BYD hat einen Traum: mit Elektroautos die Welt zu retten. Der dreiminütige Intro-Film vor der Präsentation des neuesten Modells Seal U vermittelt Endzeitstimmung à la Bladerunner – die düsteren Prognosen können aber abgewendet werden: Die Menschheit muss lediglich die Fahrzeuge des aufstrebenden chinesischen Autobauers kaufen! Drunter tut es BYD nicht.
Der Familien-SUV Seal U ist der neueste Streich des chinesischen Herstellers mit dem klangvollen Namen Build Your Dreams (deutsch: Baue deine Träume). Die Nummer neun der Autowelt träumt gross: Im vierten Quartal hat sie erstmals Tesla als weltgrössten E-Autobauer abgelöst – 2024 dürfte BYD übers ganze Jahr hinweg auf der Pole-Position stehen. In Schweden ist man schon Elektro-Spitzenreiter, und Vize-Europachef Brian Yang steckt die Ziele ab: «Ich will in Europa unter die Top fünf.» Wie ernst es die Chinesen meinen, sieht man kommende Woche am Genfer Autosalon (siehe Box): Als einer der wenigen Autobauer trumpft BYD in den Messehallen mit mehreren Welt- und Europapremieren gross auf. Mittendrin: Der neueste Stromer-Streich Seal U.
Datum/Öffnungszeiten: 27. Februar VIP-Tag, 28. Februar bis 3. März Publikumstage, 7.30 bis 18.00 Uhr (Di., VIP-Tag), 10 bis 20 Uhr (Mi. und Fr.), 10 bis 22 Uhr (Do., mit Afterwork-Programm), 9 bis 19 Uhr (Sa. und So.).
Ort: Palexpo Genf
Eintrittspreise: VIP-Tag 90 Franken; Erwachsene (ab 16 Jahren) 25 Franken; AHV/IV-Bezüger 18 Franken; Schüler/Studierende/Lernende 18 Franken; Kinder (6 bis 15 Jahre) 18 Franken. Gruppentickets ab zehn Personen möglich.
Anreise: Zum Palexpo kommt man per Auto, mit Zug und dem ÖV. Das internationale Ausstellungs- und Kongresszentrum ist in wenigen Gehminuten vom Flughafen Cointrin und seinem Bahnhof zu erreichen und nur 15 Busminuten vom Stadtzentrum Genf entfernt. Die SBB bieten Tickets zum reduzierten Preis.
Infos: www.genevamotorshow.com
Datum/Öffnungszeiten: 27. Februar VIP-Tag, 28. Februar bis 3. März Publikumstage, 7.30 bis 18.00 Uhr (Di., VIP-Tag), 10 bis 20 Uhr (Mi. und Fr.), 10 bis 22 Uhr (Do., mit Afterwork-Programm), 9 bis 19 Uhr (Sa. und So.).
Ort: Palexpo Genf
Eintrittspreise: VIP-Tag 90 Franken; Erwachsene (ab 16 Jahren) 25 Franken; AHV/IV-Bezüger 18 Franken; Schüler/Studierende/Lernende 18 Franken; Kinder (6 bis 15 Jahre) 18 Franken. Gruppentickets ab zehn Personen möglich.
Anreise: Zum Palexpo kommt man per Auto, mit Zug und dem ÖV. Das internationale Ausstellungs- und Kongresszentrum ist in wenigen Gehminuten vom Flughafen Cointrin und seinem Bahnhof zu erreichen und nur 15 Busminuten vom Stadtzentrum Genf entfernt. Die SBB bieten Tickets zum reduzierten Preis.
Infos: www.genevamotorshow.com
Vor der Fahrt
Der 4,79 Meter lange SUV – U steht für Utility, also Nutzen – steht aber nicht auf der Plattform der letztes Jahr gestarteten E-Limousine Seal. So gibts weder 800-Volt-Technik noch Allradantrieb. Platz dafür reichlich, wobei 552 bis 1440 Liter Ladevolumen für ein Auto dieser Grösse nicht umhauen. Die Sitze beweisen Langstreckentauglichkeit, in Reihe zwei gibts selbst für Grossgewachsene und trotz serienmässigem Glasdach viel Luft. Auch die Verarbeitung des veganen Cockpits kann sich sehen lassen – billiger China-Mief wie früher ist passé. Das schnell reagierende Infotainmentsystem kann mit halbwegs gelungener Menüführung überzeugen. Warum sich der Touchscreen allerdings auf Knopfdruck um 90 Grad drehen lässt, bleibt ein Rätsel.
