Auf einen Blick
- Herzschmerzgeschichten von sechs verschiedenen Personen
- Liebeskummer kann tiefgreifende emotionale und physische Auswirkungen haben
- Eine Beziehung endete nach zehn Wochen, bei anderen war die Liebe unerwidert
Hans* (34) – sie wählte den besten Freund
Es war wie eine schlechte Seifenoper: Ich war 17 und in der Schule in eine Klassenkameradin verliebt, aber die entschied sich stattdessen für meinen besten Freund Michi. Das waren nicht so glückliche Zeiten – und natürlich bekamen alle Kollegen das Drama mit. Ich wünschte mir mehr als einmal, der Erdboden würde mich verschlucken. Ich verarbeitete die Erfahrung in einem Stop-Motion-Filmchen mit Lego, untermalt von einer Nightwish-Ballade. Richtig cringe, aber irgendwie hat es mir wohl doch etwas gebracht. Immerhin: Die Freundschaft mit Michi hat das Drama überlebt – ich half ihm erst gerade vorletztes Wochenende zügeln.
Roman (41) – eine gemeinsame Nacht
Ich habe mich damals als 19-jähriger Kellner jede Woche auf Freitag gefreut, weil SIE als Aushilfe für ein paar Stunden bei uns jobbte. Ich habe sie umgarnt, obwohl ich wusste, dass sie einen Freund hatte. Eine magische Nacht schenkte sie mir, danach sahen wir uns erst bei einem Coldplay-Konzert wieder. Sie kam mit ihrer Schwester und gab mir auf der Heimfahrt einen langen Brief, in dem sie mir mitteilte, dass sie bei ihrem Freund bleiben würde. Ich soff mich zu Hause mit einer Flasche Billig-Rum ins Elend und hörte das zweite Klavierkonzert von Rachmaninow in Endlosschlaufe. Die Nacht endete in einem Filmriss, und ich weiss nur, dass ich auf allen vieren ins Badezimmer kroch. Der Liebeskummer dauerte noch ein bisschen an, und da sie grüne Augen hatte und wir oft Coldplay zusammen gehört hatten, war das Lied «Green Eyes» auch nicht wirklich hilfreich.
Lena (20) – nach zehn Wochen war Schluss
Alles endete auf einer Bank. Damals war ich 17. Ich gab ihm ein Armband aus Holzperlen, das ich ihm eigentlich als Souvenir aus den Ferien mitgebracht hatte. «Ich will es nicht, es erinnert mich an dich. Mach damit, was du willst», sagte ich, bevor ich aufstand, weglief und mit verweintem Gesicht «We Had Today» von Rachel Portman in maximaler Lautstärke hörte. Am Abend zuvor war mir meine beste Freundin zur Seite gestanden. Dass er nach gerade mal zehn Wochen Beziehung eine andere geküsst hatte, mit ihr vielleicht noch mehr gemacht hatte – ich wollte es in diesem Moment gar nicht wissen –, dass er mich seinen Freunden verschwiegen hatte: Das alles hatte ich gerade erfahren, aber ich brachte es nicht über die Lippen. Sie hielt mich, auf dem Kiesweg zu ihr nach Hause, beim Einschlafen, als ich nicht aufhören konnte zu weinen.
Nico* (17) – zurück zum Ex
Meine Ex-Freundin und ich haben uns im Januar nach fast zwei Jahren Beziehung getrennt. Ich spürte schon vorher, dass etwas nicht stimmte, da sie immer distanzierter wurde. Sie sagte, es liege nicht an mir, aber sie wolle ihr eigenes Leben leben. Kurz nach der Trennung kam sie wieder mit ihrem Ex-Freund zusammen. Die erste Zeit war hart. Ich fühlte mich betrogen, und mein Selbstwertgefühl war am Boden. Geholfen haben mir die Unterstützung meiner Freunde und Krafttraining. Dadurch habe ich langsam wieder Halt gefunden. Auch das Schreiben half mir, meine Gedanken zu ordnen und die Trauer zu verarbeiten – es wurde wie eine Art Selbsttherapie für mich. Manchmal bin ich immer noch traurig, aber es ist eine angenehme Trauer. Ich erinnere mich gern an die schönen Momente. Ich will noch nicht ganz damit abschliessen. Sonst fühlt es sich an, als würde ich den letzten Teil von ihr gehen lassen.
Sarah* (36) – kompletter Kontaktabbruch
Mein erster Liebeskummer war schlimm. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich meiner Mutter sagte: «Mami, ich glaube, ich sterbe.» Die Beziehung war sehr toxisch – er hat mich psychisch manipuliert und bewusst klein gehalten. Ich war Anfang 20, er war acht Jahre älter. Nach weniger als einem Jahr machte er Schluss. Durch die Trennung fiel ich in ein tiefes Loch und kämpfte mit Essstörungen. Da war diese Leere, gepaart mit der verzweifelten Hoffnung, dass er zurückkommen könnte. Um mich zu schützen, habe ich den Kontakt komplett abgebrochen und ihn blockiert. Quasi ein kalter Entzug. Das hat mir geholfen, über ihn hinwegzukommen.
Lisa* (29) – Schluss im Austauschsemester
Mit 23 endete meine Beziehung nach knapp einem Jahr. Er machte Schluss, während ich im Austauschsemester in Madrid war. Ich spürte, dass wir uns wegen der Distanz auseinanderlebten. Trotzdem kam die Trennung für mich aus dem Nichts und erschütterte mich. Im ersten Moment fühlte ich mich völlig im Stich gelassen. In einer Beziehung erwartet man, dass man füreinander da ist und die Zukunft gemeinsam gestaltet, doch plötzlich wird man einfach fallen gelassen. Die andere Person entscheidet sich einfach von heute auf morgen gegen einen. Trotz des Schmerzes spürte ich bald Erleichterung, als wäre eine Last von meinen Schultern gefallen. Zurück in der Schweiz begann ich all die Dinge zu tun, die ich mir lange vorgenommen, aber nie umgesetzt hatte. Ich engagierte mich kulturell und begann mit dem Segeln. Es fühlte sich wie ein Neustart an.
* Namen geändert