Neuer BYD Seal Excellence AWD
So fährt sich die chinesische Limousine

BYD ist der grösste Autobauer Chinas und hat für den Europa-Start gleich zwei weitere Modelle ins Portfolio aufgenommen. Mit der elektrischen Mittelklasse-Limousine Seal waren wir schon auf Testfahrt.
Publiziert: 04.09.2023 um 11:05 Uhr
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BYD ist heute der grösste Autohersteller Chinas und hat für den Europa-Start gleich zwei weitere Modelle im Portfolio aufgestockt.
Foto: zVg
Wolfgang Gomoll

Der chinesische Autobauer Build Your Dreams baut nur Träume? Nein, denn ganz real wird BYD immer mehr zu einem Albtraum für die europäische Konkurrenz. Seit kurzem ist BYD der grösste Autohersteller Chinas und hat nach fast vier Jahrzehnten Dominanz den VW-Konzern auf Platz 2 verdrängt. Mit mehr als 4,1 Millionen verkauften Autos Ende April 2023 hat BYD gar Tesla als grössten Hersteller reiner Elektrofahrzeuge abgelöst.

Mit denen vor drei Monaten am Autosalon in Barcelona (E) vorgestellten Stromern Dolphin und Seal erweitert der Hersteller sein Portfolio in Europa von bisher drei (Atto 3, Tang, Han) auf neu fünf Elektroautos. Wir konnten dem BYD Seal, die erste D-Segment-Limousine der Marke, bei einer Testfahrt auf den Zahn fühlen.

Aerodynamisches Raumwunder

Der BYD Seal spielt in Sachen Aerodynamik vorne mit: Mit seinem cW-Wert von 0,219 reiht er sich ein zwischen Hyundai Ioniq 6 (0,21) und VW ID.7 (0,23). Mit kleinem Heckspoiler, Luftleitelementen an den Seitenschwellern und versenkbaren Türgriffen kommt die 1,46 Meter hohe Mittelklasse-Limousine eher flach daher. Trotzdem findet man mit einer Körpergrösse von 1,85 Metern ausreichend Platz im Fond.

Ein Grund für diese gute Raumökonomie ist das Integrieren der lediglich elf Zentimeter hohen hauseigenen Blade-Batterie in die Fahrzeugstruktur. Zusätzlich sind eine Wärmepumpe und der sogenannte 8-in-1-Antriebsstrang verbaut. In Letzterem sind unter anderem Motor samt Steuerung, Getriebe, Gleichstromwandler, Batterie-Managementsystem und On-Board-Lader in einer Einheit zusammengefasst.

Was ist der cW-Wert?

Naturwissenschaftlich gesprochen bezeichnet der cW-Wert den Strömungswiderstandskoeffizienten. Umgangssprachlich kann er am besten als Mass für die Windschlüpfigkeit von Fahrzeugen beschrieben werden. Je windschnittiger ein Auto ist, desto effizienter ist es unterwegs. Dabei orientiert man sich in der Technik wie so oft an der Natur. Fällt Regen, bringt ihn der Luftwiderstand automatisch in die windschnittigste aller Formen: den Tropfen. Deshalb haben besonders widerstandsarme Fahrzeuge mit extrem niedrigen cW-Werten stets eine Tropfenform.

Naturwissenschaftlich gesprochen bezeichnet der cW-Wert den Strömungswiderstandskoeffizienten. Umgangssprachlich kann er am besten als Mass für die Windschlüpfigkeit von Fahrzeugen beschrieben werden. Je windschnittiger ein Auto ist, desto effizienter ist es unterwegs. Dabei orientiert man sich in der Technik wie so oft an der Natur. Fällt Regen, bringt ihn der Luftwiderstand automatisch in die windschnittigste aller Formen: den Tropfen. Deshalb haben besonders widerstandsarme Fahrzeuge mit extrem niedrigen cW-Werten stets eine Tropfenform.

Flott gehts voran

Das spart Platz und steigert die Effizienz: Der Seal Excellence mit Allrad und einer Akku-Kapazität von 82,5 Kilowattstunden (kWh) soll bis zu 520 Kilometer weit kommen. Nach unserer Testfahrt meldete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 19,2 kWh/100 km, obwohl wir eher flott und auf Autobahnen unterwegs waren. Beim Laden ist der Seal aber nicht zwingend Spitzenklasse: Die Akkus sollen mit einer maximalen Ladeleistung von 150 kW innerhalb von 26 Minuten von 30 auf 80 Prozent gefüllt sein. Da können VW ID.7 (170 kW) und Hyundai Ioniq 6 (240 kW) doch mehr. 

BYD Seal Excellence AWD

Antrieb Dual-Elektromotor k.A. PS (k.A. kW), 390 Nm@1/min, Batterie 82,5 Kilowattstunden (kWh) Kapazität, Reichweite WLTP 520 km, 1-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb.
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,8 s, Spitze 180 km/h.
Masse L/B/H 4,8/1,87/1,46 m, Leergewicht 2185 kg, Laderaum 400 l, Fronttrunk 53 l.
Verbrauch Werk/Test k.A./19,2 kWh/100 km, 0 g/km CO2 lokal, Energieklasse A.
Preise noch offen.

Antrieb Dual-Elektromotor k.A. PS (k.A. kW), 390 Nm@1/min, Batterie 82,5 Kilowattstunden (kWh) Kapazität, Reichweite WLTP 520 km, 1-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb.
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,8 s, Spitze 180 km/h.
Masse L/B/H 4,8/1,87/1,46 m, Leergewicht 2185 kg, Laderaum 400 l, Fronttrunk 53 l.
Verbrauch Werk/Test k.A./19,2 kWh/100 km, 0 g/km CO2 lokal, Energieklasse A.
Preise noch offen.

Vier Fahrmodi stehen zur Wahl – Schnee, Eco, Normal und Sport. Die Spreizung zwischen den drei Letztgenannten ist spürbar. Im Komfort-Modus ist die knapp über zwei Tonnen schwere Limousine auf Gaspedal-Wunsch flotter unterwegs als die meisten anderen Autos in dieser Klasse. Im Sport spielt der Seal dann seine ganze Kraft aus, spurtet beim Kick-down brachial los und schafft aus dem Stand nach 3,8 Sekunden Tempo 100.

Bei 180 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht – zur Leistung macht BYD aber noch keine Angaben. Und so ganz harmonisch fühlt sich die Fahrwerksabstimmung nicht an: Bei längeren Wellen wippt die Karosserie nach, während das Fahrwerk Unebenheiten nicht ganz so souverän verarbeitet.

BYD kommt nach Europa

Das Infotainment machts viel besser: Der 15,6 Zoll grosse, drehbare Touchscreen ist die Kommandozentrale der Unterhaltungsabteilung, deren Menüs ohne grosses grafisches Tamtam auskommen. So findet man sich schnell zurecht, um zum Beispiel den klingelnden Spurhalteassistenten zu deaktivieren, der zudem nachdrücklich eingreift und am Lenkrad zupft. Die Smartphones von Fahrerin und Beifahrer laden induktiv in der Mittelkonsole.

Noch dieses Jahr wollen die Chinesen in weitere europäische Länder wie Dänemark, Deutschland, Israel, Niederlande und Schweden expandieren, erste Modelle werden im November ausgeliefert. Auch in die Schweiz will BYD Autos liefern und Gespräche mit möglichen Partnern laufen. Es dürfte aber noch etwas dauern, bis die Chinesen bei uns Fuss fassen. Über den Preis des Seals schweigt sich BYD noch aus: Wir schätzen, dass es deutlich mehr als 50'000 Franken werden.

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