TCS-Sommerreifentest 2023
Nachhaltige Pneus sind weniger sicher

Der TCS feiert das 50-Jahr-Jubiläum seiner Reifentests und testet 50 Pneus für die warme Jahreszeit. Dabei floss erstmals auch die Umweltbilanz für Reifen in die Bewertung ein – mit einem überraschenden Ergebnis.
Publiziert: 22.02.2023 um 06:51 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2024 um 16:01 Uhr
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Im Sommer 1973 führte der TCS zusammen mit dem deutschen ADAC den ersten Reifentest durch.
Foto: TCS
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

Von 50 getesteten Sommerreifen erhalten im aktuellen Sommerpneu-Test des Touring Club Schweiz (TCS) nur zehn das Prädikat «sehr empfehlenswert». Sieben Reifen sind dagegen im Test durchgefallen und werden von der grössten Schweizer Mobilitätsorganisation nicht empfohlen.

Der TCS testet dieses Jahr 50 Sommerreifen der Dimension 205/55 R16 91V. Sie sind unter anderen für viele verkaufte Kompaktmodelle wie Ford Focus, Honda Civic, Mazda 3 oder den VW Golf geeignet, mit dem die Tests auch gefahren wurden. Die Reifen mussten sich dabei in 15 bewerteten Kategorien behaupten. Neu baut die Bewertung auf zwei Säulen: Die Sicherheit fliesst zu 70 Prozent in die Gesamtnote ein, die Umweltbilanz zu 30 Prozent.

Nachhaltige Reifen

Bei der Nachhaltigkeit lässt der TCS Faktoren wie die prognostizierte Laufleistung, den Treibstoffverbrauch oder das Abrollgeräusch einfliessen. Neu untersucht der TCS auch den Abrieb, das Gewicht und die Nachhaltigkeit des Produktionsprozesses. Weiter analysieren die Experten, ob es sich um einen fabrikneuen oder erneuerten Reifen handelt, und ob sich Produktionsrückstände finden liessen, die auf den ersten Kilometern unkontrolliert und unnötig in die Umwelt gelangen könnten. Schliesslich hat der TCS den Gummi aller 50 Pneus auf Giftstoffe untersucht.

Die Resultate

Mit dem besten Ergebnis schneiden der Goodyear Efficient Grip Performance 2 und der Continental Premium Contact 6 ab. Beide erzielen 70 Prozent der möglichen Punkte und sind damit «sehr empfehlenswert». Acht weitere Pneus kann der TCS ebenfalls sehr empfehlen. 21 der getesteten Sommerreifen erhielten das Prädikat «empfehlenswert», womit der weitaus grösste Teil der getesteten Reifen gut abschneidet. Zwölf Reifen sind «bedingt empfehlenswert» und sieben «nicht empfehlenswert». Mit 0 Prozent am schlechtesten bewertet wurden die Reifen Premiorri Solazo und DoubleCoin DC99.

51 Jahre Reifentest

Im Jahr 1973 initiierte die TCS-Sektion Zürich zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) den Reifentest. Im Sommer fanden die ersten Messungen auf der Pirelli-Teststrecke in Vizzola (I) statt (Bild); die Tests auf Schnee und Eis erfolgten in der Schweiz. In den folgenden Jahren waren der Albulapass im Engadin sowie der Nufenenpass im Obergoms Schauplätze der Reifentests. Inzwischen wird im Sommer auf dem Bridgestone-Gelände in Rom (I) und im Winter im finnischen Ivalo getestet.

In den 51 Jahren wurden die Reifentests immer aufwendiger. Neue Pneu-Produzenten und immer mehr Automodelle sorgten für eine grössere Reifenvielfalt; zudem nahm die Zahl der Testkriterien zu. Seit Frühling 2023 sind es deren 15 und mit der neuen Zwei-Säulen-Bewertung bekommt die Umweltbilanz der Reifen einen höheren Stellenwert.

TCS

Im Jahr 1973 initiierte die TCS-Sektion Zürich zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) den Reifentest. Im Sommer fanden die ersten Messungen auf der Pirelli-Teststrecke in Vizzola (I) statt (Bild); die Tests auf Schnee und Eis erfolgten in der Schweiz. In den folgenden Jahren waren der Albulapass im Engadin sowie der Nufenenpass im Obergoms Schauplätze der Reifentests. Inzwischen wird im Sommer auf dem Bridgestone-Gelände in Rom (I) und im Winter im finnischen Ivalo getestet.

In den 51 Jahren wurden die Reifentests immer aufwendiger. Neue Pneu-Produzenten und immer mehr Automodelle sorgten für eine grössere Reifenvielfalt; zudem nahm die Zahl der Testkriterien zu. Seit Frühling 2023 sind es deren 15 und mit der neuen Zwei-Säulen-Bewertung bekommt die Umweltbilanz der Reifen einen höheren Stellenwert.

Die sieben durchgefallenen Reifen können laut TCS ein massives Sicherheitsrisiko darstellen. Dabei sei ihr langer Bremsweg auf nasser Strasse besonders erschreckend: An jener Stelle, an der ein Auto mit dem Continental Premium Contact 6 bei einer Vollbremsung im Regen schon steht, fährt ein Auto mit dem DoubleCoin DC99 noch 52 km/h schnell. Trifft ein Fahrzeug mit dieser Geschwindigkeit einen Fussgänger, kann dies tödliche Folgen haben.

Sicher oder nachhaltig

Leider zeigt der aktuelle Sommerreifentest auch, dass die Nachhaltigkeit oftmals auf Kosten der Sicherheit erkauft wird. Der Michelin e.Primacy beispielsweise schneidet bei der Umweltbilanz am besten ab. Er erzielt Bestnoten bei der prognostizierten Reichweite (71'500 km dank 6,2 mm Profiltiefe), dem Abrieb und der Nachhaltigkeit. Doch vor allem auf nasser Strasse zeigt er Schwächen und erhält nur die Gesamtnote «bedingt empfehlenswert».

Umgekehrt hätten die zehn Testsieger noch höhere Punktzahlen erzielen können, wenn ihre Umweltbilanz besser ausgefallen wäre. Es gibt allerdings drei Ausnahmen (Goodyear Efficient Grip Peformance 2, Michelin Primacy 4+, Continental Ultra Contact), bei denen eine gute Umweltbilanz Abstriche bei der Sicherheit kompensiert und das Gesamtresultat verbessert.

Das Ergebnis zeige laut TCS, wie wichtig solch ein Vergleich auch 50 Jahre nach dem Start der TCS-Reifentests noch sei. Trotz allem technischen Fortschritt bleibt es schwierig, Sicherheitsaspekte mit den heute aktuellen Ansprüchen an Umweltfreundlichkeit zu verbinden. Die ausführlichen Resultate aller getesteten Reifen findest du auf reifen.tcs.ch.

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