Nissan Qashqai mit E-Power-Antrieb im Blick-Test
Strom verbrauchen, Sprit tanken

Fahren wie im Stromer, aber ohne Reichweitenangst dank Benzintank: Nissans Qashqai mit E-Power-Antrieb soll das beste aus beiden Antriebswelten bieten. Geht das auf?
Publiziert: 31.05.2023 um 14:39 Uhr
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Er war 2006 der erste Crossover: Mittlerweile gibts Nissans Qashqai in dritter Generation und jetzt in einer neuen Topversion.
Foto: Sebastien Mauroy
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Vor der Fahrt

Nissans Qashqai ist schuld. Denn der Bestseller des japanischen Autobauers trat mit der ersten Generation 2006 den Crossover-Trend in Europa los. Vor 17 Jahren wusste man kaum, wie man ihn aussprechen sollte und vor seinem Start schlief Designer Stephane Schwarz in Erwartung möglicher Reaktionen «sehr, sehr schlecht». Aber heute haben Modelle wie der Qashqai längst in allen Segmenten das Zepter übernommen.

In der aktuellen dritten Generation wird er jetzt wieder innovativ – mit einer neuen Topversion, die rein elektrisch fährt, aber ihren Strom per Benziner an Bord produziert. Tönt energetisch absurd – klappts denn in der Praxis?

Auf der Strasse

Elektroantrieb ja, Batterie aber klein: Nissan spart sich beim E-Power genannten Antrieb einen grossen, schweren und teuren Akku und die Ladebuchse – gerade Mieter haben ja sowieso oft noch keine Lademöglichkeit. Stattdessen zieht der 190 PS (140 kW) starke Elektromotor an der Vorderasche seinen Strom per Turbobenziner und angehängtem Generator. Der Verbrenner leistet dabei 158 PS (116 kW) und sorgt nur für die Stromproduktion – es gibt keine mechanische Verbindung zu den Rädern wie bei Hondas Hybridsystem.

Nissan Qashqai 1.5 e-Power 190 PS Tekna+

Antrieb Hybrid, 1.5-l-R4-Turbobenziner mit variabler Verdichtung 158 PS (116 kW), Elektromotor vorn 190 PS (140 kW), Systemleistung 190 PS (140 kW), 330 Nm, 1-stufiges Getriebe, Frontantrieb, Akku 2,1 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7,9 s, Spitze 170 km/h
Masse L/B/H 4,43/1,84/1,63 m, Gewicht 1685 kg, Laderaum 455–1415 l
Umwelt WLTP 5,8 l/100 km, Test 6,9 l/100 km = 130/154 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 50'890 Fr., Testwagen plus Optionen Metallic-Lack und 20-Zoll-Räder 52'540 Fr., Basis (Benziner, 140 PS, Frontantrieb) ab 31'690 Fr.

Antrieb Hybrid, 1.5-l-R4-Turbobenziner mit variabler Verdichtung 158 PS (116 kW), Elektromotor vorn 190 PS (140 kW), Systemleistung 190 PS (140 kW), 330 Nm, 1-stufiges Getriebe, Frontantrieb, Akku 2,1 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7,9 s, Spitze 170 km/h
Masse L/B/H 4,43/1,84/1,63 m, Gewicht 1685 kg, Laderaum 455–1415 l
Umwelt WLTP 5,8 l/100 km, Test 6,9 l/100 km = 130/154 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 50'890 Fr., Testwagen plus Optionen Metallic-Lack und 20-Zoll-Räder 52'540 Fr., Basis (Benziner, 140 PS, Frontantrieb) ab 31'690 Fr.

Die Leistungslücke zwischen Benziner und E-Motor überbrückt ein kleiner Pufferakku mit 2,1 Kilowattstunden (kWh) Kapazität. Reicht der Strom aus 158 PS nicht, stupft er per Rekuperation gewonnene Energie zu. Das sorgt für Elektro-Feeling beim Fahren – der Qashqai reagiert blitzschnell auf Pedalbefehle. Ausserdem lässt er sich wie ein Stromer im Ein-Pedal-Modus fahren: Nach Tastendruck rekuperiert er bis zum Stand, wenn man vom Gas geht.

Das war super

Dieser Nissan ist das Auto-Pendant zur weissen Schweizer Einbauküche in der Blockwohnung: Funktioniert, passt optisch für jeden und macht fast alles mit. Im Cockpit überzeugt die Balance von digitaler und analoger Bedienung; Sitzposition, Übersicht und Platzangebot sind tipptopp und die Materialien der Topversion wirken nobler als in manchem Konkurrenten. Und der Kofferraum fällt üppiger aus als im Segment üblich. Mehr Auto braucht niemand.

Pluspunkte sammeln auch die Assistenzsysteme, deren Eingriff wirklich unterstützt, statt bevormundend zu nerven. Genauso entspannt ist das Fahrverhalten: Der Qashqai federt und dämpft sehr ausgeglichen, lenkt präzise, ohne allzu zackig zu wirken und rollt mit leise brummlendem Verbrenner. Überzeugend.

Das war schwach

Bis zum nächsten Berg: Leert sich auf längeren Anstiegen die Batterie, wirds unter der Haube hörbar lauter – wie in jedem Hybrid, wenn der Benziner voll übernehmen muss. Trotz variabler Verdichtung, die einen möglichst effizienten Betrieb des Verbrenners in jeder Fahrsituation ermöglicht, steigt dann leider auch der Verbrauch: 6,9 l/100 km sind im Testschnitt okay, aber erfüllen das Sparversprechen des E-Power-Antriebs nicht so recht.

Zudem mag die kleine Batterie Gewicht sparen. Aber bergab ist sie recht schnell per Rekuperation gefüllt – fertig Ernergie-Rückgewinnung, dann muss die mechanische Bremse das Tempo halten. Gerade im Berg-und-Tal-Land Schweiz lässt der E-Power-Antrieb so einiges an Strom liegen.

Das bleibt

Dass solch ein kompakter Crossover mit höherer Sitzposition und grosszügigem Raumgefühl tatsächlich praktischer ist als ein Schrägheck-Auto der Golf-Klasse. Dass man geschmeidig-elektrisch im Alltag viel entspannter unterwegs ist. Aber dass ein Verbrenner-Kraftwerk an Bord eben nur ein Behelf ist gegenüber einem vollelektrischen Antrieb.

Seine Alltagstalente und das Platzangebot machen den Qashqai mit E-Power-Antrieb zur praktischen Einstiegsdroge ins elektrische Fahren. In Topausstattung mit erfreulich kurzer Optionenliste kommt der Testwagen auf 50'890 Franken. Die Basisversion mit 140-PS-Benziner und ohne E-Power startet schon bei 31'690 Franken.

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