Auf einen Blick
- Anthropic stellt hybrides KI-Modell Claude 3.7 Sonnet vor
- Neues Modell vereint schnelle Antworten und tiefes Nachdenken in einem System
- Anthropic plant Wachstum auf 1900 Mitarbeiter und Umsatz von 34,5 Milliarden Dollar bis 2027
Das Wettrüsten im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) geht in die nächste Runde. Die US-Firma Anthropic hat am Montag sein neues KI-Modell Claude 3.7 Sonnet vorgestellt. Es handelt sich dabei um das erste hybride Reasoning-Modell auf dem Markt. Anders als bisherige Systeme kann 3.7 einerseits sofort antworten oder auf Wunsch länger über Probleme nachdenken.
Während Konkurrenten wie OpenAI, Google und xAI separate Modelle für allgemeine Aufgaben und Reasoning-Aufgaben anbieten, hat Anthropic beide Fähigkeiten vereint. Anthropic betont in seinem Blog: «Genauso wie Menschen ein einziges Gehirn für schnelle Antworten als auch für tiefes Nachdenken nutzen, glauben wir, dass Reasoning eine integrierte Fähigkeit von KI-Modellen sein sollte anstatt ein separates Modell.»
Seitenhieb an Elon Musk
Das neue Sprachmodell ist für den Alltag optimiert – und «weniger für Fragen aus Mathematik-Tests», erklärt Anthropic weiter. Damit setzt das Unternehmen einen klaren Seitenhieb gegen Konkurrenten wie OpenAI und Elon Musks Grok. Die Anbieter dieser Modelle lobten bei deren Vorstellung, wie gut sie bei entsprechenden Tests abschneiden. Dennoch betont auch Anthropic, dass das neue Sprachmodell bei den Tests ebenfalls gut abschneide.
Die Besonderheit von 3.7 liegt zudem in seiner Fähigkeit, den eigenen Denkprozess für den Nutzer sichtbar zu machen. Dadurch können die Anwender nachvollziehen, wie die KI zu Schlussfolgerungen kommt.
Forschung in Zürich
Das neue Modell kostet für Entwickler 3 Dollar pro Million Eingabezeichen und 15 Dollar pro Million Ausgabezeichen – wie der Vorgänger. Private Nutzerinnen und Nutzer können 3.7 ab sofort kostenlos nutzen, die erweiterte Denkfunktion steht allerdings nur zahlenden Kunden zur Verfügung. Gleichzeitig wird Claude Code, ein Tool für Softwareentwickler, lanciert. Dieses kann selbständig Programmcode durchsuchen, bearbeiten, testen und publizieren. Das Unternehmen bietet Claude Code zunächst als Vorschau mit limitiertem Zugang an.
Die Entwicklung markiert einen wichtigen Schritt in Richtung von KI-Systemen, die immer mehr wie Menschen denken können. Laut Anthropic-CEO Dario Amodei könnten KI-Modelle bis 2027 in einigen Bereichen 10- bis 100-Mal schneller sein als Menschen. In einem kürzlich veröffentlichten Essay beschreibt Amodei seine Vision: «Wir werden in fünf bis zehn Jahren Fortschritte in Biologie und Medizin erleben, die sonst das ganze 21. Jahrhundert gebraucht hätten.»
Anthropic befindet sich auf Wachstumskurs: Bis Ende Jahr will die Firma aus San Francisco die Mitarbeiterzahl auf 1900 mehr als verdoppeln. Aktuell beschäftigt die Firma 915 Angestellte, davon 521 in Forschung und Entwicklung. Auch in Zürich eröffnet Anthropic einen Standort. Der KI-Forscher Neil Houlsby wechselt als Bürochef von Google zur Firma.
Der KI-Anbieter rechnet mit einem starken Umsatzwachstum. Während die Firma Ende 2024 monatlich rund 80 Millionen Dollar erwirtschaftete, soll der Jahresumsatz bis 2027 auf bis zu 34,5 Milliarden Dollar steigen. Dies hat die Techplattform theinformation.com berichtet. Besonders der Verkauf von KI-Technologie über Programmierschnittstellen (API) soll zum Wachstumstreiber werden.