Für den Unterricht ungeeignet
Architektonisches Luxusschulhaus in Zürich benötigte millionenteure Korrekturen

64 Millionen Franken kostete das Schulhaus Leutschenbach. Und trotzdem war es für den Unterricht nicht gut geeignet. Lärmprobleme machten den Kindern zu schaffen. Ein Umbau wurde nötig. Der Architekt wehrt sich.
Publiziert: 10:30 Uhr
1/2
600 Kinder gehen im Schulhaus Leutschenbach in Zürich zur Schule.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Luxusschulhaus Leutschenbach: Teurer Bau mit Akustikproblemen und nötiger Nachrüstung
  • Offene Räume führten zu hohem Lärmpegel und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Umbau kostete zusätzlich 4,27 Millionen Franken für Lärmschutzmassnahmen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_249.JPG
Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Es ist das Luxusschulhaus der Stadt Zürich. Mit den Worten «visionär», «spektakulär», «Meisterleistung» kündigte die Stadt den Leutschenbach-Bau im Jahr 2009 an. Mit Architekturpreisen ist das Gebäude schon längst überhäuft. Es setze «dem Bau von Schulhäusern neue Massstäbe», hiess es. 

Das viele Lob scheint die Kritik aus anderen Ecken zu überdecken. Denn der Bau des Schulhauses Leutschenbach im Stadtzürcher Stadtteil Oerlikon kostete 64 Millionen Franken – ein Spektakel auf Kosten der Steuerzahlenden. Jetzt stellt sich heraus, dass das Meisterwerk nicht nur teuer, sondern auch bloss teilweise für den Schulbetrieb geeignet ist, wie der «Tages-Anzeiger» nach einem Besuch berichtet. 

Die Wände fehlten

Das Problem: Im Innern des Schulhauses waren die Räume nicht durch Mauern getrennt. Die offene Bauweise führte zu einem sehr hohen Lärmpegel. Die Kinder konnten sich darum nicht gut konzentrieren. Ein Umbau wurde nötig – unter anderem wurden Glaswände montiert. Auf die 64 Millionen Franken kamen durch die Nachrüstung nochmals 4,27 Millionen Franken obendrauf.

Die Schulleitung hat sich lange für Massnahmen gegen den hohen Lärm eingesetzt. Entsprechend erleichtert ist sie. «Der Einbau der Lärmschutzmassnahmen im Treppenhaus bewährt sich schon jetzt.» Es sei «deutlich ruhiger geworden, was vor allem den Schülerinnen und Schülern entgegenkommt», hiess es im letzten Quartalsbrief im Oktober. Man denke jetzt noch über weitere Lärmschutzmassnahmen bei der Turnhalle im obersten Stock nach.

Der Architekt wehrt sich

Der Architekt des Schulhauses, Christian Kerez, wehrt sich gegen die Kritik. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erklärt er, dass die Akustikmassnahmen vor und nach dem Bau sauber geprüft worden seien. Er sieht das Problem an einem anderen Ort: «Heute wird das Schulhaus von mehr Schülerinnen und Schülern wesentlich intensiver genutzt als ursprünglich vorgesehen.» Mit 600 Kindern und 28 Klassen ist das Schulhaus Leutschenbach eines der grössten des Kantons. Durch die höhere Anzahl Schülerinnen und Schüler stieg natürlich auch der Lärmpegel.

Die Stadt scheint Kerez aber trotzdem nicht mehr zu vertrauen. Für den Umbau hat man andere Architekten beauftragt. Die Gründe wolle man nicht öffentlich kommunizieren, so das Hochbaudepartement. Kerez ist darüber nicht wahnsinnig erfreut: «Natürlich bedaure ich, dass ich diesen Umbau nicht selbst bauen durfte, und denke, dass ich das selber besser hingekriegt hätte.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.