sich alle Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren impfen lassen?
Grundsätzlich ja. Die Impfempfehlung der Ekif dürfte allerdings zurückhaltend ausfallen und im Grundsatz so lauten: Alle Kinder können sich impfen lassen, wenn ihre Eltern dies wünschen. Besonders empfohlen werde sie aber nur Kindern mit Vorerkrankungen und solchen mit Risikopatienten ihn ihrem Umfeld, wie Ekif-Präsident Christoph Berger am Wochenende sagte.

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Ab wann können Kinder unter 12 Jahren in der Schweiz geimpft werden?
Ein offizielles Datum gibt es bis jetzt nicht. Obwohl die Corona-Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen am höchsten sind, scheinen es die Behörden bei der Kinderimpfung aber nicht pressant zu haben. Laut «NZZ am Sonntag» soll die Impfung für Kinder erst im Januar bereit sein. Das BAG konnte auf eine entsprechende Blick-Anfrage keine Angaben zum Zeitpunkt eines offiziellen Impfstarts machen. Ärztinnen und Ärzte können aber bereits jetzt Kinder unter zwölf Jahren impfen – auch ohne Empfehlung der Ekif. Voraussetzung dafür ist, dass sie von den kantonalen Behörden den nötigen Impfstoff erhalten.

Wo können Kinder unter zwölf Jahren in der Schweiz geimpft werden?
Derzeit ist weder klar, wer den Kindern die Impfung verabreicht, noch wo dies überhaupt möglich sein wird. Klar hingegen ist: An Schulen soll nicht geimpft werden. Das sagte Silvia Steiner, Präsidentin der Konferenz der Erziehungsdirektoren, der «NZZ am Sonntag». Der Grund: Ein Entscheid über die Impfung sei Sache der Eltern.

Sind Zulassungen von anderen Impfstoffen für die gleiche Altersgruppe zu erwarten?
Swissmedic prüft derzeit auch eine Zulassung des Moderna-Impfstoffs Spikevax für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren. Es handelt sich um eine fortlaufenden Studie mit an die 5000 Teilnehmenden in dieser Altersgruppe, schreibt die Behörde. Die jungen Probanden erhielten im Abstand von 28 Tagen zwei Impfdosen – mit jeweils der Hälfte der Menge der Erwachsenen.

Was sind die Erfahrungen in anderen Ländern?
In den USA werden bereits seit Ende Oktober Fünf- bis Elfjährige mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff geimpft, beobachtet wurden bisher nur milde oder moderate Nebenwirkungen. Kanada und Israel haben auch mit der Kinder-Impfung begonnen. Und die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat am 25. November den Biontech/Pfizer-Impfstoff zur Zulassung empfohlen. In Österreich können sich Kinder ab fünf Jahren darum bereits impfen lassen. Auch Deutschland wird in den nächsten Tagen mit der Kinder-Impfung starten.

Sollen Sie Ihr Kind impfen lassen?
Diese Entscheidung liegt bei den Eltern. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen aktuell besonders hoch. Es ist darum davon auszugehen, dass früher oder später praktisch alle Kinder, die nicht geimpft sind, mit dem Coronavirus in Kontakt kommen werden. Glaubt man Experten, dürfte die Virusvariante Omikron diesen Prozess sogar noch beschleunigen. Mit der Einführung der Impfung für die Kinder kann nun auch den Corona-Ausbrüchen in den Schulen entgegengewirkt und so Infektionsketten unterbrochen werden. Die Kinder sind geschützt und sie müssen nicht mehr in Quarantäne, wenn sie Kontakt zu Infizierten hatten. Stecken sich Kinder mit Corona an, haben sie meist mildere oder gar keine Symptome, schwere Verläufe sind selten. Sie sind aber auch nicht ausgeschlossen. (oco)

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