Erste Fahrt im Prototyp des Lanzador
So öko wird Lambos erster Elektrobolide

Der erste Elektrobolide von Lamborghini kommt zwar erst 2028 auf den Markt. Trotzdem durften wir in einem Prototyp des kürzlich enthüllten Lanzador schon eine exklusive Runde drehen – beim Lenken war besondere Vorsicht geboten.
Publiziert: 19.09.2023 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2023 um 11:04 Uhr
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Vor wenigen Wochen hat Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann (vorne) den ersten Elektroboliden des Sportwagenbauers an der Monterey Car Week (USA) präsentiert.
Foto: ZVG.
Stefan Grundhoff

Tosender Applaus: Das Feedback der Fans nach der Weltpremiere des Lanzador war eindeutig. Wie schon die 2012 gezeigte Studie des Supersport-SUVs Urus wird auch der erste rein elektrische Bolide von Lamborghini bei der Enthüllung wegen seines Designs gefeiert. Doch wie beim Urus, dessen Serienversion letztlich erst 2018 auf den Markt kam, müssen sich Fans und interessierte Kundinnen beim Lanzador ebenfalls noch lange gedulden, bis der von Lambo-CEO Stephan Winkelmann (58) genannte «Ultra-GT» tatsächlich über den Asphalt zischt. Erst in fünf Jahren soll es so weit sein.

Trotzdem durften wir schon jetzt im rund fünf Meter langen Elektroboliden die ersten Kilometer unter die mächtigen 23-Zöller nehmen. Und zwar auf dem legendären 17-Mile-Drive – jener automobilen Flaniermeile rund um die kalifornische Luxusenklave Pebble Beach, wo der ein oder andere Millionär schon jetzt gerne das Checkheft für den Lanzador zücken würde.

Futuristisch und nachhaltig

Dass es sich beim gefahrenen Lanzador noch um einen Prototyp im Anfangsstadium handelt, zeigen an diesem Morgen die nervösen Gesichter der Techniker: Es regnet unvorhergesehen – und der metallicblaue Elektrokeil verfügt über keine Scheibenwischer! Entwicklungsvorstand Rouven Mohr, der neben uns auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, bleibt dennoch gelassen: «Sicher nur ein kleiner Schauer.» Wir nutzen die Zeit und schauen uns zuerst im futuristischen Innenraum um: Mittelkonsole und Instrumente erinnern an ein Raumschiff aus einer fernen Galaxie. Anders als der grössere Urus wird der Lanzador auch als Serienmodell trotz vier Einzelsitzen nur über zwei Türen verfügen. Platz hats im Fond dennoch mehr als genug – wie viele Kunden später die Kletterei in die zweite Reihe auf sich nehmen, ist aber ungewiss.

Bei den Materialien präsentiert sich der Elektro-Lambo nachhaltiger als jedes Modell aus Sant'Agata Bolognese (I) zuvor: Armaturenbrett, Sitze und Türverkleidungen sind mit edler Merinowolle überzogen, während die Nähte aus recyceltem Nylon und regeneriertem Karbon bestehen. Viele unsichtbare Kunststoffe wie der Schaum der Sportsitze sind aus 3D-gedruckten, recycelten Fasern hergestellt. Das weiterhin verwendete Leder wird nachhaltig gegerbt – mit stark säurehaltigem Wasser aus der Olivenölproduktion.

Knarzen bis 40 km/h

Der Regen lässt nach – wir drücken den Startknopf: In den beiden Displayhöhlen vor Fahrer und Beifahrer erwachen Zahlen und Animationen zum Leben. Kurze Zeit später setzt sich der Elektro-Koloss nahezu lautlos in Bewegung. Nur Knirsch- und Knarzgeräusche sind deutlich zu vernehmen – typisch für einen derart frühen Prototypen, der eher dafür gedacht ist, auf Showbühnen Applaus zu ernten, als einige Kilometer auf kalifornischen Strassen zu cruisen. «Aufpassen beim Lenken», erläutert denn auch Rouven Mohr mit ruhiger Stimme: «Das kabellose Drive-by-Wire-System führt zwischendurch je nach Lenkeinschlag neue Berechnungen durch. Daher langsam steuern.»

Das Surren des Elektroantriebs wird lauter, der Tacho zeigt gemächliche 40 km/h. Später im Serienbetrieb dürften die geplanten mehr als 1000 kW (1360 PS) Leistung der beiden E-Motoren an Vorder- und Hinterachse für Höchstgeschwindigkeiten gegen 300 km/h sorgen. Mohr schaltet über den futuristisch aussehenden Controller an der Mittelkonsole verschiedene Programme und Funktionen durch – bisher mit keinerlei Auswirkungen auf die Fahrdynamik. Später im Serien-Lanzador lassen sich die verschiedenen Fahrmodi variieren und damit auch die Art und Weise, wie mehr als ein Megawatt über das Torque-Vectoring-System fahraktiv auf die Strasse gebracht werden.

Bald alle Lambos elektrisch

Die Leistung stammt aus einem rund 100 Kilowattstunden grossen Batteriepaket zwischen den Achsen, das später wohl für Reichweiten um die 500 Kilometer sorgen wird – die ersten Leistungsdaten werden derzeit in einem Lastenheft festgelegt. Gesetzt ist ein variables Luftfederfahrwerk mit mitlenkender Hinterachse. «Für uns bedeutet die Elektrifizierung keine Einschränkung, sondern eine intelligente Möglichkeit, mehr Leistung, Performance und Fahrbarkeit zu entwickeln», erklärt Rouven Mohr.

Tiefer lässt sich Lamborghini beim neuen elektrischen Superstar bisher nicht in die Karten schauen. Sicher ist: Alle drei übrigen Baureihen – das im Herbst startende neue Topmodell Revuelto, der Anfang 2024 vorfahrende neue Urus sowie der Nachfolger des Huracán gegen Ende 2024 – werden als Plug-in-Hybride zumindest kürzere Strecken rein elektrisch zurücklegen können. Vollelektrisch wirds dann erst 2028 – mit dem heute schon faszinierenden Lanzador.

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