60-Meter-Projekt in Anflugschneise des naheliegenden Flugplatzes
Hochhaus-Pläne scheitern wegen grobem Fehler der Stadt Winterthur

Ein schwerer Planungsfauxpas der Winterthurer Behörden begräbt die Erwartungen auf ein neues 60-Meter-Hochhaus. Zehn Jahre lang blieb der Fehler unentdeckt. Jetzt gibt es einen Studentenkomplex.
Publiziert: 18:08 Uhr
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Aktualisiert: vor 48 Minuten
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Hier wäre das neue Hochhaus der Swiss Life entstanden.
Foto: Google Maps Screenshot

Auf einen Blick

  • Planungsfehler verhindert 60-Meter-Hochhaus in Winterthur
  • Fehler blieb zehn Jahre unbemerkt
  • Neuer Plan: 40-Meter-Gebäude mit 140 Mietwohnungen und 250 Studentenzimmern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Es hätte das Wahrzeichen des Winterthurer Boom-Quartiers Neuhegi werden sollen: das Hochhaus-Projekt Towerkomplex der Swiss Life, mit dem der Lebensversicherungskonzern 80 Millionen Franken ins «zweite Stadtzentrum» von Winterthur ZH investieren will. Nur gibt es ein Problem, ein fataler Planungsfehler des städtischen Bauamts macht dem Bauvorhaben ein Strich durch die Rechnung. Darum wird aus dem 60-Meter-Hochhaus jetzt ein Studentenkomplex, wie der «Landbote» berichtet.

Doch wie kam es dazu? Die Anfänge und der folgenschwere Fehler liegen bereits mehr als zehn Jahre zurück. In den frühen 2010er-Jahren legte die Stadt Winterthur ihre Pläne für Neuhegi offen. Das Gebiet soll zum zweiten Zentrum neben der Winterthurer Altstadt werden.

Das Hochhaus liegt in der Anflugschneise

Unter anderem will Winterthur das zehn Hektar grosse Gebiet entlang der Gleise beim Bahnhof Hegi bebauen. Dort soll gemäss Gestaltungsplan «Umfeld Hegi» ein «Hochhaus mit einer Höhe von maximal 60 Metern» möglich sein – ein Lockruf an potenzielle Investoren, schliesslich versprach ein 60-Meter-Tower gute Renditen. Die Swiss Life ergatterte sich schlussendlich das Bauland.

Doch was damals niemand wusste: Im Gestaltungsplan hatte sich ein fataler Fehler eingeschlichen. Die Sulzerallee, die als Standort für das Hochhaus vorgesehen war, liegt gut einen Kilometer von Winterthurs eigenem Flughafen entfernt – dem Flugplatz Hegmatten, wo jährlich gut 2000 Flieger der Segelfluggruppe Winterthur starten und landen. Das Bauland liegt inmitten der An- und Abflugschneise. 

Die Konsequenz: Ein entsprechendes Verzeichnis, das die Maximalhöhe für Bauten in Flughafennähe festlegt, ordnet dem gekauften Areal der Swiss Life eine maximale Höhe von 40 Metern zu – und eben nicht von 60 Metern. Den Winterthurer Behörden ging das durch die Lappen.

Etliche Instanzen kontrollierten den Plan

Besonders brisant: Der «Umfeld Hegi»-Plan ging durch besonders viele Kontrollinstanzen. Ausgearbeitet wurde er von der Baubehörde unter der damaligen Führung von Alt-Stadträtin Pearl Pedergnana (65, SP). Das Amt für Raumentwicklung, das Stadtparlament und nochmals die Baudirektion schauten danach auch noch über den Gestaltungsplan.

Zehn Jahre lang blieb die Fehlplanung unbemerkt. Ein Insider erzählt gegenüber Blick, dass sich dann eine Privatperson beim Baudepartement meldete und auf die maximale Höhe hinwies. Im Februar 2024 kam der Lapsus ans Licht.

Jetzt gibts mehr Studentenzimmer

Die Swiss Life sah sich dann mit einem abrupten Planungsstopp konfrontiert. Blöd nur, dass das 60-Meter-Hochhaus praktisch ausgearbeitet war. Aufgrund der Fehlplanung der Stadt setzt der Versicherungskonzern also eine Menge Geld in den Sand. Ein Branchenkenner schätzt die Kosten gegenüber dem «Landboten» auf 1,5 Millionen Franken.

Jetzt ist aber klar: Die Swiss Life hält am Bauland fest. Der neue Tower soll 40 Meter hoch sein, zudem wird der Nutzungsmix angepasst. Der Gewerbe- und Büroanteil wird kleiner, dafür gibts neben den 140 Mietwohnungen 250 Zimmer für Studenten. Aus einem 80-Millionen-Luxus-Tower wird ein Hochhüsli für Studis. Der Bau soll sich um zwei Jahre bis 2028 verzögern. Die Swiss Life wollte sich gegenüber dem «Landboten» nicht zu den entstandenen Mehrkosten äussern.

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