Am 5. Juli unternahm Bundesrat Alain Berset (50) einen Privatflug nach Frankreich – und löste damit kurzerhand einen Einsatz der französischen Luftwaffe aus. Grund dafür war, dass sich Berset in einer Zone aufhielt, in die er nicht hätte fliegen dürfen.
Erworben hat sich Berset die Pilotenlizenz 2009, also bevor er einen Sitz im Bundesrat hatte. Gemäss dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) ist momentan nicht bekannt, ob das Ereignis für den SP-Politiker ein rechtliches oder finanzielles Nachspiel haben wird. Die Meinungen der Leserschaft zum Vorfall könnten nicht unterschiedlicher sein.
Als Privatperson oder als Politiker unterwegs?
Besonders zu beschäftigen scheint unsere Leserschaft die Frage, ob Berset nun als Privatperson unterwegs war oder als Politiker – die Grenze scheint nicht ganz trennscharf zu sein. Hanni Steiner-Zbinden hat hierzu eine klare Meinung: Den Fall als Privatsache anzusehen, geht ihrer Meinung nach nicht. «Berset ist ein gewähltes Mitglied der Landesregierung.» Ebenfalls rätselhaft ist ihr, wieso der Bundesrat überhaupt allein im Luftraum unterwegs war.
Roland Lehmann sieht das Ganze anders. Für ihn steht fest: «Auch ein Bundesrat hat ein Privatleben, und dazu muss er niemandem Rechenschaft ablegen.» Leser Peter Junker stimmt ihm zu, allerdings nur in Teilen seiner Aussage. «Das stimmt, er muss niemandem Rechenschaft ablegen, solange er sich korrekt verhält. Hier ist jedoch das Verhalten das Problem, und dafür muss jeder geradestehen, auch ein Bundesrat.»
CO2-Steuer und Hobbypilot – ein Widerspruch?
Als SP-Politiker vertritt Berset eine bestimmte Umweltpolitik. Im Licht der Richtlinien seiner Partei finden es einige Leser problematisch, dass Berset genau dieses Hobby verfolgt. Die fehlende Kohärenz stört Joel Pfister besonders: «Im Parlament über eine CO2-Steuer zu diskutieren, die den Klimawandel stoppen soll, ist ja schön und gut. Aber dann in der Freizeit ein Hobbypilot sein? Das passt nicht zusammen.»
Gleicher Meinung ist Matthias Meier, der findet, dass Politiker der Bevölkerung auch als gutes Beispiel vorangehen sollten. Diese Meinung stösst in der Kommentarspalte auf Anklang. «Wer Velo predigt und Flugzeug fliegt, hat irgendwann ein Glaubwürdigkeitsproblem», findet Jean Gerber. Er fügt jedoch an: «Ich mag Herrn Berset sein Hobby gönnen.» Trotzdem ist die Wahl dieses Hobbys seiner Ansicht nach doch etwas unglücklich.
Persönliche Mails und geheime Gärten
Dass der Politiker im Besitz einer Pilotenlizenz ist, wussten viele bis vor Kurzem nicht. Das ist kein Zufall – persönliche Mails zeigen nun, dass der Bundesrat dieses Hobby verborgen und von der Öffentlichkeit abgeschirmt halten wollte. Unter anderem schrieb er in den Mails, die Blick gezeigt wurden: «Fast niemand weiss, dass ich fliege, dass ich diese kleinen Flugzeuge fliegen kann, es ist Teil meines geheimen Gartens.»
Diese Aussage stösst bei der Leserschaft auf Irritation und Misstrauen. So fragt sich wohl nicht nur Leser Markus Fue: «Wie viele Geheimnisse hat der Typ noch in seinem Garten?»