Auf einen Blick
- Larry Fischer will ai.com für 100 Millionen Dollar verkaufen
- Fischer ist bekannt für den Verkauf wertvoller Domains wie messenger.com
- Der bisherige Rekord für eine Domain liegt bei 30 Millionen Dollar
In einem kleinen Restaurant nahe dem New Yorker Flughafen JFK legt Larry Fischer seinen Plan offen: Er will die Domain ai.com für 100 Millionen Dollar verkaufen. Der 62-Jährige ist kein Fantast, sondern einer der erfolgreichsten Domainhändler der Welt.
«Wenn jemand eine Spitzen-Domain verkaufen will, ruft er mich an», sagt Fischer in einem Interview mit theinformation.com. «Ich bin bekannt dafür, den besten Preis herauszuholen», fährt er selbstbewusst fort. Ab sofort nimmt er Gebote für ai.com entgegen.
ai.com, chat.com, teams.com
Seit drei Jahrzehnten handelt Fischer mit wertvollen Internetadressen. Er verkaufte messenger.com an Facebook, teams.com an Microsoft und chat.com, bevor die Domain bei OpenAI landete. Doch ai.com soll sein Meisterstück werden: «Ich denke schon lange an den Tag, an dem ai.com verkauft wird», gesteht er.
Der bisherige Rekord für eine Domain liegt bei 30 Millionen Dollar: voice.com erzielte diesen Preis 2019. Allerdings ist es schwierig, dies mit Sicherheit zu sagen, da der Verkauf von Domains undurchsichtig ist und grösstenteils über Makler wie Fischer abläuft. Fischer will den Rekord also nun verdreifachen.
Hinweis auf eine Dot-Com-Blase?
Experten sind skeptisch: «Wenn tatsächlich 100 Millionen gezahlt werden, könnte das ein Hinweis auf eine neue Dot-Com-Blase sein», erklärt Ron Berman, Professor für digitales Marketing an der Wharton School im Artikel. Man erinnere sich: Bei der Spekulationsblase Ende der 1990er-Jahre wurden Internetfirmen und -Domains massiv überbewertet, was zu einem dramatischen Markteinbruch führte. Firmen gingen Konkurs, Investoren verloren Milliarden. Doch: Wer könnte heutzutage überhaupt so tief in die Tasche greifen? Wahrscheinliche Käufer für ai.com sind OpenAI, Microsoft, Google oder Meta.
Die begehrte Domain wurde erstmals am 4. Mai 1993 registriert – also lange vor dem aktuellen Hype um künstliche Intelligenz. In den vergangenen 30 Jahren wechselte sie mehrfach den Besitzer. Ein Blick ins Internetarchiv zeigt: ai.com war 2004 eine Suchmaschine, 1999 die Website eines Internetanbieters und 1998 die Seite eines Vereins, der Holzkörbe und Weihnachtsschmuck sammelte.
A.I. – Initialen des Besitzers
Der aktuelle Besitzer bleibt anonym. Um Aufmerksamkeit zu erzeugen, leitet er ai.com ständig auf neue Websites um – mal auf ChatGPT, derzeit auf DeepSeek. Die Strategie funktioniert: Mehrere Medien berichteten fälschlicherweise, die Unternehmen hätten die Domain bereits gekauft. In einer Nachricht erklärt der Besitzer jedoch: «Mein Kauf hatte nichts mit dem Boom der künstlichen Intelligenz zu tun. Es war reine Eitelkeit – die Buchstaben sind meine Initialen.»
Fischer selbst besitzt Domains, die er nie verkaufen will. Andywarhol.com hält er seit 1997, trotz zahlreicher Versuche der Andy-Warhol-Stiftung, sie ihm abzukaufen. «Es ist mein Gemälde, mein Kunstwerk», sagt er. Nach all seinen Deals beschreibt Fischer das Hochgefühl eines erfolgreichen Verkaufs: «Es ist wie die Geburt meiner Kinder.» Und wenn ai.com für den Rekordpreis weggeht? «Dann», sagt er, «wäre es, als bekäme ich Drillinge.»