Neue Mercedes V-Klasse «Exclusive» im ersten Test
Edler Schlitten fürs Familienfest

Mit der V-Klasse greift Mercedes im Van-Segment nach den Sternen. Die Neuauflage des Familientransporters wird edler als jemals zuvor – doch das hat seinen Preis. Wir haben die rundum überarbeitete V-Klasse in höchster «Exclusive»-Ausstattung getestet.
Publiziert: 06:08 Uhr
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Mit der V-Klasse mischt Mercedes schon lange im Segment der Grossraumlimousinen mit.
Foto: Lorenzo Fulvi

Auf einen Blick

  • Mercedes V-Klasse: Luxuriöser Van mit hochwertiger Ausstattung und starkem Turbodiesel
  • Elektrische Schiebetüren, verschiebbare Einzelsitze und MBUX-Infotainmentsystem für maximalen Komfort
  • Auch die Preise bewegen sich in der Oberliga
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Ein Blick auf unsere Strassen zeigt: Die Schweiz ist ein SUV-Land. 2023 zählte das Vergleichsportal Comparis 56,2 Prozent aller neu zugelassenen Autos zu den Sport Utility Vehicles – Rekord! Auch immer mehr Familien setzen auf SUVs statt Mini-Vans: Einst beliebte Modelle wie Seat Alhambra, VW Sharan oder Renault Espace werden schon längst nicht mehr angeboten – oder wurden wie im Falle des Espace durch einen grossen Familien-SUV ersetzt.

Doch gut möglich, dass sich der Trend bald kehrt: Auf vielen asiatischen Märkten boomen Vans schon seit Jahren. Meist handelt es sich bei den Fahrzeugen allerdings um luxuriöse Lounges auf Rädern, mit denen sich die solvente Kundschaft durch die dauerverstopften Innenstädte der Megacitys chauffieren lässt. Doch auch als Shuttle für Fahrdienste oder als Familientransporter haben Vans entscheidende Vorteile gegenüber SUVs: Bei ebenfalls erhöhter Sitzposition bieten sie eine wesentlich bessere Raumausnutzung – und damit mehr Platz für Passagiere und Gepäck.

Der Stern am Van-Himmel

Mit der V-Klasse mischt Mercedes schon lange im Segment der Grossraumlimousinen mit. Mit der neuesten, gründlichen Überarbeitung zielen die Deutschen jetzt aber noch bewusster als zuvor auf ebenjene Kunden, die feudale Platzverhältnisse mit Edel-Ambiente kombinieren wollen – ob Businessleute, Shuttle-Services oder Familien mit gehobenen Ansprüchen.

Für unseren Test steht uns die V-Klasse als besonders edle «Exclusive»-Langversion zur Verfügung. Anders als in den beiden tieferen Ausstattungslinien fährt das 5,14 Meter lange Topmodell (optionale Länge: 5,37 m) mit stehendem Mercedes-Stern auf der kurzen Haube vor – ein Privileg, das bis jetzt nur den PW-Modellen des Daimler-Konzerns vorbehalten war. Dass es sich bei der V-Klasse im Kern aber um ein Nutzfahrzeug handelt, merken wir beim Einstieg. Geöffnet und geschlossen wird beim Edel-Van nämlich noch per Schlüssel – Keyless-Go gibts leider nicht.

Die Qualität stimmt – meistens

Dafür lässt der Innenraum fast keine Ausstattungswünsche offen. Von den beheiz- und belüftbaren Nappaledersitzen in Reihe eins aus blicken wir auf die neueste Version des MBUX-Infotainmentsystems, das neu auch in der V-Klasse Einzug hält. Der rechte der beiden Screens kann dabei entweder per Touch, Sprache oder über das mittige Konsolen-Pad bedient werden, auf dem weiterhin auch einige echte Knöpfe zu finden sind. Neben den neuesten Assistenzsystemen aus dem Konzernregal fährt der Testwagen auch mit klangvollem Surround-Soundsystem vor, dessen Soundbar gekonnt unter der Windschutzscheibe integriert ist. Schade: Ein Head-up-Display ist nicht erhältlich.

