Wartezeiten runter, Gebühren rauf
Frankreich baut Mautstationen ab

Um die Wartezeiten zu verkürzen und unnötige Emissionen zu vermeiden, will Frankreich in Zukunft auf Mautstationen entlang der Autobahnen verzichten. Günstiger wird die Reise für Autofahrer auf französischen Strassen dadurch aber nicht – im Gegenteil.
Publiziert: 11.07.2022 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 17:12 Uhr
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Wer auf den Autobahnen europäischer Urlaubsländer wie Frankreich, Italien oder Spanien unterwegs ist, muss regelmässig Gebühren an Mautstationen bezahlen.
Foto: ullstein bild
Andreas Engel

Wer auf den Autobahnen europäischer Urlaubsländer wie Frankreich, Italien oder Spanien unterwegs ist, hat sich garantiert schon darüber genervt: In regelmässigen Abständen muss die Fahrt für eine Zwangspause an Mautstationen unterbrochen werden, um Gebühren für die Weiterfahrt zu entrichten. Das führt je nach Verkehrsaufkommen zu teils langen Wartezeiten vor den Bezahlschranken und belastet dadurch die Umwelt verstärkt mit Emissionen. Zudem braucht es je nach Anzahl paralleler Fahrspuren auch enorm viel Fläche, die sonst etwa für die Landwirtschaft genutzt werden könnte.

Zumindest in Frankreich können Autofahrerinnen und Autofahrer auf absehbare Zeit den Mautstationen adieu sagen: Laut Bericht der deutschen «Auto, Motor & Sport» wollen unsere Nachbarn nach und nach auf die Stationen verzichten, um so den Verkehrsfluss zu verbessern. Brausen wir in Zukunft also kostenfrei über französische Autobahnen? Mais non! Die schon heute von Vielfahrern verwendeten Télépéage – kleine Lesegeräte an der Windschutzscheibe, die bei der Durchfahrt an Mautstationen automatisch elektronisch erkannt werden – sollen künftig von Scannern an Brückengerüsten erfasst werden. Dies soll auch bei der in Frankreich geltenden Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h möglich sein (hier gehts zum Ratgeber: Autoferien in Frankreich).

Erfassung auch über Kennzeichen

Wer aber nur selten in Frankreich unterwegs ist und sich deshalb nicht extra einen Télépéage zulegen will, soll die Möglichkeit haben, sein Fahrzeug-Kennzeichen im Internet zu registrieren. Dies erlaubt ebenfalls ein elektronisches Abbuchen, da die Scanner auch die Kennzeichen erfassen. Eine weitere Bezahlmöglichkeit ist das Entrichten der Autobahn-Gebühr im Anschluss an die Fahrt: Innerhalb von 72 Stunden soll das über die Webseite des Autobahnbetreibers Autoroutes oder in Tabakläden möglich sein. Je nach Fahrzeugtyp und dessen Emissionsklasse sind tiefere oder höhere Abgaben zu bezahlen.

Zunächst soll das System allerdings nur auf Routen zum Einsatz kommen, auf denen kaum ausländische Touristen unterwegs sind. Grund: Die französischen Autobahnbetreiber haben bislang nur Zugriff auf die Daten von in Frankreich zugelassenen Fahrzeugen. Wie ausländische Mautsünder zur Kasse gebeten werden sollen, ist deshalb noch offen.

Nutzer zahlen für Erneuerung

Das Potenzial des neuen Systems sei indes immens, wie der Betreiber vorrechnet: Allein auf der Autobahn A13/A14 von Paris in die Normandie sollen jährlich bis zu 1,7 Millionen Stunden weniger Wartezeit vor den Mautstationen anfallen! Dadurch könnten 9,5 Millionen Liter Kraftstoff eingespart werden – 30'000 Tonnen CO₂-Emissionen würden dadurch nur auf dieser Strecke wegfallen.

Doch bevor gespart werden kann, muss für die Modernisierung des Abrechnungssystems auch viel Geld in die Hand genommen werden. Und dies lassen sich die Autobahnbetreiber natürlich von ihren Kundinnen und Kunden bezahlen: Die ohnehin schon teils hohen Mautgebühren – allein die Strecke von Strassburg nach Paris kostet mit einem PW rund 40 Franken – sollen mit der Erneuerung des Systems nochmals erhöht werden.

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