Diesen Monat stürmen viele Autofahrer die Garagen, um Winterreifen aufziehen zu lassen. Immer im Oktober und um Ostern unterbricht dieser kurze Besuch den Alltag der Autofahrer. Viele wünschen sich da, auf den nervigen Pneuwechsel ganz zu verzichten: Der Ganzjahresreifen lockt.
Ganzjahresreeifen sollen im Winter ebenso viel Grip bieten wie im Sommer. Kein einfacher Spagat, denn es gibt gute Gründe, wieso wir Winter- und Sommerreifen kennen.
Winter- gegen Sommerreifen
Winterreifen sind an zahlreichen Lamellen im Profil zu erkennen. Diese sorgen dafür, dass wir auf Schnee und Eis mehr Grip haben. Die Gummimischung ist zudem weicher als bei Sommerpneus. Das bringt bei Frost mehr Stabilität und verkürzt den Bremsweg. Pneus für die warme Jahreszeit haben breite Längsrillen, um Wasser abzuleiten. Flexible Profilblöcke sorgen für Sicherheit. Und die härtere ist Gummimischung auf die wärmeren Temperaturen ausgelegt.
Die unterschiedliche Konstruktion für Winter und Sommer macht deutlich, warum Ganzjahresreifen an einem Kompromiss nicht vorbeikommen. In der Schweiz müssen sie ein Temperaturspektrum von minus 20 bis über 40 Grad abdecken. Optisch sind sie mit kleinen Lamellen und Längsrillen eine Mischung aus Winter- und Sommerpneus.
Sieben Pneus im Test
Wie gut funktioniert das? Der TCS hat sieben Ganzjahresreifen getestet. Sie mussten auf Schnee und Eis so überzeugen wie auf trockenere und nasser Strasse. Das Resultat ist ernüchternd: Kein Pneu kam über die TCS-Note «bedingt empfehlenswert». Also bei praktisch keiner Witterung zu empfehlen.
Ausnahme: Auf Eis heimsten fünf von sieben Pneus «sehr empfehlenswert» ein. Aber im Trockenen, im Regen und auf Schnee kommen sie über ein knappes «Empfehlenswert» nicht hinaus. Die Pneus von Vredestein und Bridgestone versagten mit sechs bzw. zwei Prozent der Punkte auf Schnee und sind laut TCS «nicht empfehlenswert». Daran ändert auch nichts, dass der Bridgestone bei Nässe als einziger ein «sehr empfehlenswert» erreichte.
Kaum Einsatzmöglichkeiten
Fazit: Ganzjahresreifen können nur beim Verschleiss und Verbrauch wirklich überzeugen. Aber was Fahrverhalten und Sicherheit bei unterschiedlicher Witterung angeht, haben sie erhebliche Schwächen. Ganzjahresreifen sind für Vielfahrer in Bergregionen keine Alternative zu Winter- und Sommerreifen.
In der Schweiz sind Ganzjahresreifen am ehesten für Autofahrer im Flachland geeignet. Wer sich dafür entscheidet, sollte Stärken und Schwächen seiner Pneus kennen und sie entsprechend dem Fahrprofil wählen. Wer etwa nie Skiurlaub macht, sollte einen Ganzjahresreifen wählen, dessen Stärken im Trockenen und bei Nässe liegen. Wer im Sommer nicht in den Süden fährt, nimmt einen, der auf Schnee und Eis punktet. Am ehesten sind Zweitwagen, die nur wenig gefahren werden, in städtischen Gebieten unterwegs sind oder im Winter meistens stehen gelassen werden, Ganzjahresreifen-geeignet.