Im sonst so idyllischen Ftan im Unterengadin hängt eine dunkle Wolke über dem Dorf. Grund dafür sind Einsprachen, die ein Bauprojekt stoppen möchten, das eigentlich die grassierende Wohnungsnot für Einheimische und Arbeitnehmer hätte entlasten sollen.
Was im Dorf vor allem für rote Köpfe sorgt: Die Einsprachen kommen von Zweitwohnungsbesitzern. Besitzer von schönen, grossen und nur selten belegten Anwesen blockieren das Projekt. Und das macht nicht nur die Ftaner hässig, sondern auch die Blick-Leserschaft.
Das meint die Community
Leserin Elisabeth Hager kann den Frust im Dorf bestens nachvollziehen. «Das kann ich verstehen, da sollten jede Einsprache niedergeschmettert werden», schreibt sie. Ähnlich sieht es Roland Reinhard. «Wer nicht mindestens sechs Monate im Jahr da wohnt, sollte kein Einspracherecht haben», kommentiert er. Und Peter Klein doppelt nach: «Ich bin der Meinung, Personen, die nicht ihren festen Wohnsitz am Ort haben, sollten auch kein Einspracherecht haben.»
Auch Leser René Inauen hat gemischte Gefühle, wenn es um die Einsprache geht. «Eigentlich sollten nur die direkt angrenzenden Parzellen, allenfalls noch die übernächste anliegende Parzelle, ein Einspracherecht erhalten.» Er meint, damit wären viele Probleme gelöst.
Das Problem kennt aber auch sie, Leserin Iris Graber. Sie wohnt selber in den Bergen und findet es gut, dass sich das Dorf wehrt. «Ich sehe so viele schöne Chalets an bester Lage, die jahrein, jahraus leer stehen, die Fensterläden sind immer zu», erzählt sie.
Und Eva Betschart kann die Aktionen der Zweitwohnungsbesitzer ebenfalls nicht nachvollziehen. «Manche denken sehr egoistisch. Sie wohnen wochenweise in ihren Chalets, finden aber, sie hätten das Recht, zu bestimmen, wie die Einheimischen zu leben haben.» Sie findet es wichtig, dass Einheimische und Angestellte günstigen Wohnraum haben. «Erwarten die Gegner, dass diese Menschen jeden Tag lange Autofahrten auf sich nehmen, um an ihrem Arbeitsplatz zu gelangen?», fragt sie in die Runde.
Problem sei selbstverschuldet
Blickt man etwas tiefer in die Kommentarspalte, zeigen sich auch Stimmen, die den Frust nicht verstehen können. Oder gar meinen, dass das Problem selbstverschuldet sei. So auch Margrit Pfister. «Irgendjemand hat doch diesen Leuten die Häuser für die Zweitwohnung verkauft? Die Geister, die sie einst riefen, sind nun zum Problem der Region geworden», meint sie. Und doppelt gleich nach: «Keine schöne Geschichte, aber nicht ganz unverschuldet, meine ich.»
Und auch Jürgen Gerber ist nicht ganz einverstanden mit dem Dorftenor. «Den Einheimischen ist schon bewusst, dass die Unterländer und Zweitwohnungsbesitzer einen Grossteil der Gemeinde- und Kantonsinfrastruktur finanzieren?», wirft er in die Runde.