Tesla hat seine Geschäftszahlen fürs zweite Quartal 2024 veröffentlicht und enttäuscht Analysten und Branchenexperten. Der US-Autobauer schaffte zwar mit 25,5 Milliarden Dollar zwei Prozent mehr Umsatz. Aber zum zweiten Mal hintereinander sinkt der Quartalsgewinn: In den Monaten April bis Juni konnte Tesla rund 1,48 Milliarden Dollar einstreichen – rund 45 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Tönt nicht dramatisch. Aber: Die Zahl der Auslieferungen sank um fünf Prozent auf rund 444'000 Fahrzeuge im zweiten Quartal 2024. Der Umsatz im Autogeschäft fiel gar um sieben Prozent auf 19,9 Milliarden Dollar. Warum stärker als die Auslieferungszahlen? Tesla steckt in Europa und China in einem Preiskampf mit den lokalen Anbietern und hatte daher zuletzt mehrfach die Preise gesenkt – nimmt also je Auto weniger ein als im Vorjahreszeitraum. Nur die Sparte Stromspeicher und die Erlöse aus der Tesla-eigenen Ladeinfrastruktur sorgen für das zweiprozentige Plus beim Gesamtumsatz.
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Besser unterwegs als klassische Autobauer?
Die niedrigste Tesla-Gewinnspanne seit fünf Jahren sorgte für einen Absturz des Aktienkurses um zwölf Prozent auf knapp unter 200 Dollar je Aktie. Anfang Juli stand der Kurs noch bei rund 271 Dollar. Steckt Tesla also in der Krise? Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Bochum (D) relativiert. Tesla habe Produktionskapazitäten für 2,4 Millionen Autos im Jahr, dürfte nach seiner Einschätzung aber wohl nur rund 1,6 Millionen in diesem Jahr fertigen – macht eine Auslastung von rund 70 Prozent: «Klassische Autobauer wären da längst in den roten Zahlen.»
Dass Tesla noch – wenn auch auf tiefem Niveau – Gewinne einfahre, sei umso erstaunlicher, weil das US-Unternehmen nur Elektroautos baut. Und damit die aktuelle Schwäche beim Stromer-Absatz nicht mit Verbrenner-Modellen ausgleichen kann – ganz im Gegensatz zu Mitbewerbern wie Stellantis oder VW. Ausserdem sei es eine gute Nachricht für Tesla, dass Stromspeicher und Stromverkauf das Autogeschäft auffangen könnten: «Services und Stromverkauf machen 22 Prozent des Umsatzes aus. Ein Bestwert für Tesla. Die Diversifizierung hilft», so Dudenhöffer. Noch im letzten Jahr hatte das Autogeschäft rund 85 Prozent des Tesla-Umsatzes eingefahren.
Kostensenkung dank weniger Mitarbeitenden
Weiterer Pluspunkt laut Dudenhöffer: Tesla baue seine Halden unverkaufter Autos ab. Rund 30'000 Fahrzeuge mehr als die produzierten 411'000 wurden abgesetzt. Gleichzeitig habe das Unternehmen durch den Abbau von Arbeitsplätzen seine Kosten senken können. Allerdings: Das ändert nichts daran, dass die teuren Produktionsanlagen nicht voll ausgenutzt werden.
Was bei Tesla derzeit vor allem fehlt, sind konkrete Informationen zu neuen Produkten. Die Präsentation eines neuen Robo-Taxis wurde von August auf Oktober dieses Jahres verschoben. Ein geplanter menschenähnlicher Roboter namens Optimus soll jetzt wohl Ende 2025 in die Produktion gehen. Ein neuer kleiner Einstiegs-Tesla soll 2025 starten. Oder doch nicht? Im April stand das Projekt offenbar vor dem Aus, jetzt wird kolportiert, die Entwicklung sei zugunsten des Robo-Taxis nur zurückgestellt oder verlangsamt worden. Genaues weiss man nicht. Wie auch vom vor vier Jahren angekündigten neuen Roadster – möglicherweise soll er Ende Jahr enthüllt werden und dann ab kommendem Jahr vom Band laufen.