Limousine oder SUV? Eine Grundsatzentscheidung, die jeder vor dem Kauf eines Autos treffen sollte. Beim Mercedes-AMG GLC 63 S E-Performance kommt noch dazu, dass der identische Antriebsstrang in der C 63 S E Performance Limousine nicht komplett überzeugen konnte. Wir bemängelten damals, dass das Getriebe bisweilen nicht immer den richtigen Gang fand und das unharmonische Zusammenspiel in einem lästigen Ruckeln resultierte. Um es vorwegzunehmen: AMG hat sich diese Kritik zu Herzen genommen und das Getriebe überarbeitet. Im Power-SUV agiert jetzt der Antrieb geschmeidig und wirkt wie aus einem Guss. Mit Blick auf den Antrieb scheint somit der neue Crossover die bessere Wahl.
Wanken mit Absicht
Damit nicht genug. Der GLC hat im Gegensatz zur Limousine eine aktive elektromechanische 48-Volt-Wankstabilisierung. Die nutzen die Mercedes-Techniker, um das Auto agiler zu machen und gleichzeitig ein natürlicheres Verhalten der Karosserie zu erreichen. Je nach Fahrmodus versteift sich das System oder eben auch nicht. Also neigt sich die Karosserie bei der komfortbetonten Abstimmung in schnellen Kurven mehr, als das bei der sportlich-dynamischen Einstellung der Fall ist. «Wir lassen etwas Wanken zu, damit der Fahrer das Auto spürt», erklärt Fahrdynamiker Kevin Berger. An der Hinterachse unterstützt eine unnachgiebigere Wankstabilisierung im Zusammenspiel mit dem Allradantrieb und der Hinterachslenkung, die die Räder maximal mit 2,5 Grad einschlägt, das Eindrehen des Hinterteils.
Tatsächlich carvt der 2310 Kilogramm schwere AMG-Kraftprotz ziemlich behände um die Ecken, ohne dass das Heck ein zu grosses Eigenleben entwickelt, was ein unharmonisches Fahrverhalten zur Folge hätte. Die fast perfekte Achslastverteilung von vorn 49 zu 51 Prozent hinten (Vorgänger 55 zu 45) und die Hinterachslenkung, die die Räder mit maximal 2,5 Grad einschlägt, helfen beim neutralen Fahrverhalten. Das im Vergleich zu einem Achtzylindermotor deutlich geringere Gewicht des Vierzylinders macht sich auch beim Einlenken bemerkbar. Der Vorderwagen folgt bereitwillig den Lenkbefehlen, und selbst in engen Kurven kämpfen die Vorderräder kaum mit der Traktion.
Keinen Kraftmangel
Die Lenkung arbeitet präzise, ohne aus der Mittellage zu direkt anzusprechen. Das trägt zu entspanntem Fahren auf der Autobahn bei. Allerdings könnte sich die Lenkung etwas weniger synthetisch anfühlen. Wie meistens, wenn Rekuperation und analoge Verzögerung unter einen Hut gebracht werden müssen, lässt sich die Bremsleistung nicht perfekt dosieren.
Antrieb: 2,0-l-R4-Turbobenziner, 476 PS (350 kW), Elektromotor 204 PS (150 kW), Systemleistung 680 PS (500 kW), 1050 Nm@1/min, 9-Gang-Doppelkupplung, 4x4, Batterie 4,8 kWh (netto), Reichweite 12 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 3,5 s, Spitze 275 km/h
Masse: L/B/H 4,75/1,92/1,64 m, Leergewicht 2310 kg, Laderaum 470-1530 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 7,5 l /100 km, 170 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis: ab 142'900 Franken
Antrieb: 2,0-l-R4-Turbobenziner, 476 PS (350 kW), Elektromotor 204 PS (150 kW), Systemleistung 680 PS (500 kW), 1050 Nm@1/min, 9-Gang-Doppelkupplung, 4x4, Batterie 4,8 kWh (netto), Reichweite 12 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 3,5 s, Spitze 275 km/h
Masse: L/B/H 4,75/1,92/1,64 m, Leergewicht 2310 kg, Laderaum 470-1530 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 7,5 l /100 km, 170 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis: ab 142'900 Franken
An Kraft mangelt es dem AMG nicht. Der Antriebsstrang besteht aus dem 476 PS (350 kW) starken Vierzylinder-Benziner an der Vorderachse, einer 204 PS (150 kW) starken Elektromaschine hinten, einer Batterie mit einer Kapazität von 6,1 Kilowattstunden (4,8 kWh netto) sowie einer Neungang-Automatik. Die Antriebseinheit ist damit identisch mit jener aus der C63 AMG Limousine und bietet ebenfalls 680 PS (500 kW) Systemleistung und ein maximales Drehmoment von immensen 1050 Nm. Damit spurtet der SUV aus dem Stand in 3,5 Sekunden auf 100 km/h und schafft eine Spitze von 275 km/h. Als Verbrauch gibt AMG 7,5 l/100 km an.
Wunschkonzert bei den Fahrmodi
Die Aufgabenverteilung beim AMG GLC ist die Gleiche wie bei der Limousine. Der Elektromotor soll vor allem den Benziner für ein möglichst dynamisches Vorankommen unterstützen. Deshalb beträgt die rein elektrische Reichweite nur 12 Kilometer. Was aber immer noch genug ist, um leise und sparsam aus dem Wohngebiet herausfahren zu können. Doch für ein AMG-Hightech-Vehikel passt es unserer Meinung nicht, dass dessen Onboardlader lediglich mit 3,7 kW laden kann. Damit man bei Bedarf auch während der Fahrt nachladen kann, bietet der SUV wie die Limousine vier Rekuperationsstufen.
Zudem kann der Fahrer oder die Fahrerin aus acht Fahrprogrammen wählen. Beim Rennmodus lädt das System die Batterie, sobald es möglich ist, um so stets die elektrische Zusatzpower abrufbereit zu haben. Die Auswahl des gewünschten Fahrprogramms und weitere Einstellungen wie zum Beispiel die Stärke der Rekuperation nimmt man AMG-typisch an den beiden Drehknöpfen am Lenkrad vor. Im Mercedes-Infotainment findet man sich schnell zurecht, obwohl die AMG-Variante bisweilen etwas farbenfroher ist. Das gilt auch für den Preis des AMG GLC 63 S E-Performance, der ab 142’900 Franken startet.