Von der Partnerin oder dem Partner verlassen zu werden – der Gedanke daran setzt viele Menschen in Panik. Auch in der Schweiz ist Verlustangst weit verbreitet – am häufigsten unter Frauen. Darauf weist eine für den «Sanitas Health Forecast» 2024 durchgeführte Umfrage hin. Ängstliche Beziehungstypen klammern sich an ihren Partner, weil sie das Gefühl haben, nicht ohne ihn existieren zu können.
Auslöser sind oft Erziehungsstile, die auf Kontrolle und Folgsamkeit beruhen. Die Kinder, bei denen die Stile angewendet werden, können als Erwachsene oft schlecht mit ihren Emotionen umgehen. Der in Luzern stationierte Beziehungscoach Chris Bloom (39) widmet sich im Selbsthilfebuch «Good-Bye Verlustangst!» dem Thema. Er erklärt, wie du dich in einer Beziehung nicht im Gegenüber verlierst.
Gestehe dir ein, dass du Verlustangst hast
In einem ersten Schritt geht es gemäss Bloom darum, der Realität ins Gesicht zu blicken und sich einzugestehen, dass man Verlustangst hat – dass man traurig und wütend ist, sobald man nicht mit dem Partner zusammen ist. Bloom: «Ängstliche Beziehungstypen verdrängen negative Gefühle lieber und wollen stattdessen nonstop vom Partner bestätigt kriegen, dass er einen liebt und niemals verlassen wird. Das kann man aber von niemandem verlangen.»
Investiere in Freundschaften
Wer unter Verlustangst leidet, für den sei es besonders wichtig, Freundschaften zu pflegen, sagt Bloom, auch wenn es nur wenige seien. «Oder besuchen Sie zum Beispiel einen Kochkurs und treten Sie einem Sportverein bei. Das stärkt Ihr Netzwerk, macht Sie selbstbewusster und weniger abhängig vom Partner.»
Beginne anders über dich zu denken
Ängstliche Beziehungstypen schätzen sich gegenüber ihrem Partner oft als minderwertig ein. Daran schuld können sogenannte Glaubenssätze sein, die sie schon in ihrer Kindheit verinnerlicht haben. Zum Beispiel: «Wenn ich verlassen werde, bin ich verloren.» Wer sich dessen bewusst werde, könne den negativen Glaubenssätzen positive Selbstzuschreibungen zur Seite stellen, sagt Bloom. «Zum Beispiel, dass man zwar ein ängstlicher, aber auch liebenswerter Mensch ist.»
Übernimm Verantwortung
Wer mit Verlustangst lebt, macht oft den Partner verantwortlich für die eigene Misere. Im Stil von: «Du bist schuld, wenn es mir nicht gut geht.» Es helfe, sich in solchen Momenten, vor Augen zu führen, dass man bis zu einem gewissen Grad auch selbst fürs eigene Wohlbefinden sorgen kann, sagt Bloom. «Dazu gehört auch, dass man dem Partner sagt, dass man unter Verlustangst leidet.»
Sabotiere deine Beziehung nicht
Weil ängstliche Beziehungstypen grosse Angst davor haben, vom Gegenüber nicht wahrgenommen und deshalb – in ihrer Logik – nicht mehr geliebt zu werden, provozieren sie gemäss Bloom oft unnötige Konflikte. «Sie brechen ein Drama vom Zaun – einfach nur, um gesehen zu werden. Das schadet einer Beziehung.» Wenn man dem Partner zum Beispiel jedes Mal eine Szene macht, wenn er eine Verabredung mit einem Kollegen hat, könne man zu sich auch etwas sagen wie: Mein Partner liebt mich, braucht aber auch Zeit für sich. Wenn er mit mir zusammen ist, tut er das freiwillig und nicht, weil er sich dazu verpflichtet fühlt.
Chris Bloom, geboren in Koblenz, ist Beziehungscoach, Autor von Ratgebern und Seminarleiter. Der 39-Jährige ist von Haus aus Gesundheitsökonom. Seit 2022 lebt er in Luzern und leitet dort eine Akademie, in der er Menschen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung hilft. Auch bei Verlustangst können sich Betroffene von ihm beraten lassen. Seine Expertise teilt Bloom regelmässig in seinem eigenen Podcast.
Chris Bloom, geboren in Koblenz, ist Beziehungscoach, Autor von Ratgebern und Seminarleiter. Der 39-Jährige ist von Haus aus Gesundheitsökonom. Seit 2022 lebt er in Luzern und leitet dort eine Akademie, in der er Menschen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung hilft. Auch bei Verlustangst können sich Betroffene von ihm beraten lassen. Seine Expertise teilt Bloom regelmässig in seinem eigenen Podcast.
Lerne, loszulassen
Wer Punkt 1 bis 5 erfolgreich verinnerlicht, hat gelernt, sich vom Partner zu entklammern. Yoga- oder Meditationsübungen können laut Bloom zusätzlich helfen, Körper und Geist zu entspannen. «Sie helfen, bei sich zu bleiben, und lenken den Fokus vom Partner ab.» Ein gutes Instrument, mit dem man negative Gefühle loslassen kann, sei ein Tagebuch. «Man schreibt die Emotionen ins Buch und versorgt es im Regal.»