Erste Fahrt im neuen Tavascan
Cupra wechselt auf die Überholspur

Ende Jahr rollt Cupras zweiter Stromer Tavascan in die Schweiz. In vielen Punkten lässt der SUV seine Schwestermodelle bei Skoda und VW hinter sich: In welchen Disziplinen zieht er vorbei – und in welchen nicht?
Publiziert: 27.05.2024 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2024 um 13:56 Uhr
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Endlich ist er da: Mit dem Tavascan lanciert Cupra sein zweites Modell mit vollelektrischem Antrieb.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Der liess aber auf sich warten! Schon vor fünf Jahren, an der letzten IAA noch in Frankfurt am Main (D), enthüllte Seats schnelle Schwestermarke Cupra mit dem Tavascan Concept das Design ihres zweiten reinen Elektroautos. Doch danach schaltete sie einige Gänge herunter: Unter anderem die Pandemie und Softwareprobleme im Mutterkonzern VW dehnten die Zeit bis zur Lancierung. Gleichzeitig stiegen die Erwartungen.

Unter der eigenständigen Blechhülle steckt – typisch-VW-Baukasten – natürlich VWs ID.5. «Aber mit vielen Modifizierungen», sagt Cupra-Entwicklerin Alba Rollano. Zwei Antriebsversionen gibts mit 286 PS (210 kW) und Hinterradantrieb als Endurance oder 340 PS (250 kW) und Allrad als VZ. Jetzt konnten wir endlich das SUV-Coupé rund um Barcelona testen. Und wie gut ist es?

Scharfes Design, viel Platz

Optisch jedenfalls überzeugend: Kein rundlich-harmloses VW-Elektro-Gesicht, sondern Kanten, Zacken und Luftschlünde prägen die Front. Als Erster darf Cupra vorn das Logo beleuchten. Das war bisher als Leuchtreklame verboten, ist aber jetzt dank neuer Regeln der Genfer UNECE-Behörde unter bestimmten Bedingungen für europäische Autos erlaubt. Sechs Zentimeter länger als der ID.5 ist der Tavascan – daran dürfte die vorstehende Front schuld sein, denn der Radstand ist identisch. Weil das Dach zwei Zentimeter tiefer liegt, wirkt der Cupra aber um einiges rasanter. Hinten glimmen LEDs samt Leuchtband – für ihr Design heimste Cupra den Preis der Leuchte des Jahres ein.

Noch mehr Aha-Erlebnis beim Einsteigen: Das Armaturenbrett nimmt den Schwung der Fronthaube auf, überall Details in Kupfer und über die Mittelkonsole mit viel Ablageplatz spannt sich ein schuppiger Drachenschwanz – sieht aber nur so aus und besteht aus Hartplastik. Zwei verschiedene Sportsitze wirds geben, mit besonders dünnen Lehnen für viel Platz im Fond – und bequem sind sie auch noch. Je nach Bezug stecken 50 bis 90 Prozent Recycling-Material in den Bezügen.

Optimierungen im Detail

Szenenapplaus gibts für den zentralen Touchscreen mit üppiger 15-Zoll-Diagonale und die Slider genannten Rinnen am unteren Rand, mit denen per Fingerwisch Temperatur und Lautstärke geregelt werden: Endlich sind sie beleuchtet und nachts zu finden. Die Instrumente stecken im typischen kleinen Screen aus dem Konzernregal, die Fahrtrichtung schaltet der bekannte Wählhebel rechts. Die Platzverhältnisse sind wie gewohnt auch hinten üppig, der Kofferraum fasst 540 Liter. Ja, man kann die Sitzlehnen umklappen, aber Cupra schweigt sich über das dann mögliche Volumen aus.

Beide Versionen tragen an der Hinterachse den neu im VW ID.7 lancierten E-Motor mit 286 PS (210 kW); der VZ zusätzlich vorn einen 109 PS (80 kW) starken Asynchronmotor, der leer mitlaufen kann, wenn er nicht gebraucht wird. Beide liefern nie gemeinsam ihre Höchstleistung – deshalb nur 340 PS Systemleistung. Der Akku mit netto 77 Kilowattstunden (kWh) Kapazität steckt im Unterboden und sorgt für 512 (VZ) oder 542 Kilometer (Endurance) Reichweite mit einer Ladung – jeweils mehr als beim VW ID.5 mit gleichen Antrieben, wohl dank des aerodynamischeren Dachs. Den Spurt auf Tempo 100 legt der Tavascan in 5,5 Sekunden hin, abgeregelt wird bei 180 km/h.

Cupra Tavascan VZ

Antrieb 2 Elektromotoren, 340 PS (250 kW), 545 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Akku 77 kWh netto, Laden AC/DC 11/135 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,5 s, Spitze 180 km/h, Reichweite WLTP 512 km
Masse L/B/H 4,64/1,86/1,60 m, Gewicht 2250 kg, Laderaum 540 l
Umwelt WLTP 16,8 kWh/100 km (Benzinäquivalent 1,8 l/100 km), 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preis noch nicht bekannt (Basisversion Endurance ab 55'200 Franken)

Antrieb 2 Elektromotoren, 340 PS (250 kW), 545 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Akku 77 kWh netto, Laden AC/DC 11/135 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,5 s, Spitze 180 km/h, Reichweite WLTP 512 km
Masse L/B/H 4,64/1,86/1,60 m, Gewicht 2250 kg, Laderaum 540 l
Umwelt WLTP 16,8 kWh/100 km (Benzinäquivalent 1,8 l/100 km), 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preis noch nicht bekannt (Basisversion Endurance ab 55'200 Franken)

Testrunde im Tavascan VZ, der in der Schweiz sicher der Begehrtere sein wird. Rund ums Montserrat-Massiv ist kein Meter Strasse gerade – perfekt. Dank 15 Millimeter Tieferlegung, adaptiven Dämpfern und viel Rückmeldung in der Lenkung fetzt der Tavascan vor allem im Cupra-Fahrprogramm flinker und leichtfüssiger um die Kehren als die meisten VW-Konzernstromer mit gleicher Technik. Trotz 2,2 Tonnen Gewicht schiebt er in der Kurve auch nicht so lästig über die Vorderräder wie viele Elektro-Allradler. Die elektronische Stabilitätskontrolle liesse sich manuell abschalten – aber bitte Finger weg! Logisch, bei der Reichweite bleibt der Cupra auf der flott gefahrenen Runde mit gut 380 Kilometern hinter der Vorgabe zurück.

Auch beim Preis vorn

Also alles wunderbar? Nicht ganz: Trotz Sorgfalt bei den Oberflächen – Stichwort: Drachenschuppen – ist der Hartplastik-Anteil fühlbar hoch – mancher Konkurrent wirkt wohnlicher. Während VWs gleich starker ID.5 GTX schon mit maximal 175 kW Ladeleistung lädt, bescheidet sich der Tavascan mit 135 kW. Und schliesslich: Nach seinem jüngsten Update spurtet ausgerechnet der kleinere und günstigere Cupra Born dem grossen Bruder davon – dank zwei kWh mehr bei der Batteriekapazität, 185 kW Ladeleistung und 200 km/h Spitze.

Los gehts mit den Bestellungen ab Juni, im dritten Quartal starten die Auslieferungen. Im Gegensatz zum Rest Europas kommen in der Schweiz nur zwei Ausstattungen, weil zum Beispiel die Wärmepumpe serienmässig statt aufpreispflichtig ist. Preise gibts derzeit nur für die Basisversion Endurance (ab 55'200 Franken) – für den sicher stückzahlträchtigeren VZ tippt Blick auf rund 67'000 Franken.

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