Lehrer Niko Kappe rät
«Social-Media-Verbote sind der falsche Weg»

Soziale Medien für Jugendliche verbieten? Das findet Buchautor Niko Kappe falsch. In «Generation Tiktok» erklärt der Lehrer, warum Social Media für Jugendliche wichtig ist.
Publiziert: 19:37 Uhr
|
Aktualisiert: vor 46 Minuten
1/10
Der Berliner Lehrer und Tiktoker Niko Kappe fordert einen bewussten Umgang mit sozialen Medien statt pauschale Verbote.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Lehrer und Tiktoker Niko Kappe sieht Social Media positiv
  • Soziale Medien sind wichtig für Jugendliche
  • Medienkompetenz und kritisches Denken sind essenzielle Fähigkeiten für die Zukunft
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Ramona_Rosati_Praktikant Ressort Gesellschaft _Blick Ringier_3-Bearbeitet-Bearbeitet.jpg
Ramona RosatiRedaktorin Gesellschaft

Australien verbietet Jugendlichen unter 16 die Nutzung sozialer Medien, und auch in anderen Teilen der Welt gibt es Bestrebungen in Richtung ähnlicher Verbote. Niko Kappe (39) erachtet diesen Weg als falsch – und hat mit der Neuerscheinung «Generation Tiktok» ein Sachbuch dazu geschrieben.

Der Lehrer und Tiktoker (@nikothec) aus Berlin plädiert dafür, Social Media nicht als Bedrohung zu sehen. Stattdessen brauche es einen aktiven Umgang mit der digitalen Welt, zeigt sich Kappe im Gespräch mit Blick überzeugt. «Es verändert sich was, und wir müssen da einfach mitgehen.» Angst vor Veränderungen dürfe nicht dazu führen, dass digitale Medien grundsätzlich abgelehnt oder verboten werden. 

Niko Kappe verschliesst die Augen nicht vor den Risiken, die soziale Medien mit sich bringen können. Doch fokussiert er auf die positiven Aspekte. Fünf zentrale Argumente, warum Social Media für Jugendliche wichtig ist. 

1

Social Media ist Teil des Alltags – ein Leben ohne digitale Welt gibt es nicht

Soziale Medien sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft, sie lassen sich nicht «abschalten». Kappe sagt: «Man kann es nicht stoppen.» Statt Social Media zu verteufeln, sollen sich Eltern und Lehrpersonen damit auseinandersetzen. «Wenn du möchtest, dass dein Kind Social Media benutzt oder auch ein Smartphone hat, dann musst du das auch benutzen.» Ein bewusster Umgang ist also wichtiger als ein generelles Verbot.

2

Medienkompetenz ist eine zentrale Fähigkeit für die Zukunft

Der richtige Umgang mit digitalen Medien ist heute eine essenzielle Fähigkeit. Kappe betont: «Medienkompetenz ist nicht nur was für junge Leute.» Kritisches Denken und die Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen, sind wichtiger denn je. Gerade mit der Zunahme von KI-generierten Inhalten müsse jede und jeder lernen, sich die Frage zu stellen: «Kann das stimmen?» 

3

Social Media als Raum für Gemeinschaft und Sichtbarkeit

Soziale Medien geben Menschen, die sonst wenig Gehör finden, eine Stimme. Kappe erklärt: «Wenn man 14 ist, auf dem Land lebt und niemanden kennt, der so ist wie man selbst, dann kann Social Media das Tor zu einer Gemeinschaft sein.» Plattformen wie Tiktok ermöglichen es Jugendlichen, Gleichgesinnte zu treffen und Vorbilder zu entdecken.

4

Jugendliche informieren sich politisch über Social Media

Soziale Medien ermöglichen Jugendlichen einen leichteren Zugang zu politischen Themen. «Viele Jugendliche beziehen ihr Wissen heute aus Tiktok-Videos», erklärt er. Während das eine Chance ist, birgt es auch Gefahren wie Desinformation. Daher fordert Kappe eine stärkere Regulierung durch den Staat und eine differenzierte Auseinandersetzung mit politischen Inhalten auf Social Media.

5

Social Media fördert die Kreativität

Neben dem reinen Konsum bietet Social Media Jugendlichen die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden. Kappe vergleicht die Videokultur auf Tiktok mit einer jahrtausendealten Kulturpraxis, bei der Inhalte immer wieder neu interpretiert und vermischt werden. Gleichzeitig betont er, dass eine gesunde Balance wichtig ist: «Man muss sich überlegen, was Kinder verpassen, wenn sie nur vor dem Bildschirm sitzen.» Denn besonders auch reale Erfahrungen, soziale Interaktionen und analoge Hobbys tragen zur persönlichen Entwicklung bei.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?