Mercedes V-Klasse 300 d 4matic «Exclusive»

Antrieb 2,0-R4-Turbodiesel, 237 PS (174 kW), 500 Nm, 9-Gang-Automatik, Allrad
Fahrleistungen 0-100 km/h in 7,4 s, Spitze 215 km/h
Masse L/B/H 5,14/1,93/1,99 m, ab 2348 kg, Nutzlast 656 kg, Kofferraum 1030–4630 l
Verbrauch WLTP 8,1 l/100 km, 213 g CO₂/km, Energieklasse G
Preis ab 106'214 Franken, Testwagen inkl. Optionen 117'624 Fr. (Basis: 220d, 163 PS, Heckantrieb, ab 69'833 Fr.)

Lorenzo Fulvi

Antrieb 2,0-R4-Turbodiesel, 237 PS (174 kW), 500 Nm, 9-Gang-Automatik, Allrad
Fahrleistungen 0-100 km/h in 7,4 s, Spitze 215 km/h
Masse L/B/H 5,14/1,93/1,99 m, ab 2348 kg, Nutzlast 656 kg, Kofferraum 1030–4630 l
Verbrauch WLTP 8,1 l/100 km, 213 g CO₂/km, Energieklasse G
Preis ab 106'214 Franken, Testwagen inkl. Optionen 117'624 Fr. (Basis: 220d, 163 PS, Heckantrieb, ab 69'833 Fr.)

Ihrem Anspruch als Luxus-Transporter kommt die V-Klasse aber nicht nur im Cockpit mit ihren prima verarbeiteten Metall- und Lederoberflächen nach, sondern auch im Fond, der über die beiden elektrischen Schiebetüren geentert wird. Je nach Kundenwunsch reisen hier bis zu sechs weitere Passagiere plus Gepäck mit – im Testwagen sind in Reihe zwei und drei je zwei längs verschiebbare Einzelsitze verbaut. Schönes Detail: Anders als bei den meisten Mitbewerbern fühlen sich die beiden ausklappbaren Tischchen hinter Fahrer- und Beifahrersitz wirklich stabil an und sind sogar mit einer feinen Lederschicht bezogen.

Doch dass selbst im Luxussegment gespart werden muss, merken wir am einen oder anderen etwas billig wirkenden Plastikteil wie den unter den Fenstern in Reihe drei eingesteckten Getränkehaltern oder den am Dachhimmel angebrachten Lüftungsschlitzen. Auch dass Fondgästen lediglich zwei 12-Volt-Steckdosen, aber keine USB-Anschlüsse für Smartphone und Co. zur Verfügung stehen, ist in dieser Preisklasse unverständlich.

Kraftvoll und teuer

Voll überzeugen kann dafür der 237 PS (174 kW) starke Turbodiesel, dessen Kraft in der Topversion über eine geschmeidig schaltende Neungang-Automatik an alle vier Räder abgegeben wird. Trotz des stolzen Leergewichts von über 2,4 Tonnen packt die V-Klasse dank 500 Nm Drehmoment so in allen Lebenslagen kräftig zu, gefällt aber auch in der Stadt mit guter Übersicht und angenehmem Fahrverhalten. Pluspunkte sammelt der Edel-Van zudem mit dem serienmässigen Agility-Control-Fahrwerk, dessen anpassbare Dämpfer die ideale Balance aus Komfort und Präzision finden – schliesslich steht beim V Reisen statt Rasen im Vordergrund. Für noch mehr Fahrkomfort steht optional eine Luftfederung bereit.

Allerdings greift die getestete V-Klasse auch punkto Preis nach den Sternen. Trotz der vielen serienmässigen Extras sind rund 117'600 Franken eine echte Ansage. Die absolute Basis geht bei knapp unter 70'000 Franken los. Für Familien mit weniger hohem Budget stellen wir noch drei Alternativen zur V-Klasse im Kurzporträt vor.

