In einer nicht repräsentativen Umfrage des Vereins Long Covid Schweiz unter 400 Betroffenen gaben drei von vier Teilnehmende an, mehr als drei Monate unter den Spätfolgen einer Covid-19-Infektion leiden. Ein Drittel der Befragten war zum Zeitpunkt der Umfrage bereits ein halbes Jahr krank.
Die häufigsten Beschwerden waren demnach anhaltende Erschöpfung (91 Prozent der Befragten), Belastungsintoleranz (84 Prozent), Konzentrations- und Gedächtnisprobleme (75 Prozent), Kurzatmigkeit sowie Atemnot bei Belastung (71 Prozent), Kopfschmerzen (70 Prozent), Schlafstörungen (67 Prozent) und Muskelschmerzen (64 Prozent). Weniger häufig berichteten die Betroffenen von psychischen Beschwerden wie Ängsten (26 Prozent) und Depressionen (36 Prozent).
Über die Hälfte hatte keine Vorerkrankung
Die Befragten hätten die Liste der vorgeschlagenen 30 Long Covid-Symptome mit über 150 Symptomen ergänzt, wie Long Covid Schweiz in einer Mitteilung vom Donnerstag schrieb.
Vier von fünf der Betroffenen fühlten sich vor der Erkrankung «topfit», mehr als die Hälfte litt an keinen Vorerkrankungen. Neunzig Prozent der Befragten wurden weder während der Krankheit noch danach hospitalisiert, zwei Drittel suchten auch ambulant für die Behandlung der Long Covid-Symptome keine Klinik auf.
20 Prozent arbeitsunfähig
Die Umfrage ergab ebenfalls, dass 43 Prozent der Befragten wieder voll arbeiten, 28 Prozent ihr Arbeitspensum reduzierten und 20 Prozent arbeitsunfähig sind. 7 Prozent der Befragten müssen demnach gepflegt werden oder brauchen externe Unterstützung. Nur rund 4 Prozent können wie vor der Erkrankung uneingeschränkt Sport betreiben.
Viele der Betroffenen fühlten sich gemäss der Umfrage hilflos. So gaben 43 Prozent an, dass ihre Ärztin oder ihr Arzt zwar zuhörte und helfen wollte, aber nicht konnte. Rund 40 Prozent fühlten sich jedoch teilweise oder überhaupt nicht ernst genommen. Gemäss Long Covid Schweiz könnte das daran liegen, dass sich die Diagnose wegen diffuser und schlecht abzugrenzender Symptome und fehlender diagnostischer Tests und Leitlinien schwierig gestalte. So fanden die Betroffenen oftmals Hilfe in Online-Selbsthilfegruppen (81 Prozent) oder informierten sich in wissenschaftlichen Publikationen (61 Prozent).
Den Betroffenen fehlt die Anerkennung
Nach fast eineinhalb Jahren Pandemie fehle es immer noch an der Anerkennung der Erkrankungen, an Leitlinien für Diagnose und Behandlung, Weiterbildung der Fachleute, Forschungsförderung sowie Unterstützung der Betroffenen bei Therapie, Rehabilitation, Versicherungs- und Arbeitsfragen, wie Long Covid Schweiz schreibt. Mit der Umfrage möchte der Verein einen Beitrag leisten zu einer fundierten öffentlichen Diskussion.
Die Befragung wurde im März und April 2021 durchgeführt. Bei 68 Prozent der Teilnehmenden wurde eine Coronavirus-Infektion mit einem positiven PCR-Test bestätigt, bei rund 8 Prozent fiel dieser Test negativ aus. Die Mehrheit der Befragten war zwischen dreissig und sechzig Jahre alt, weiblich und Mitglied der Selbsthilfegruppe Long Covid Schweiz.
Der Verein wurde im März diesen Jahres offiziell gegründet und kämpft nach eigenen Angaben unter anderem für die Anerkennung von Long Covid als Krankheitsbild, die Sensibilisierung der Ärzteschaft, Bevölkerung und Politik sowie für die Erarbeitung von Leitlinien zur Diagnose und Behandlung. (SDA/vof)