Wettkampf der E-Autos
Wer lädt am schnellsten?

Noch ist es ein oft übersehener Faktor beim Kauf eines E-Autos: Die Ladeleistung und somit Ladedauer unterscheidet sich von Modell zu Modell erheblich. Doch beständig legen die Autohersteller jetzt an Ladepower nach.
Publiziert: 22.02.2022 um 00:37 Uhr
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Nadelöhr: Das Netz an Schnellladern wächst – aber noch können die meisten E-Auto-Akkus nicht so schnell laden wie die Säule selbst.
Foto: zVg
Wolfgang Gomoll

Neben der Ladestations-Infrastruktur ist Ladetempo ein wichtiger Faktor auf dem Weg in die Elektromobilität. Schnelllader bringen nur etwas, wenn Akkus mitspielen: Eine Ionity-Säule mit 350 kW Ladeleistung etwa ist sinnlos, wenn daran ein VW ID.3 mit bisher nur 100 bis 125 kW und quasi dreimal lahmer lädt, als die Säule könnte.

Kein Wunder, legen die Hersteller dauernd bei Ladeleistung und somit Ladetempo nach. Teils beim Service, teils «over the Air» aufgespielte Updates verbessern nicht nur das Lademanagement, so dass der Akku zum Beispiel über 80 Prozent schneller lädt als zuvor: Mitunter steigt gar ohne Eingriffe an der Hardware die Ladeleistung.

VW legt endlich an Tempo zu

Bei den E-Autos des Volkswagen-Konzerns war eine Optimierung der Ladeleistung überfällig: Schon Mitte 2021 wurden die 45-kWh- und 58-kWh-Batterien, im Dezember die grossen 77-kWh-Akkus upgedated. Jetzt laden sie mit bis zu 150, kurzzeitig gar 175 kW.

Fast noch wichtiger ist die Optimierung der Ladekurve, die nun flacher verläuft, also über längere Zeiträume hohe Ladegeschwindigkeit zulässt. Denn was helfen 175 kW in der Spitze, wenn sie nur für ein wenige Sekunden anliegen? Und je nach Situation (u.a. Akkustand, Temperatur) reicht es real mitunter nur zum halben Ladetempo.

Porsche und Audi laden rasant

Unter optimalen Bedingungen zu den fixesten Ladern gehören mit bis zu 270 kW der Porsche Taycan und dessen Zwilling Audi E-Tron GT. Auch bei Porsche wird optimiert. So kommt die Batterie schneller in ihren Schnelladungs-Wohlfühlbereich ab 35 Grad, indem sie vorgeheizt wird, sobald man andockt. Nicht nur die Ladegeschwindigkeit erhöht sich, sondern vor allem der Bereich, in dem sie gehalten wird.

Das heisst: Stromtanken von 5 bis 80 Prozent geht jetzt häufiger in den optimalen 22,5 Minuten als zuvor – auch unter nicht idealen Bedingungen. Fast mithalten können hier Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6. Sie haben wie der Taycan ein 800-Volt-System und so beste Voraussetzungen für das Schnellladen: Ladeleistung bis 240 kW. Und auch hier wird per Updates fortlaufend die Vorkonditionierung verbessert.

Opel will bei Ladezeiten führen

Mercedes bleibt beim Schnellladen mit Gleichstrom (DC) bei 200 kW, verdoppelt die Ladeleistung mit Wechselstrom (AC, z.B. Wallbox) beim EQS aber immerhin mal von 11 auf 22 kW (beim EQC von 7,4 auf 11 kW). Beim Opel Corsa-e ist die Ladeleistung wie beim technisch verwandten Citroën ë-C4 mit AC/DC auf 11/100 kW angegeben. Der ë-C4 braucht am Schnelllader eine halbe Stunde bis 80 Prozent, daheim fünf Stunden.

Nicht berauschend also, was einerseits angesichts der relativ günstigen Preise bei Opel und Konzernschwester Citroën nicht überrascht, aber sich ändern soll: «Mit den nächsten Modellgenerationen, die natürlich auf den neuen Stellantis-Plattformen
basieren, werden wir bei den Ladezeiten und den Reichweiten führend sein. Das wird ab 2024 deutlich», stellt dazu jüngst Opel-Boss Uwe Hochgeschurtz in Aussicht.

Tesla daheim lahm, sonst flott

Bei der Konkurrenz von Renault ist der Zoe mit 50-kWh-Batterie neu mit 50 kW an einem DC-Schnelllader pro halbe Stunde 150 Kilometer Reichweite, daheim dauert es mit 7,4 kW aber neun Stunden bis zum vollen Akku. Auch Fiats 500e hält sich mit 85 bzw. 11 kW zurück.

Und Tesla? Die Amerikaner sind ja bekannt für schnelles Laden. Beim Tesla Model 3 mit 80-kWh-Batterie dauert es daheim mit 11 kW zwar 7,5 Stunden, bis ein voller Ladezyklus abgeschlossen ist. Aber am Tesla-Supercharger geht es mit 250 kW zügig, bis der Akku wieder gefüllt ist.

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