Geht es um psychische Erkrankungen, liegt der Fokus in der Regel auf den Betroffenen. Nun richtet eine repräsentative Studie der Angehörigenorganisation Standy by You Schweiz erstmals den Scheinwerfer auf ihr Umfeld.
Die Organisation Stand by You hat das Ziel, die Perspektive der Angehörigen und Vertrauenspersonen von psychisch erkrankten Menschen sicht-, hör- und spürbar zu machen. Ebenfalls möchte sie einen Beitrag leisten, um die Psychiatrie in der Schweiz nachhaltiger, wirksamer und menschlicher zu gestalten.
Die Organisation Stand by You hat das Ziel, die Perspektive der Angehörigen und Vertrauenspersonen von psychisch erkrankten Menschen sicht-, hör- und spürbar zu machen. Ebenfalls möchte sie einen Beitrag leisten, um die Psychiatrie in der Schweiz nachhaltiger, wirksamer und menschlicher zu gestalten.
Die Sotomo-Studie zeigt: 90 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz kennen mindestens eine Person in ihrem sozialen Umfeld, die schon einmal psychisch erkrankte. Sei dies an einem Burnout, an Angstzuständen oder Depressionen, oder auch an einer Psychose oder Schizophrenie.
Des Weiteren haben 59 Prozent aller erwachsenen Personen in der Schweiz bereits mindestens einmal eine psychisch erkrankte Person unterstützt. Aktuell sind 2,1 Millionen Menschen in dieser Rolle. «Das ist eine gewaltige Zahl», sagt Christian Pfister (63), Co-Präsident von Stand by You. «Die Erfahrungen dieser Menschen sollten wir als Gesellschaft nutzen, um die Psychiatrie menschlicher, wirksamer und nachhaltiger zu machen.»
In der Studie sind Angehörige als Personen definiert, bei denen jemand aus dem Familienkreis psychisch erkrankt ist. Bei Vertrauten handelt es sich um Menschen, bei denen eine Person aus ihrem sozialen Umfeld psychisch erkrankt ist. Beide dieser Rollen seien extrem wichtig für betroffene Personen, sagt Pfister. Die emotionale Nähe, die man in der Familie habe, könne eine Ressource der Kraft sein, erschwere aber auch eine Abgrenzung. So könne die Distanz, die eine befreundete oder bekannte Person mit sich bringe, teils hilfreicher sein.
Eine Entlastung für das Gesundheitssystem
Die Studie zeigt, dass die Angehörigen und Vertrauten das Gesundheitssystem durch ihren Beitrag stark entlasten: 58 Prozent der betroffenen Personen und 34 Prozent der Angehörigen und Vertrauten gaben an, dass die psychisch erkrankte Person ohne die Unterstützung durch ihr Umfeld zusätzliche professionelle Hilfe hätte beanspruchen müssen. Christian Pfister betont die Bedeutung des Umfelds: «Angehörige und Vertraute sind systemrelevant.»
«Sie kümmern sich auch um die Betroffenen, wenn das System diese längst nicht mehr unterstützen kann», sagt er. «Angehörige und Vertraute sind stetig Teil des Lebens der Betroffenen, nicht nur während einer Stunde Therapie pro Woche oder einem Klinikaufenthalt.»
Es kann auch zu Konflikten kommen
Unterstützung durch das Umfeld ist aber nicht frei von Konflikten, besonders, wenn es sich um ein Familienmitglied handelt. 53 Prozent aller Angehörigen und Vertrauten gaben an, dass Konflikte schon aufgetreten sind.
Doch gleichzeitig ist es auch der Familienkreis, der sich mehr Sorgen um die psychisch erkrankte Person macht. 77 Prozent der Angehörigen und 58 Prozent der Vertrauten gaben an, Gefühle der Sorge oder Angst um die betroffene Person zu haben.
Laut Pfister sind besonders Familienmitglieder von psychisch erkrankten Menschen gefährdet, «durch die enorme Belastung selbst in seelische Notlagen zu geraten». 73 Prozent der Angehörigen und 40 Prozent der Vertrauten gaben in der Studie an, dass die Unterstützung für sie selbst eine psychische Belastung ist oder war.
Deshalb ist es laut Christian Pfister sehr wichtig, dass Angehörige und Vertraute eine Anlaufstelle und den Zugang zu Personen haben, die in der gleichen Situation sind. «Wir glauben, dass die Solidarität unter Angehörigen für die Menschen in dieser Rolle eine wirkungsvolle Stütze sein kann», sagt er.
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