Ford Transit Custom Kombi

Mit dem Transit Custom als Personentransporter «Kombi PKW» hat Ford ein echtes Multitalent im Programm. Der Bus kann in zwei Längen (5,05 oder 5,45 m) mit Platz für bis zu neun Personen geordert werden. Je nach Anzahl Sitze beträgt das Ladevolumen zwischen 1065 und 6375 Liter. Vielfältig zeigt sich auch das Antriebsangebot: Der Transit Custom kann sowohl als Turbodiesel (110–170 PS) mit Schalt- oder Automatikgetriebe und Heck- oder Allradantrieb, als Plug-in-Hybrid (233 PS/Reichweite bis 54 km) oder rein elektrische Version (135/217 PS, Reichweite bis 327 km) geordert werden. Die Preise starten ab 48'090 Franken.

zVg

Mit dem Transit Custom als Personentransporter «Kombi PKW» hat Ford ein echtes Multitalent im Programm. Der Bus kann in zwei Längen (5,05 oder 5,45 m) mit Platz für bis zu neun Personen geordert werden. Je nach Anzahl Sitze beträgt das Ladevolumen zwischen 1065 und 6375 Liter. Vielfältig zeigt sich auch das Antriebsangebot: Der Transit Custom kann sowohl als Turbodiesel (110–170 PS) mit Schalt- oder Automatikgetriebe und Heck- oder Allradantrieb, als Plug-in-Hybrid (233 PS/Reichweite bis 54 km) oder rein elektrische Version (135/217 PS, Reichweite bis 327 km) geordert werden. Die Preise starten ab 48'090 Franken.

Toyota Proace Verso

Mit der Neuauflage des Proace Verso bietet Toyota eine vielseitige und günstige Alternative im Segment der Familienvans. Je nach gewählter Länge (4,96 oder 5,31 m) gibts Platz für bis zu neun Personen, die maximale Zuladung beträgt je nach Variante zwischen 760 und 1097 Kilogramm. Den Proace Verso gibts konventionell mit Turbodiesel (145 oder 177 PS) mit Handschalter oder Automatikgetriebe und Frontantrieb oder rein elektrisch (136 PS) in zwei Akkugrössen (50 oder 75 kWh) mit Reichweiten zwischen 223 und 320 Kilometern. Die Preise starten ab 42'600 Franken.

@arnaupuigphoto

Mit der Neuauflage des Proace Verso bietet Toyota eine vielseitige und günstige Alternative im Segment der Familienvans. Je nach gewählter Länge (4,96 oder 5,31 m) gibts Platz für bis zu neun Personen, die maximale Zuladung beträgt je nach Variante zwischen 760 und 1097 Kilogramm. Den Proace Verso gibts konventionell mit Turbodiesel (145 oder 177 PS) mit Handschalter oder Automatikgetriebe und Frontantrieb oder rein elektrisch (136 PS) in zwei Akkugrössen (50 oder 75 kWh) mit Reichweiten zwischen 223 und 320 Kilometern. Die Preise starten ab 42'600 Franken.

VW T7 Multivan

Der Multivan ist der Familien-Klassiker schlechthin und steigt in der Neuauflage T7 vom Nutzfahrzeug zum echten PW auf. Der Innenraum fasst bis zu sieben Einzelsitze (hinten variabel verschiebbar) oder je nach Länge (4,98 oder 5,18 m) 469 bis 4005 Liter Ladevolumen. Aktuell stehen antriebsseitig nur je ein Turbobenziner (204 PS) und ein Turbodiesel (150 PS) mit 7-Gang-DSG-Automatik und Frontantrieb zur Wahl. Die Plug-in-Version eHybrid mit Allradantrieb 4Motion ist zurzeit nicht lieferbar. Dass der T7 Multivan mehr PW als Nutzfahrzeug ist, spiegelt sich auch im Preis wider: Der wohnlich ausgestattete Van geht ab 62'030 Franken los.

Volkswagen

Der Multivan ist der Familien-Klassiker schlechthin und steigt in der Neuauflage T7 vom Nutzfahrzeug zum echten PW auf. Der Innenraum fasst bis zu sieben Einzelsitze (hinten variabel verschiebbar) oder je nach Länge (4,98 oder 5,18 m) 469 bis 4005 Liter Ladevolumen. Aktuell stehen antriebsseitig nur je ein Turbobenziner (204 PS) und ein Turbodiesel (150 PS) mit 7-Gang-DSG-Automatik und Frontantrieb zur Wahl. Die Plug-in-Version eHybrid mit Allradantrieb 4Motion ist zurzeit nicht lieferbar. Dass der T7 Multivan mehr PW als Nutzfahrzeug ist, spiegelt sich auch im Preis wider: Der wohnlich ausgestattete Van geht ab 62'030 Franken los.

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