Dass die Modelle auf Namen erfolgreicher Kampfstiere hören, hat bei Lamborghini eine lange Tradition. 1993 war es der siegreiche Lanzador, der das spanische Publikum in der Madrider Arena in schiere Verzückung versetzte. Beim nun enthüllten Lanzador dürfte das bei vielen Lamborghini-Fans kaum anders sein: Das erste Elektromodell aus Sant'Agata Bolognese (I) sieht so scharf aus, wie es nur ein Lambo sein kann!
Doch bei einer Marke, die sich nicht zuletzt über hochdrehende V10- und V12-Triebwerke definiert, ist der Druck auf das erste Fahrzeug mit E-Antrieb selbstredend gigantisch. Deshalb überrascht es nicht, dass der neue Lanzador im boomenden Segment der Crossover platziert ist, dem die Lamborghini-Verantwortlichen wohl deutlich mehr Chancen als einer Limousine geben. «Mit dem vierten Modell eröffnen wir ein neues Fahrzeugsegment: Das der Ultra GT. Dieses wird den Kunden dank bahnbrechender neuer Technologien ein neues, unvergleichliches Lamborghini-Fahrerlebnis bieten», sagt Stephan Winkelmann, Chairman und CEO von Automobili Lamborghini.
Zwei E-Motoren mit 1360 PS
Bisher hält sich Lamborghini bei den zu erwartenden Leistungsdaten bedeckt – gesetzt sind jedoch zwei potente Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse. Die Motorleistung von über 1360 PS (1000 kW) soll über ein Torque-Vectoring-System an der Hinterachse besonders fahraktiv auf den Boden gebracht werden, während die beiden E-Motoren aus einem Hochleistungsakku mit Leistung versorgt werden – Angaben zur Kapazität macht Lamborghini noch nicht.
Sicher ist hingegen, dass ein variables Luftfederfahrwerk inklusiv mitlenkender Hinterachse zum Einsatz kommt. «Für uns bedeutet die Elektrifizierung keine Einschränkung, sondern eine intelligente Möglichkeit, mehr Leistung, Performance und Fahrbarkeit zu entwickeln», erklärt Rouven Mohr, Chief Technical Officer von Lamborghini.
Aktive Aerodynamik
Besonders viel Aufwand wird in die Aerodynamik gesteckt, denn die aufwendige Luftführung soll im Unterschied zu den anderen Sportwagen der Marke subtil hinter Karosserieelementen versteckt bleiben. Ähnlich wie bei Huracán und Aventador bekommt auch der Lanzador variable Aerodynamikelemente, die je nach Fahrprogramm, Geschwindigkeit und Tempo für maximalen Anpressdruck oder minimalen Luftwiderstand und mehr Reichweite sorgen.
So nutzt das aktive Aerodynamiksystem zum Beispiel die vordere Luftklappe nebst beweglichem Splitter, der bei Bedarf die Kühlkanäle der Bremsen und die Kühllamellen öffnet, um die beste Leistung zu erzielen. Optisch verdeckte Lamellen sorgen für Abtrieb, ohne zusätzlichen Luftwiderstand zu erzeugen. An den mächtigen 23-Zöllern sorgen Aeroblades für minimale Verwirbelungen. Am Heck ragen je nach Fahrprogramm Airblades an den Seiten und aus dem Diffusor heraus, um in Verbindung mit dem durchströmten Heckspoiler den Abtrieb zu verbessern.
Start erst 2028
Ungewöhnlich für einen fünf Meter langen Crossover: Der Lamborghini Lanzador verfügt als 2+2-Sitzer nur über zwei Türen – nicht zuletzt, um ihn vom Ende 2024 kommenden Urus abzugrenzen. Dahinter gibts vier Einzelsitze, eine Vielzahl wiederverwendeter Materialien, die von edelstem Leder und Karbon flankiert werden, teils wegklappbare Bildschirme und eine betont puristische Bedienung.
Mittelgrosser Schock für alle Lambo-Jünger: Bis der elektrische Lanzador als dann vierte Baureihe tatsächlich auf die internationalen Märkte stromert, werden noch rund fünf Jahre vergehen. Trotzdem ist der Crossover, der beim Nobelevent «The Quail» als Höhepunkt der Monterey Car Week (USA) vorgestellt wird, keine abgedrehte Zukunftsstudie, sondern nach Urus-Vorbild ein sehr konkreter Ausblick auf den neuen Superstar aus Santa'Agata.