Vettels Auto beschlagnahmt
Alfa-Sauber muss mit Aston Martin hoffen

Es geht wieder einmal um die berühmten acht Millionen Dollar. Das ist am Ende der Preisgeld-Unterschied zwischen dem achten und neunten WM-Rang. Deshalb zittert Alfa-Sauber jetzt mit Aston Martin. Und hofft, dass Vettels Disqualifikation nicht bleibt.
Publiziert: 02.08.2021 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2021 um 16:36 Uhr
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Im Tank von Sebastian Vettels Aston Martin fehlte Benzin. Statt Zweiter wurde der Deutsche disqualifiziert.
Foto: imago images/Laci Perenyi
Roger Benoit, Budapest

Dann würden die Hinwiler nach dem Nationalfeiertags-Flop «nur» mit 2:6 Punkten gegen Williams-Mercedes zurückliegen. Verliert Vettel den zweiten Platz, würde das britische Team mit den zwei Ex-Sauber-Leuten Jost Capito (Chef) und Willy Rampf (Technik-Berater) als neuer WM-Achter schon mit 10:3 Punkten gegen Alfa-Sauber führen.

Scheitert schon der Protest?

Die Chancen für Aston Martin-Mercedes stehen schlecht. Die FIA hat für alle Fälle sofort Vettels Auto in Ungarn beschlagnahmt und nach Frankreich transportiert.

Das grüne Team des kanadischen Milliardärs Lawrence Stroll wird zwar Protest gegen die Disqualifikation einreichen, aber wird der von den Komissären des Weltverbandes überhaupt angenommen?

Ein Liter Sprit gesucht…

Die Sachlage ist klar: Nach dem Rennen muss die FIA bei jedem Auto einen Liter Sprit für eine eventuelle Kontrolle auspumpen können.

Bei Vettel fand man noch 0,3 Liter im Tank. Das Team sprach von 1,74 Liter. Aber wo?

Der Fehler liegt klar bei Aston Martin und Vettel, der das ganze Wochenende mit den Regenbogenfarben auf den Schuhen, dem Helm, auf dem T-Shirt und der Maske für eine offene Gesellschaft kämpfte. Und so im Land des Anti-Regenbogens klar die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Die 12 unnötigen Kurven

Nun, Vettel wurde vom Team mehrmals gewarnt («Safe fuel, spare Benzin»). Man wusste, dass es auf den 70 Runden sehr knapp würde. Doch nach dem Ziel fuhr der Deutsche trotzdem noch zwölf Kurven weiter. Bis der Befehl kam: «Auto abstellen!»

Die Förderpumpe funktionierte nicht mehr, der Motor geriet in Gefahr. Aber man rechne: Auf einer Runde auf dem 4,381 km langen Hungaroring braucht man 1,8 bis 2,0 Liter Sprit.

Die beiden Williams-Piloten Latifi (8.) und Russell (9.) stoppten gleich nach der Ziellinie. Sie wussten um die drohende Gefahr – und wurden prompt auch kontrolliert!

Bullen drücken Vettel die Daumen

Neben Aston Martin und Alfa-Sauber hoffen jetzt auch das punktelos gebliebene Team von McLaren-Mercedes und Red Bull-Honda (10. Verstappen), dass Vettel den zweiten Platz behalten darf.

McLaren (12. Ricciardo), weil dann Sainz vom direkten Gegner Ferrari nicht aufs Podest kommt. Und die Bullen, die in den letzten zwei Rennen das Zepter wieder an Mercedes abgeben mussten, wären froh, wenn Hamilton als neuer Zweiter nicht noch mehr Punkte gutmachen könnte.

5 Teams für Disqualifikation

Auf ein hartes Urteil der FIA hoffen natürlich Williams-Mercedes (siehe Rechnung gegen Alfa-Sauber am Anfang) und Mercedes mit dem neuen WM-Leader Hamilton.

Auch Ferrari wäre happy, wenn Sainz als Dritter für die Roten den dritten Podestplatz 2021 «geschenkt» erhalten würde. Sieger Alpine würde Alonso vom fünften auf den vierten Platz bringen.

Und Alpha Tauri-Honda könnte sein Punktekonto mit Gasly und Tsunoda gleich um vier Zähler erhöhen. Jetzt 14 – bei Vettels Rauswurf wären es neu 18. Nur Haas-Ferrari ist im «Fall Vettel» aus dem Punkte-Spiel. Dort strahlte Schumi: «Dass wir vor einem Alfa-Sauber ins Ziel kamen, ist für uns ein grosser Ansporn!»

Die unruhige Sommerpause…

Die Formel 1 hat sich bestimmt einen ruhigeren Start in die Sommerpause bis Spa am 29. August gewünscht. Dort müssen die beiden bösen Budapest-Buben Bottas und Stroll schon mal je fünf Startplätze zurück.

Bis zu einem weiteren Urteil der FIA bleiben übrigens die Resultate vom 11. Grand Prix 2021 bestehen. Nur die beiden WM-Stände wurden vorsorglich schon mal geändert ...

Im Renn-Resultat ist Vettel immer noch Zweiter.
Foto: F1
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Der WM-Stand wurde bereits angepasst.
Foto: F1

Fans sind die Leidtragenden

Man kann sich nur wünschen, dass in Zukunft nicht mehr viele Formel-1-Rennen ein solch langes Nachspiel haben. Wie jetzt. Die Millionen GP-Fans feiern auf dem Podest gerne die drei strahlenden und jubelnden Piloten, von denen dann einer nach fünf Stunden – wie hier in Budapest – vorerst disqualifiziert wird.

Aber wer mit einem Regelbuch von weit über 150 Seiten durch die Welt reist, darf sich nicht wundern, wenn irgendwo an diesen hochkomplizierten Boliden ein Tatort entdeckt wird. Ob es dabei um einige Millimeter oder Gramm geht – oder eben ein paar Tropfen Sprit fehlen.

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