Auf der Strasse
Komfortabel und nicht sportlich sei der SUV ausgelegt, sagen die BYD-Verantwortlichen. Gestartet wird per Knopfdruck an der Mittelkonsole, danach gehts flüsterleise los – die Akustik im Innenraum beeindruckt uns auch noch bei Autobahn-Tempo. Aber der versprochene Komfort ist eindeutig zu viel des Guten. Während der Seal U bei langsamer Fahrt Bodenwellen und Schlaglöcher fein ausgleicht, wankt der 2,1-Tonnen-SUV bei höherem Tempo und groben Unebenheiten deftig nach. Kombiniert mit der gefühllosen und unpräzisen Lenkung dürften viele europäische Kunden die Nase rümpfen. Die 218 PS (160 kW) des E-Motors an der Vorderachse reichen hingegen aus, um zügig zu überholen – nur sein verzögertes Ansprechen und das Scharren der 19-Zöller bei unsensiblem Gasfuss brauchen noch Technik-Feinschliff. Zudem fällt die zweistufige Rekuperation zu schwach aus.
Antrieb Elektromotor 218 PS (160 kW), 330 (310) Nm@1/min, Batterie 87 (71,8) Kilowattstunden (kWh) Kapazität, Reichweite WLTP 500 (420) km, 1-Gang-Automatikgetriebe, Ladeleistung AC/DC 11 kW/140 (115) kW, Frontantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 9,6 (9,3) s, Spitze 175 km/h
Masse L/B/H 4,79/1,89/1,67 m, Leergewicht 2147 (2020) kg, Laderaum 552 bis 1440 l, Anhängelast 1300 kg
Verbrauch Werk 20,5 (19,9) kWh/100 km, 0 g/km CO2 lokal, Energieklasse A
Preis in Deutschland ab 44'990 Euro (Comfort mit 71,8-kWh-Akku ab 41'990 Euro)
Antrieb Elektromotor 218 PS (160 kW), 330 (310) Nm@1/min, Batterie 87 (71,8) Kilowattstunden (kWh) Kapazität, Reichweite WLTP 500 (420) km, 1-Gang-Automatikgetriebe, Ladeleistung AC/DC 11 kW/140 (115) kW, Frontantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 9,6 (9,3) s, Spitze 175 km/h
Masse L/B/H 4,79/1,89/1,67 m, Leergewicht 2147 (2020) kg, Laderaum 552 bis 1440 l, Anhängelast 1300 kg
Verbrauch Werk 20,5 (19,9) kWh/100 km, 0 g/km CO2 lokal, Energieklasse A
Preis in Deutschland ab 44'990 Euro (Comfort mit 71,8-kWh-Akku ab 41'990 Euro)
Das war schlecht
Der von uns gefahrene Seal U «Design» mit grösserem 87-kWh-Akku – alternativ gibts auch 72 kWh – soll laut BYD glatte 500 Kilometer weit stromern. Nach einer Runde um Lissabon mit Autobahn-Etappen und kurvigen Strecken durchs Hinterland schätzen wir die versprochene Reichweite als realistisch ein. Nur überzeugende DC-Schnellladeleistungen bringt BYD wie viele China-Marken nicht hin: Mit maximal 140 kW vergehen geschlagene 43 Minuten, bis der Akku von 10 auf 80 Prozent gefüllt ist. Immerhin: An Wallbox und AC-Säule wird dreiphasig mit 11 kW geladen. Und kleinere Elektro-Verbraucher wie E-Bikes kann der Seal U dank Vehicle-to-Load-Funktion mit Strom versorgen.
Das war gut
Noch immer gibt es kaum bezahlbare E-Autos für Familien. Genau deshalb könnte der BYD Seal U Erfolg haben: In Deutschland startet er in der Variante «Comfort» mit kleinerer Batterie ab umgerechnet 39'200 Franken. Serienmässig an Bord sind unter anderem ein grosses Paket an Fahrassistenten, Glasdach, Wärmepumpe, beheiz- und belüftbare Sitze und 360-Grad-Kamera. Die umgerechnet 2800 Franken teurere Version «Design» mit grossem Akku bietet ein Rundum-sorglos-Paket mit noch grösserem Touchscreen, Infinity-Soundsystem, Head-up-Display oder Luftfiltersystem. Nächste Woche am Genfer Autosalon kommuniziert BYD, wann die Modelle bei uns starten – es soll aber noch 2024 losgehen. Preise sind aber noch nicht bekannt. Sicher ist: Auch bei uns wird der Seal U mit sechsjähriger Garantie (oder 150'000 km) angeboten; auf die Batterie gewährt BYD gar acht Jahre – eine echte Ansage.
Das bleibt
Die oft propagierte technische Überlegenheit chinesischer Hersteller beim Thema Software und Akkutechnik können wir im Seal U (noch) nicht sehen. Weder die Instrumente noch das Head-up-Display zeigen Navi-Infos, nach jedem Neustart «vergisst» das System die zuvor eingestellte Route – und die geringe Schnellladegeschwindigkeit macht den Seal U nicht gerade zum Langstrecken-König. Doch eklatante Schwächen lassen sich nicht feststellen – und der heisse Preis dürfte hiesige Anbieter wie VW oder den E-Pionier Tesla ins Schwitzen bringen. Erst recht, wenn die Detailfehler noch behoben werden.