Auf einen Blick
- Luxusschulhaus Leutschenbach: Teurer Bau mit Akustikproblemen und nötiger Nachrüstung
- Offene Räume führten zu hohem Lärmpegel und Konzentrationsschwierigkeiten
- Umbau kostete zusätzlich 4,27 Millionen Franken für Lärmschutzmassnahmen
Es ist das Luxusschulhaus der Stadt Zürich. Mit den Worten «visionär», «spektakulär», «Meisterleistung» kündigte die Stadt den Leutschenbach-Bau im Jahr 2009 an. Mit Architekturpreisen ist das Gebäude schon längst überhäuft. Es setze «dem Bau von Schulhäusern neue Massstäbe», hiess es.
Das viele Lob scheint die Kritik aus anderen Ecken zu überdecken. Denn der Bau des Schulhauses Leutschenbach im Stadtzürcher Stadtteil Oerlikon kostete 64 Millionen Franken – ein Spektakel auf Kosten der Steuerzahlenden. Jetzt stellt sich heraus, dass das Meisterwerk nicht nur teuer, sondern auch bloss teilweise für den Schulbetrieb geeignet ist, wie der «Tages-Anzeiger» nach einem Besuch berichtet.
Die Wände fehlten
Das Problem: Im Innern des Schulhauses waren die Räume nicht durch Mauern getrennt. Die offene Bauweise führte zu einem sehr hohen Lärmpegel. Die Kinder konnten sich darum nicht gut konzentrieren. Ein Umbau wurde nötig – unter anderem wurden Glaswände montiert. Auf die 64 Millionen Franken kamen durch die Nachrüstung nochmals 4,27 Millionen Franken obendrauf.
Die Schulleitung hat sich lange für Massnahmen gegen den hohen Lärm eingesetzt. Entsprechend erleichtert ist sie. «Der Einbau der Lärmschutzmassnahmen im Treppenhaus bewährt sich schon jetzt.» Es sei «deutlich ruhiger geworden, was vor allem den Schülerinnen und Schülern entgegenkommt», hiess es im letzten Quartalsbrief im Oktober. Man denke jetzt noch über weitere Lärmschutzmassnahmen bei der Turnhalle im obersten Stock nach.
Der Architekt wehrt sich
Der Architekt des Schulhauses, Christian Kerez, wehrt sich gegen die Kritik. «Ich baue viel mehr im Ausland als in der Schweiz und ich wundere mich selber darüber, wie aufwendig und teuer das Bauen in unserem Land geworden ist. Zurzeit planen wir 500 Dreizimmer-Wohnungen in Brasilien. Jede davon kostet etwa 35'000 Franken», sagt er gegenüber Blick. Konkret zum Projekt in Zürich sagt der Architekt: «Ja, das Schulhaus Leutschenbach war teuer. Es hat aber nicht 64,5 Millionen Franken gekostet, sondern 40,5 Millionen. 23,5 Millionen hat das Land mit allem Drum und Dran gekostet. Und das beudeutet, dass ein Klassenzimmer im Leutschenbach den Steuerzahler nicht mehr gekostet hat als in irgendeinem anderen Schulhaus der Stadt Zürich aus jener Zeit. Trotz seiner aussergewöhnlichen Architektur war es kostenmässig ein gewöhnliches Schulhaus. Zudem sind im Leutschenbach, wie in jedem anderen Schulhaus, alle Klassenzimmer und Unterrichtsräume mit Wänden unterteilt.»
Das Besondere am Schulhaus seien die grossen Pausenhallen gewesen, welche für klassenübergreifende Projektarbeiten vorgesehen waren. «Die Akustikwände wurden notwendig, weil die Schule nur für 400 Kinder geplant wurde und heute von 600 als Tagesschule genutzt wird. Die Akustikwände haben 1,4 Millionen gekostet. 2,6 Millionen wurden gebraucht, um das Schulhaus an neue Vorschriften anzupassen, so wurde etwas die gesamte Beleuchtung des Gebäudes ausgewechselt», sagt Kerez.
Die Stadt scheint Kerez aber trotzdem nicht mehr zu vertrauen. Für den Umbau hat man andere Architekten beauftragt. Die Gründe wolle man nicht öffentlich kommunizieren, so das Hochbaudepartement. Kerez ist darüber nicht wahnsinnig erfreut: «Natürlich bedaure ich, dass ich diesen Umbau nicht selbst bauen durfte, und denke, dass ich das selber besser hingekriegt hätte.»