Vor über einem Jahr breitete sich das Coronavirus rasend schnell auf der Welt aus. Es folgte eine Zeit gezeichnet von Angst und Unsicherheit, wann das Ganze wieder ein Ende finden und wir zur Normalität zurückkehren würden.
Lektüren über Pandemien, Kriege oder globale Krisen stiessen während der Corona-Zeit auf Anklang. Wem beim Gedanken ans Lesen eines solchen Buches ein Schauer über den Rücken lief, der ist vielleicht jetzt bereit, zu einem Pandemie-Roman zu greifen. Denn in der Realität geben gesunkene Fallzahlen nun wieder neue Hoffnung.
Lesetipp 1: «Nemesis» (2010) von Philip Roth
Philip Roth (1933–2018) war ein preisgekrönter US-amerikanischer Schriftsteller: 1998 erhielt er den Pulitzerpreis und wurde im Weissen Haus mit der National Medal of Arts geehrt. Einige Jahre später folgte die höchste Auszeichnung: der American Academy of Arts and Letters, die Gold Medal. Mit «Nemesis» veröffentlichte Roth 2010 die Geschichte über den jungen Sportlehrer Bucky, der während einer schweren Polio-Epidemie im Jahr 1944 in Newark lebt. Kinder erleiden aufgrund der Seuche Lähmung oder gar den Tod. Bucky bleibt in all diesem Dilemma ruhig, steckt zwischen einem Gefühl der Vergeblichkeit und dem Wunsch nach privatem Glück.
Lesetipp 2: «Oryx und Crake» (2003) von Margaret Atwood
Diese Lektüre sollte wohl besser nicht vor dem Zubettgehen gelesen werden: Der «Daily Telegraph» lobte Margaret Atwoods (82) Recherche, da ihre «biotechnologisch hergestellte Apokalypse» durchaus realistisch ist und möglich wäre. Der Roman der kanadischen Schriftstellerin erzählt von Jimmy, einer einsamen Seele, die in einer von Klimakatastrophen bedrohten Welt lebt. Sein Freund Crake ist Wissenschaftler und zudem ein Genie der genetischen Manipulation, der sein ganz eigenes Ziel verfolgt. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz: Die beiden sind derselben Frau verfallen – der rätselhaften Oryx.
Lesetipp 3: «Das Glück der anderen» (2001) von Stewart O'Nan
In «Glück der anderen» von Stewart O'Nan (60) muss sich Jacob Hansen, ein Sheriff, Leichenbestatter und Pastor, zwischen der Rettung der Gemeinschaft und der Rettung von sich selbst und seinem privaten Leben entscheiden. Eine Seuche bricht in einer US-amerikanischen Kleinstadt aus und die Menschen missachten Hansens Warnungen und alle Massnahmen. Die Infektions- und Todeszahl steigt rasant an und Panik bricht aus. Hansen steht vor einer schweren Entscheidung.
Lesetipp 4: «The Hot Zone» (1994) von Richard Preston
Richard Preston (66) diskutiert in seinem gefeierten Tatsachenthriller die Anfänge des Ebola-Virus vor über vierzig Jahren. Es handelt sich dabei um die aus dem afrikanischen Regenwald stammende Filoviren, die den Erkrankten innerhalb von wenigen Tagen auf brutalste Weise töten können. Das Buch des US-amerikanischen Schriftstellers gilt als eines der 100 grössten Bücher, die ein Jahrhundert der Wissenschaft geprägt haben. «Hot Zone: Ebola, das tödliche Virus» macht auf erschreckende Weise deutlich, dass es nicht auszuschliessen ist, dass die Menschheit eines Tages einer Seuche wie Ebola erliegen könnte.
Lesetipp 5: «The Stand – Das letzte Gefecht» (1978) von Stephen King
Gruselmeister Stephen King (73) schuf in «The Stand» eine apokalyptische Welt, in der eine Handvoll Überlebende versucht, die Zivilisation zu retten. Der Kampf zwischen Gut und Böse ist dabei allgegenwärtig. Der grösste Gegner der letzten Menschen ist dabei der sogenannte Dunkle Mann, eine mystische Gestalt, die das absolut Böse verkörpert.
Lesetipp 6: «Die Pest» (1947) von Albert Camus
«Die Pest» von Albert Camus (1913–1960) gilt als Klassiker der Weltliteratur. Der Roman des französischen Schriftstellers behandelt die rätselhaften Ereignisse in der Stadt Oran. Dort kommen die Ratten aus den Kanälen und verenden auf den Strassen. Das heimtückische Fieber geht auf die Menschen über, eine Pest bricht in der Stadt aus und es gibt kein Entrinnen. Camus beleuchtet das beharrliche und sinnlose Handeln der Menschen im Rahmen einer Katastrophe.
Lesetipp 7: «Die Pest zu London» (1722) von Daniel Defoe
Mithilfe von Erzählungen Überlebender kreierte «Robinson Crusoe»-Autor Daniel Defoe (1660–1731) eine realistische Chronik der Grossen Pest in London. Rund 70'000 Todesopfer forderte diese allein in London in den Jahren 1665 und 1666. Der englische Schriftsteller war zu dieser Zeit erst fünf Jahre alt, griff die Geschehnisse aber anlässlich der Pest in Marseille im Jahre 1720 auf. In Defoes fiktivem Erlebnisbericht wird ein Londoner Kaufmann begleitet, der die immer schlimmer werdende Seuche hautnah miterlebt. Scharlatane nutzen die Not der Menschen aus und nutzen die elende Lage erbarmungslos aus. Jeder Stadtbewohner hat seine ganz eigene schreckliche Geschichte.