Wenn Paare nach einem Streit Sex haben, passiert das oft spontan und ohne grosses Überlegen. Eigentlich seltsam, denn bis die Dinge verdaut sind, die man einander an den Kopf geworfen hat, können schon mal Tage vergehen.
Trotzdem fühlt sich sogenannter Versöhnungssex intensiver an als Sex, der aus einer harmonischen Situation heraus entsteht. Warum ist das so?
Bei Streitigkeiten sind die verschiedensten Emotionen im Spiel, sagt die Basler Sexologin Melina Dobroka (37) gegenüber Blick. Dazu gehören Wut, Aggression, Verlustangst oder Angst, nicht wahrgenommen oder verstanden zu werden.
Diese Emotionen können gemäss Dobroka überkochen und dazu führen, dass wir Gefühle gar nicht mehr wahrnehmen können. «Die emotionale Überflutung führt zu einem Tunnelblick. Das sogenannt sympathische Nervensystem wird aktiviert. Wir fallen in den Modus ‹entweder Kampf oder Flucht›.»
In so einem Moment kann man keine Nähe mehr zum Gegenüber spüren und zulassen. Das fühle sich sehr unangenehm und unpassend an, sagt Dobroka, denn Menschen würden sich in Beziehungen nach einer starken Verbindung sehnen.
Um aus dieser Situation wieder herauszufinden, könne Sex dazu instrumentalisiert werden, das Nervensystem zu beruhigen. «Er kann dann als sehr leidenschaftlich empfunden werden, weil die dahinterliegenden Bedürfnisse wieder gestillt werden.»
Wenn ohne Streit kein Sex mehr möglich ist
Das heisse aber nicht, dass man den Streit damit löse – im Gegenteil. «Es ist eher eine Strategie, mit deren Hilfe man die Sache für den Moment zur Seite schieben kann. Die Auseinandersetzung entfällt, was einer Beziehung längerfristig schadet.»
Sexologin Melina Dobroka (37) begleitet in einer Praxis in Basel Einzelpersonen und Paare bei der Entfaltung ihrer Sexualität und unterstützt Menschen bei der Bewältigung von sexuellen Schwierigkeiten, Unsicherheiten oder Dysfunktionen. Als Vorstandsmitglied des Fachverbandes für Sexologie Schweiz setzt sie sich für sexuelle Bildung und sexuelle Gesundheit ein. Dobroka studierte an der Fachhochschule Nordwestschweiz Pädagogik und arbeitete als Primarlehrerin, bevor sie 2018 einen Masterstudiengang für Sexologie am Zürcher Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapie abschloss.
Sexologin Melina Dobroka (37) begleitet in einer Praxis in Basel Einzelpersonen und Paare bei der Entfaltung ihrer Sexualität und unterstützt Menschen bei der Bewältigung von sexuellen Schwierigkeiten, Unsicherheiten oder Dysfunktionen. Als Vorstandsmitglied des Fachverbandes für Sexologie Schweiz setzt sie sich für sexuelle Bildung und sexuelle Gesundheit ein. Dobroka studierte an der Fachhochschule Nordwestschweiz Pädagogik und arbeitete als Primarlehrerin, bevor sie 2018 einen Masterstudiengang für Sexologie am Zürcher Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapie abschloss.
Wenn man jeden Konflikt vorübergehend mit Sex löse, könne ein Teufelskreis entstehen, sagt Dobroka. Das kann zu einer Beziehung führen, in der man sich entweder streitet oder Sex hat. Oder sich streite, um endlich wieder Sex zu haben.
«Früher oder später wird jemand aus dieser Spirale ausbrechen wollen.» Mit dieser Art von Problemen gehen Paare bei Dobroka in Therapie. «Versöhnungssex mag entspannend sein», sagt sie. «Sex, den man nach einem gelösten Konflikt hat, fühlt sich aber um Welten besser an.