Frau Lambert, eigentlich müsste die Partnersuche dank Dating-Apps so einfach sein wie nie zuvor. Dennoch ist es für viele Singles ein frustrierender Prozess, warum?
Paula Lambert: Das Hauptproblem ist, dass die meisten Leute sich selbst, ihre Bedürfnisse und vor allem ihre Muster nicht kennen. Viele gehen auf den Dating-Markt und hoffen, jemanden zu finden, der das unterbewusste Unwohlsein im Leben und sich selbst gegenüber wegzaubert. Und dann wundern sie sich, dass es niemanden gibt, bei dem das passiert.
Wie lässt sich dieses Problem beheben?
Der wichtigste Schritt ist, zu verstehen, wer man ist. Das bedeutet, sich folgende Fragen zu stellen: Wie haben die Eltern miteinander kommuniziert? Wurden meine Bedürfnisse als Kind von den Eltern gesehen und gehört? Musste ich mir ihre Liebe verdienen? Wie sind meine bisherigen Beziehungen verlaufen und was konnte ich daraus lernen?
Inwiefern hilft das, den richtigen Partner zu finden?
Wenn man eine emotional unruhige Kindheit hatte, bei der die Eltern viel gestritten haben und man nie sicher war, ob der Tag gut wird oder nicht, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man Beziehungen bevorzugt, in denen die gleiche Unsicherheit herrscht. Aber wenn du auf das Drama aus bist, verknallst nicht du dich, sondern dein Trauma. Und wenn man das verstanden hat, kann man jemanden suchen, der wirklich zu einem passt. Liebe ist ruhig und vor allem beständig.
Ist es besser, eine Person möglichst schnell zu treffen oder eine Weile nur mit ihr zu schreiben?
Ich finde es super wichtig, dass man jemanden so bald wie möglich trifft. Beim Schreiben besteht das Risiko, dass man eine Projektion aufbaut, wie derjenige wohl ist und wie die gemeinsame Zukunft aussehen könnte, ohne ein Gefühl für die Person zu haben.
Woran erkennt man, dass jemand Interesse hat?
Ein eindeutiges Signal dafür ist, dass die Aussagen und Handlungen der Person Hand in Hand gehen. Sie schreibt zum Beispiel «Ich bin den ganzen Tag über total beschäftigt, melde mich am Abend» und dann macht sie das auch. Oder man vereinbart ein Treffen für Samstag und dann findet dieses auch statt.
Paula Lambert (49) ist in Deutschland Ansprechpartnerin Nummer eins, wenn es um Sex, Liebe und Beziehungen geht. Die Journalistin spricht seit 2011 in TV-Sendungen wie «Unter fremden Decken» oder «Paula kommt – Sex und gute Nacktgeschichten» über Sexualität und alles, was dazugehört. Sie hat mit «Paula Lieben Lernen» ihren eigenen Podcast, schreibt Bücher und geht mit ihren Programmen auf Tour. Ausserdem hat Lambert mit dem «Power Circle» eine Community geschaffen, die sich virtuell in Workshops und Q&As austauscht. Sie lebt mit ihrem Partner und zwei Söhnen in Berlin.
Paula Lambert (49) ist in Deutschland Ansprechpartnerin Nummer eins, wenn es um Sex, Liebe und Beziehungen geht. Die Journalistin spricht seit 2011 in TV-Sendungen wie «Unter fremden Decken» oder «Paula kommt – Sex und gute Nacktgeschichten» über Sexualität und alles, was dazugehört. Sie hat mit «Paula Lieben Lernen» ihren eigenen Podcast, schreibt Bücher und geht mit ihren Programmen auf Tour. Ausserdem hat Lambert mit dem «Power Circle» eine Community geschaffen, die sich virtuell in Workshops und Q&As austauscht. Sie lebt mit ihrem Partner und zwei Söhnen in Berlin.
In einem Interview sagten Sie, dass das ideale erste Date in einem Einkaufsladen stattfinden sollte.
Genau. Beim gemeinsamen Lebensmitteleinkaufen lernt man sehr viel über die andere Person. Ob sie frische Lebensmittel kauft und selbst kocht, wie sie mit den Angestellten umgeht oder wie sie in Stresssituationen reagiert, falls sich an der Kasse eine Schlange bildet. Es hat etwas Privates und man kann unendlich viele Gespräche beginnen, während man an der Käsetheke steht oder bei den Früchten eine Auswahl trifft.
In einer Umfrage der Dating-App Bumble gab ein Drittel der Befragten an, dass emotionale Intimität wichtiger ist als Sex. Stimmen Sie dem zu?
Das hängt davon ab, wie oft jemand Sex möchte in einer Beziehung. Fakt ist aber, dass Sex ohne emotionale Intimität nach einer Weile langweilig wird.
Weshalb?
Weil ein mangelnder Austausch in der Beziehung zu einem Libidoverlust führt. Man weiss aus Studien, dass dauerhafte Zufriedenheit in sexueller Hinsicht dann erreicht wird, wenn ein Paar eine gesunde Kommunikation hat – und zwar jeden Tag.
Was bedeutet emotionale Intimität genau?
So genommen zu werden, wie man ist. Einen Partner zu haben, der seine innigsten Gedanken mit einem teilt und der sich für einen interessiert. Jemanden zu haben, der weiss, was bei einem abgeht und warum man so ist, wie man ist.
Wie sorgt man dafür, dass sich diese Nähe nicht verflüchtigt?
Es gibt eine Methode aus der Paartherapie, die sich Sonntagsgespräch nennt. Dabei setzt man sich bewusst zusammen, und dann darf jeder 15 Minuten erzählen, ohne dass der andere ihn unterbricht. Meist reicht aber bereits eine tägliche, kurze Update-Runde. Wichtig ist, dass man sich gegenseitig Fragen stellt, die über den Alltagstrott hinausgehen: Was hat dich heute zum Lachen gebracht? Was hat dich beschäftigt? Spaziergänge eignen sich besonders gut dafür, weil es den Menschen dabei leichter fällt, zu reden, als wenn sie sich steif gegenüber sitzen.