Elektroautos punkten nicht bloss mit ihren CO2-Null-Emissionen, sondern auch mit dem flüsterleisen Fahrerlebnis. Theoretisch. Denn praktisch lassen manche der leisen Antriebe Knistern und Knartzen des Plastik-Interieurs, Elektronik-Surren oder Klappern auf Bodenwellen durch ans Ohr. Das hat früher alles der Verbrenner übertönt.
Jetzt sitzen wir im neuen XC40 Recharge P8 und hören – nichts. Ok, noch fahren wir nicht, aber: Man steigt einfach ein und es gibt keinen Startknopf, womit das Auto geräuschvoll hochfahren würde. Ein Sensor im Sitz bringt den SUV in den Betriebsmodus – einfach den Wählhebel auf Drive stellen und losfahren. Und wenn der Vierjährige vom Nachbarn ungesehen auf den Fahrersitz klettert? «Dann hat er sicher nicht den Schlüssel in der Tasche», sagt Antriebsingenieurin Caroline Kjellin von Volvo. Beruhigend.
408 PS und Allradantrieb
Los gehts auf Testrunde vom Zürcher Seefeld nach Rapperswil. Wenig Motorsurren, leises Pneurauschen, und kein künstliches Fahrgeräusch à la «Star Trek»-Warpantrieb. Und vor allem: Kein Reiben von Plastikteilen im Interieur, kein Zirpen aus dem Fahrwerk, kein Quietschen unterm Sitzbezug. Dieser Stromer ist wirklich flüsterleise. Da lohnt sich das Harman-Kardon-Soundsystem tatsächlich.
Das Konzept des XC40 Recharge P8 zum Laden an der Steckdose entspricht dem der meisten Stromer-SUVs: grosse Batterie mit 78 Kilowattstunden (kWh) Kapazität im Unterboden, je ein Elektromotor mit 204 PS je Achse. Allradantrieb und tiefer Schwerpunkt – optimal für maximale Fahrdynamik. «Die Batterie muss von einem Stahlgehäuse geschützt werden, aber sie sorgt für deutlich höhere Steifigkeit», sagt Kjellin.
Sanfte Fahrassistenten
Fast 2,2 Tonnen wiegt so das Kompakt-SUV, aber das spürt man allenfalls, wenn man voll in die Bremse muss. Aber nur im Notfall: Über Land kann man per Tempomat mit Sensorunterstützung dem XC40 das Beschleunigen und Bremsen überlassen. Ohne feuchte Hände, weil er sanft und rechtzeitig abbremst. Zuerst wundert uns, dass wir die Rekuperation, also die Energierückgewinnung beim Bremsen und damit Bremsintensität, wenn man von Gas geht, nicht einstellen können. Brauchts aber auch nicht: Der XC40 passt sie automatisch den gefahrenen Geschwindigkeiten an.
Antrieb: 2 E-Motoren, 300 kW (408 PS), 660 Nm ab 1/min, 1-Gang-Automat, Allradantrieb, Batterie 78 kWh.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 4,9 s, Spitze 180 km/h (abgeregelt).
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,43/1,87/1,65 m, Gewicht 2188 kg, Laderaum 414–1290 Liter plus 31 Liter Frunk.
Umwelt: Verbrauch WLTP noch nicht offiziell bestätigt, bis zu 418 km Reichweite (Werk nach WLTP).
Preise: noch nicht bekannt.
Antrieb: 2 E-Motoren, 300 kW (408 PS), 660 Nm ab 1/min, 1-Gang-Automat, Allradantrieb, Batterie 78 kWh.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 4,9 s, Spitze 180 km/h (abgeregelt).
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,43/1,87/1,65 m, Gewicht 2188 kg, Laderaum 414–1290 Liter plus 31 Liter Frunk.
Umwelt: Verbrauch WLTP noch nicht offiziell bestätigt, bis zu 418 km Reichweite (Werk nach WLTP).
Preise: noch nicht bekannt.
«Das Fahren muss so einfach wie möglich sein – der Kunde muss sich ja erst an den Elektroantrieb gewöhnen», erklärt Kjellin. Ins Bild passt das auch das neue Infotainmentsystem. Im Hintergrund werkelt Googles Android-Betriebssystem; Volvo gestaltet nur die Funktionen als Apps. Das macht die Bedienung extrem intuitiv – kein Vergleich zu den zahllosen Mini-Icons bei bisherigen Modellen. Und wem gehören die gesammelten Daten? «Dem Kunden», sagt Infotainment-Expertin Anna Arasa Gaspar. Wenn der sich nicht mit einem persönlichen Profil beim Auto anmelde, werden auch keine Daten weitergegeben. «Aber wir sind sicher: Der Mehrnutzen wird dem Kunden so wichtig, dass sich die meisten anmelden werden», sagt Gaspar.
Typisch skandinavisch
Sonst bleibt der XC40 auch als Stromer typisch Volvo. Zurückhaltend-skandinavisches Design, sehr propere Verarbeitung, viel Recycling-Material im Interieur. Äusserlich sieht er der Verbrenner-Version, 2018 europäisches Car of the Year, bis auf den geschlossenen Frontgrill und das fehlende Auspuffrohr zum Verwechseln ähnlich. Unter der Motorhaube: Mangels Motor ein Fach von 31 Litern, in dem sich das Ladekabel unterbringen lässt. Per Schnellladung mit 150 Kilowatt lässt sich die Batterie innert 40 Minuten von Null auf 80 Prozent aufladen.
Auch der Spass bleibt nicht auf der Strecke, wie ein paar flott gefahrene Kurven auf der Forch zeigen. So sportlich fahren sich nur wenige Volvos. Und die Preise? Die stehen noch nicht fest. Aber sie werden sich drücken lassen, weil unterhalb der Topversion P8 noch weitere mit kleineren, günstigeren Batterien und weniger Leistung oder nur einem E-Motor folgen werden.