Leises Surren, blinkende Knöpfe, gelegentlich ein Warnton. Dann setzen sich die Druckmaschinen in Bewegung. Papier fliesst von dicken Rollen. Druckplatten versehen es mit farbiger Tinte. Dreizehn junge Menschen beobachten, wie der Blick gedruckt wird. Kurz vor Mitternacht nehmen sie im Druckzentrum Bubenberg in Zürich die Schlagzeilen vom nächsten Tag frisch ab Presse.
Wie entsteht eine Geschichte?
Letzte Woche erhielten zehn junge Frauen und drei junge Männer Einblick in die Arbeit auf der Blick-Redaktion. Sie nahmen am dritten Blick-Mediacamp teil. Studierende und Lernende verteilten sich auf die Ressorts. Sie schrieben Geschichten über die horrenden Eintrittspreise am Caumasee GR, beobachteten, wie in der Politik eine Recherche um den fliegenden Bundesrat entsteht. Einige besuchten das Bundeshaus in Bern, andere die Premiere des Musical «Io senza te» in Thun BE, zwei nahmen an einer Medienkonferenz des FC Zürich teil. Eine junge Journalistin reiste nach Domat/Ems GR, um die Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher zu interviewen.
Während einer Woche lernten die Mediacamper in Kursen von den Profis: Wie eine Politikjournalistin agiert oder ein Wirtschaftsjournalist, wie gute Texte entstehen, was ein Chefredaktor tut, oder wie man im rechtsradikalen Milieu recherchiert.
Eine Frage begleitete die Sportredaktion: Wechselt Torhüter Yann Sommer (33) nun nach Nizza? Oder bleibt er in Deutschland? Der stellvertretende Chefredaktor Sport Andreas Böni erklärte, wie er in solchen Fragen stets versuche, zwischen Gerüchten und Fakten zu unterscheiden.
Journalistin ist man immer
Die jungen Erwachsenen waren zwischen 16 und 22 Jahre alt und kamen aus verschiedenen Regionen der Schweiz, eine aus Österreich. «Trotz grossen Altersunterschieds kamen wir blendend miteinander aus», sagt Vivienne Rüegger (22) aus Zürich.
Die Gruppe lernte sich am ersten Abend im asiatischen Restaurant Lily’s Factory kennen. Gemeinsam schauten sie den amerikanischen Spielfilm «Spotlight» über die Aufdeckung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Boston. Danach redeten sie bei Pizza und Gelato über investigativen Journalismus.
Sie besuchten die offene Rennbahn Oerlikon und die Druckerei, die den «Tages-Anzeiger», die «NZZ» und Blick druckt. «Es war ein berauschendes Gefühl, den frisch gedruckten Blick in den Händen zu halten, der erst am nächsten Morgen am Kiosk liegt», sagt Céline Bradke (22) aus Rorschacherberg SG. Sie empfand die Woche als lehrreich. «Wir erhielten eine völlig neue Sicht auf die Medien», sagt Gina Bichsel (17) aus Walliswil bei Wangen BE. «Wegen des Mediacamps werde ich Artikel künftig anders lesen.»
Für die Mediacamper war es prägend, dass Journalistinnen und Journalisten auch abseits der Arbeit stets ein waches Auge für eine Story haben sollten. «Journalistin oder Journalist ist man immer», sagt Peter Hossli, der Leiter des Mediacamps. Also rund um die Uhr. Abgeschreckt hat das niemand.