Technikhilfe für die Polizei
Neuer Blitzer erkennt Handy am Steuer

Ablenkung ist einer der häufigsten Gründe für Autounfälle. Dabei spielt meistens auch das Smartphone ein Rolle. Ein neuer Blitzer soll jetzt erkennen, wenn jemand während der Fahrt am Handy ist. Erste Tests in Deutschland sind erfolgreich.
Publiziert: 02.01.2023 um 05:05 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2023 um 11:33 Uhr
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Ablenkung, etwa durch das Handy, ist die häufigste Unfallursache auf Schweizer Strassen.
Foto: Bastian Fischer
Martin A. Bartholdi

Das Handy ist zum ständigen Begleiter geworden. Oder weisst du, wann du das letzte Mal ohne Smartphone aus der Wohnung oder dem Haus gegangen bist? Grundsätzlich kein Problem. Aber wer im Auto die Finger nicht von seiner digitalen Verlängerung lassen kann, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere.

Ablenkung und Unaufmerksamkeit sind die häufigste Unfallursache auf Schweizer Strassen. Dazu gehören auch die Eingabe von Navi-Zielen, der Wechsel der Musik oder einfach die schöne Aussicht. Doch das Smartphone bleibt der Hauptgrund für Ablenkung am Steuer. Neben Telefonieren ist vor allem das Lesen und Schreiben von Nachrichten besonders gefährlich.

70 Meter Blindflug

Wer bei Tempo 50 den Blick für fünf Sekunden von der Strasse nimmt, fährt in dieser Zeit fast 70 Meter, ohne etwas vom Verkehr um sich herum mitzubekommen. Der nächste Fussgängerstreifen oder die nächste Kreuzung sind meistens näher. Dabei lässt sich innert fünf Sekunden kaum das Handy entsperren, Whatsapp öffnen und die neuste Nachricht lesen – das dauert meist länger! Womit sich der Blindflug verlängert.

Entsprechend hart sind die Strafen, wenn die Polizei eine Fahrerin oder einen Fahrer am Smartphone erwischt. Doch einfach ist das nicht. Die Beamten müssen zur richtigen Zeit ins Auto schauen, um einen Handysünder zu überführen. Meist bei Kontrollen, an denen Beamten den Verkehr beobachten und fehlbare Fahrerinnen und Fahrer direkt aus dem Verkehr ziehen sowie büssen oder verzeigen. Bei solchen Kontrollen werden unter anderem auch Gurt-Delikte geahndet. Nach Unfällen kann die Polizei zur Ermittlung der Unfallursache auch die Verbindungsdaten der Beteiligten überprüfen.

Der Handy-Blitzer

Doch in Zukunft könnte es einfacher werden, Handy-Sünder zu erwischen. Eine neue Blitzer-Technologie erkennt, ob ein Autofahrer sein Smartphone bedient. Die sogenannte Monocam wird auf einer Brücke platziert und überwacht von dort den Verkehr in Echtzeit.

Dabei achtet eine künstliche Intelligenz auf Objekte in der Hand sowie eine entsprechende Körperhaltung der Person am Steuer. Sobald die Monocam einen Smartphone-Sünder erkennt, macht sie automatisch ein Foto. Danach müssen geschulte Polizistinnen die Bilder auswerten.

Deutscher Testbetrieb

Polizeidienststellen im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz testen die Monocam aktuell. Nur wenn die Beamten einen klaren Verstoss erkennen, werden die Aufnahmen der Kamera gespeichert und das Delikt geahndet. Diesen Monat konnten sie laut dem Magazin «Autobild» schon drei Verstösse aufdecken.

Ab kommendem Jahr soll die Monocam in Rheinland-Pfalz flächendeckend eingesetzt werden. Dafür seien zehn Geräte notwendig, heisst es bei der Polizei. Mit der Monocam habe sie erstmals eine automatisierte Möglichkeit, Handy-Sünder zu erfassen, deren Bildmaterial auch vor Gericht Bestand habe. In Australien kommt ein ähnliches System schon seit drei Jahren zum Einsatz.

Und die Schweiz?

Bei uns dürfte es noch länger dauern, bis Kameras Handy-Sünder aufspüren. Aktuell scheint keine Polizei die Anschaffung entsprechender Systeme zu prüfen. Abgesehen davon «müsste zuerst abgeklärt werden, ob überhaupt die rechtliche Grundlage für solche Systeme besteht», räumt der Sprecher der Kantonalen Konferenz der Polizeikommandanten, Adrian Gaugler, ein.

Das heisst: Vorerst werden Handy-Sünder auf Schweizer Strassen nur bei personalintensiven Kontrollen auf frischer Tat ertappt.

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