Der Chronist hat für Blick in 52 Jahren schon weit über hundert Formel-1-Interviews gemacht. Legendär jenes von 1990 mit Ayrton Senna in Estoril, als der Brasilianer vorschlug, sich auf den Boden einer Tankstelle vor dem Fahrerlager zu setzen.
Während der Corona-Krise sind persönliche Gespräche ohne Masken oder in den Motorhomes der Teams gar nicht möglich – ausser man flüchtet sich auf den eher unpersönlichen Zoom-Kanal.
Alfa-Sauber-Chef Frédéric Vasseur liess einfach zwei Stühle neben den Team-Palast im Fahrerlager von Mogyorod stellen … Alles gut, wenn da im Hintergrund nicht Porsche trainiert hätte.
Aus dem Interview wurde so ein Gespräch mit wenigen Themen. Warum geht im Team 2021 bisher vieles schief? Vasseur: «Wir sind natürlich selbst enttäuscht. Letztes Jahr hatten wir auf die Spitze 2,5 Sekunden Rückstand, jetzt noch 1,4. Aber irgendwie fahren wir meist knapp neben den Punkten vorbei. Das Auto, die Fahrer, die Reifen oder andere Umstände – es passt einfach nie richtig zusammen! Das müssen wir beenden und den 8. WM-Platz sichern.»
Wie? «Ich weiss es auch nicht. Wir konzentrieren uns ja seit Wochen voll auf das neue Auto für 2022. Da kommen jetzt keine neuen Teile mehr aus Hinwil.»
Glauben Sie wirklich, dass die Formel 1 dann näher zusammenrückt? Vasseur: «Im ersten Jahr kaum, da wird der Unterschied vielleicht noch grösser. Doch wenn die Stabilität einmal greift, dann haben wir mit unserer Infrastruktur und dem Windkanal eine bessere Zukunft – und wir sind dabei! 2009 kam Brawn auch aus dem Nichts und holte den Titel.»
Alfa bleibt, Hauptsponsor Orlen auch? «Wir verhandeln!» Wie mit den Fahrern? «Richtig. Unser Projekt macht das Team für alle Fahrer, die auf dem Markt sind, interessant.»
Die Fans fragen: Bleiben Giovinazzi und Räikkönen? Vasseur: «Das entscheide nicht ich allein, das entscheidet die ganze Firma. Bis im September wissen wir, wer fährt!» Zur Auswahl stehen neben Bottas noch sieben andere Namen. Vasseur: «Das ist Ihre Interpretation. Also müssen alle auf den September warten.»