Das Angebot an Cabriolets wird immer dünner. Der Elektroantrieb scheint dem sterbenden Segment langsam aber sicher den Todesstoss zu versetzen. Doch nun erscheint ein neuer Hoffnungsträger: Mit dem Cyberster lanciert die chinesische Marke MG endlich einen wirklich offenen Stromer. Während Teslas schon ewig angekündigter Roadster noch immer auf sich warten lässt.
Jubiläumsauto
MG feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Auch wenn der einst so britische Autohersteller mittlerweile längst unter der Flagge des chinesischen Saic-Konzerns segelt, scheinen sich die Verantwortlichen der Markentradition mehr denn je bewusst zu sein. Anders lässt sich der MG Cyberster kaum erklären: Denn vor allem solche Roadster begründeten einst den Ruhm der Marke – natürlich noch mit Verbrennungsmotor.
Hübsch ist er, der Cyberster, und zwar offen wie geschlossen – und wer die Scherentüren lässig nach oben aufschwingen lässt, zieht ohnehin alle Blicke auf sich. Zur Wahl stehen ein Hecktriebler mit 340 PS (250 kW) und ein Allradler, der mit 510 PS (375 kW) unterwegs ist. Auf die erste Testrunde auf der Rennpiste im britischen Goodwood gehts im Topmodell. Angesichts von zwei Tonnen Leergewicht wohl die bessere Wahl.
Schwer, aber spassig
Reifen wie Fahrer sind noch nicht warm und so geht es bei Sonnenschein und geöffnetem Dach zwar ambitioniert, aber nicht rasend schnell auf die ersten Runden. Der Biss der beiden Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse ist dank mehr als 700 Newtonmeter Drehmoment grandios. Die Kurven sind nicht eng und genau das mag der offene MG. Federn und Dämpfer könnten etwas härter ausgelegt sein, dafür ist der Cyberster auch auf längeren Strecken angenehm.
Die Bremse greift stramm zu, aber weniger gefällt die Feinabstimmung der elektrischen Lenkunterstützung – der Cyberster lenkt nicht ganz so messerscharf wie Mazda MX-5 oder Porsche Boxster. Aber der Punch aus den Kurven heraus ist immer wieder eine wahre Wonne. Den Spurt auf Tempo 100 legt er in 3,2 Sekunden auf den Asphalt, abgeriegelt wird bei 200 km/h.
Kampfansage an Tesla
Das Akkupaket soll mit netto 74 Kilowattstunden (kWh) Kapazität für 440 Kilometer Reichweite sorgen. Allerdings läufts an der Ladesäule noch nicht auf Top-Niveau, denn 144 kW maximale Ladeleistung sind für ein neu entwickeltes Elektromodell selbst mit 400-Volt-Technik zu wenig. Da sollten 180 oder 200 kW drin sein, gerade wenn MG mit dem Cyberster aufs obere Segment abzielt.
Dafür überzeugt der Innenraum mit wohl konturierten Sportsitzen und relativ kleinen Displays für Instrumente (7 Zoll), Bedienung (7 Zoll) und Navigation (10,25 Zoll). Das Stoffdach öffnet und schliesst vollelektrisch. Schade, dass es zum Offenfahren in diesem Jahr wohl nicht mehr reicht: Etwa im November wird der Cyberster in die Schweiz rollen. Preise sind noch nicht bekannt, doch in Deutschland soll der Hecktriebler ab rund 56'000 Euro und die Topversion ab 70'000 Euro erhältlich sein. Und Tesla? Muss sich mit seinem Elektroroadster jetzt sputen.