Seit acht Monaten angeschlagen
Drama um Hamilton – hat ihn Long Covid erwischt?

Er sah müde aus. Sein Gang war eher schleppend. Und auf dem Podest musste er sich am Knie abstützen. Sir Lewis Hamilton (36) konnte in Budapest seinen dritten Platz, aus dem wohl bald ein zweiter Rang wird, nicht geniessen.
Publiziert: 03.08.2021 um 15:35 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2021 um 19:49 Uhr
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Ein müde wirkender Hamilton landet in Budapest auf Rang 3, der später zu einem zweitem wird.
Foto: Getty Images
Roger Benoit

Der siebenfache Weltmeister schnappte nach Luft, griff sich immer wieder an den Kopf – und fehlte in den ersten Minuten der offiziellen Medienkonferenz. Sieger Ocon (Alpine) und Vettel (Aston Martin), der wegen zu wenig Sprit im Tank fünf Stunden später disqualifiziert wurde, staunten. Ja, sie wunderten sich.

Teamarzt statt Medien

Denn normalerweise wird ein Fernbleiben bei einem FIA-Anlass mit mindestens 10 000 Euro gebüsst. Doch Hamilton hatte einen guten Grund. Seine Schwindelanfälle und die totale Ermüdung zwangen ihn nach seiner unglaublichen Aufholjagd vom letzten Platz zum Teamarzt.

«Ich fühlte mich einfach nicht wohl, erschöpft und auf dem Podest habe ich vieles nur noch verschwommen gesehen. Eine seltsame Erfahrung. Es war noch schlimmer als kürzlich beim Sieg in Silverstone.»

Im Dezember 2020 positiv

Schon damals gab es in einigen Teams Spekulationen über den angeschlagenen Superstar. Das brutale Wort kam auch in Ungarn aus allen Ecken im Fahrerlager: Long Covid.

Lewis Hamilton hatte es im Dezember 2020 bei einem Corona-Test in Dubai erwischt: Er musste in die Quarantäne und wurde beim zweiten Rennen in Bahrain im Mercedes ersetzt.

Nicht durch den belgischen Ersatzpiloten Stoffel Vandoorne, sondern man zog George Russell von Williams ab. Der Brite startete neben Bottas aus der ersten Reihe und wurde mit viel Pech (Reifen, Boxenstopps) nur 9. Mit der schnellsten Rennrunde!

WM-Leader – keine Freude

Hamilton twitterte aus dem Hotelzimmer: «Es tut weh, wenn ein anderer Pilot in deinem Auto sitzt!» Damals ahnte er wohl nicht, dass ihn Corona für längere Zeit von einem normalen Leben abhält oder noch abhalten wird.

Weil Verstappen nach dem England-Horror auch in Ungarn in den Startcrash verwickelt war (erneut mit einem Mercedes), hat Hamilton wieder die WM-Führung übernommen.

Aber um die echte Freude zu zeigen, war der siebenfache Champion am Sonntag zu schwach.

Lewis stellte Training um

Und noch warten mindestens elf Rennen im Titelduell. Hält Hamilton durch? Jetzt gab er in England zu: «Ich kämpfe schon das ganze Jahr mit meiner Gesundheit. Und es ist immer noch ein Kampf!» Mit klaren Covid-Symptomen.

Und Sir Lewis, der das Wort Corona oder Long Covid als 99-facher-GP-Sieger nie ins Spiel brachte: «Seit dem letzten Dezember musste ich allerdings mein Training umstellen.»

Keine Symptome bei Leclerc und Co

Wann sagt Hamilton die ganze Wahrheit? Auch Pérez, Stroll, Leclerc, Gasly und Norris wurden während der Pandemie als aktuelle GP-Fahrer positiv auf Corona getestet. Doch keiner klagt über Symptome wie jetzt Hamilton.

Mit Toto Wolff, Lawrence Stroll (Aston Martin), Zak Brown (McLaren) und den inzwischen entlassenen Simon Roberts (Williams) erwischte es bei Corona-Tests auch vier Mitbesitzer oder Teamchefs – alle vier sind mit dem gleichen Motor unterwegs, Mercedes. Natürlich Zufall.

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