Einträchtig stehen sie im Garten nebeneinander, säuberlich aufgereiht: die vier Grills der Familie Mikes. Schon steigt Rauch aus einem der Kohlegrills auf, und Elisabeth Mikes eilt mit einem Teller voller Meeresfrüchtespiesschen herbei. Die sogleich liebevoll von Sohn Sebastian auf den Rost befördert werden. Feierabend bei den Mikes im aargauischen Döttingen sieht mitunter so aus. Denn die vierköpfige Familie ist ein eingespieltes Grillteam.
Fast ist man versucht zu sagen, ein Profiteam, was Mathias Mikes aber weit von sich weist: «Wir sind wirklich reine Hobbyköche.» Und als solche nehmen die Mikes seit ein paar Jahren an den Schweizer Meisterschaften der Swiss Barbecue Association (SBA) teil. Das erste Mal 2013, erklärt der Hausherr, reibt sich die Hände und klopft liebevoll auf das leicht angerostete Gehäuse des Smokers vor ihm: «Und der hier ist der Schuldige daran, dass wir heute so begeisterte Grillierer sind.»
Das schwarze Monster, das entfernt an eine historische Mini-Lok erinnert, war ihm 2009 zum Geburtstag geschenkt worden. Und weil der gelernte Koch unbedingt wissen wollte, wie man damit grilliert, schaute er erst mal eine Weile bei den Profis der Swiss Barbecue Association zu. «Das war grossartig, all diese Leute zu erleben, die aus völlig unterschiedlichen Welten kommen und sich einfach treffen, um beim Grillieren Spass zu haben.»
Und er lernte dazu. So kann er nicht nur ganze Menüs samt Brot und Dessert auf dem Grill zubereiten, sondern weiss auch, dass beispielsweise Brustfleisch vom Rind nach etwa 20 Stunden in der indirekten Hitze des Smokers butterzart und superaromatisch ist. Bei den meisten Schweizern kommt es ansonsten als Siedfleisch auf die Teller. «Wichtig ist die Temperatur, die 130 Grad nicht überschreiten darf.» Aus Neugierde wurde erst Leidenschaft, dann Ehrgeiz: Das sympathische Miteinander und auch der Wettbewerb unter den Mitgliedern der SBA spornten die ganze Familie an, ebenfalls mitzumachen. Und so meldeten sich die Mikes nach einigem Üben 2013 zur Meisterschaft für Profi- und Amateur-Grillierer bei der SBA an.
Was dann passierte, entlockt Sohn Kilian (18) noch heute ein verschmitztes Lächeln: Das feurige Familienteam erreichte bei seiner ersten Meisterschaft auf Anhieb Platz sechs. «Sehr cool», findet auch Mathias. Und weil der grillbegeisterte Mann, der im Hauptberuf COO bei einem Facility-Unternehmen ist und nebenbei auch noch golft, keine halben Sachen macht, trat er noch dem Vorstand der SBA bei.
Um die 170 Mitglieder hat die vor 20 Jahren von einer eingeschworenen Truppe von Smoker-Fans gegründete Association heute. Für Mikes steht aber «nicht der Wettbewerb, sondern Spass, eine gute Stimmung und das gemeinsame Grillieren im Vordergrund, wenn wir uns treffen». Gepflegt wird das gesellige Zusammensein und Fachsimpeln über das Grillieren bei regelmässigen Veranstaltungen und natürlich auch Wettkämpfen. Dass die SBA so gross geworden ist, hat für ihn einen einfachen Grund: «Grillieren ist heute Lifestyle.» Wohl nirgendwo anders werden die neusten Trends so verfolgt, ist so viel Fachwissen über die unterschiedlichen Methoden des Barbecues und Grillierens beisammen wie dort.
Höhepunkte des Jahres sind die Barbecue-Battles in den verschiedenen Kategorien Einzelgrillierer sowie Profi- und Amateurmeisterschaften. Da zählt dann vor allem Präzision und Können. Alles muss stimmen, die Optik, der Biss, die verlangte Garstufe, Beilage und natürlich der Geschmack. Am 25. September 2016 tritt Familie Mikes wieder an. Sie freut sich, denn wie Mathias meint: «Dabei sein ist eben alles.»www.swissbarbecue.ch