Studie der Universität Luzern
Das hält die Schweiz vom Elektroauto ab

Über 80 Prozent der Schweizer Neuwagenkäufer entscheiden sich derzeit noch gegen batterielektrische Autos und wählen Hybride, Plug-in-Hybride oder klassische Verbrenner. Im Swiss Mobility Monitor 2023 analysiert die Universität Luzern die Gründe für die Elektro-Skepsis.
Publiziert: 10.05.2023 um 12:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2023 um 09:10 Uhr
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Derzeit ist jeder sechste Neuwagen in der Schweiz ein reiner Stromer.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Jeder sechste in der Schweiz verkaufte Neuwagen fährt elektrisch. Im ersten Quartal 2023 lag der Anteil reiner Stromer bei den Neueinlösungen bei 17,4 Prozent; insgesamt hatten Fahrzeuge mit Alternativantrieb einen Marktanteil von 54 Prozent. Umgekehrt bedeutet dies aber auch, dass über 80 Prozent der Schweizerinnen sich noch nicht für ein E-Auto entschieden haben. «In den vergangenen Jahren schreckten Faktoren wie Preis und Reichweite viele vor dem Kauf eines E-Autos ab», sagt dazu Alberto Sanz de Lama, Managing Director beim Schweizer Online-Marktplatz Autoscout24.

Im Swiss Mobility Monitor 2023 hat ein Forscherteam der Universität Luzern gemeinsam mit Autoscout24, der Uni St. Gallen und der Zürich Versicherung nun die Gründe erhoben, die Neuwagenkäufer derzeit noch vom Stromern abhalten. Für die repräsentative Studie wurden 1052 Personen Anfang Februar nach ihrem Mobilitätsverhalten befragt. Überraschend: Als Hauptgrund für die E-Auto-Abstinenz wird nicht etwa das Argument fehlender öffentlicher Ladestationen genannt. «Die Möglichkeiten, das Fahrzeug zu Hause zu laden, wurden insgesamt als wichtigster Aspekt zum Umstieg auf ein E-Auto eingestuft – und dies generationsübergreifend», sagt Reto Hofstetter, Studienleiter an der Universität Luzern.

Wallbox statt Schnelllader

Entscheidend für den Umstieg ist für die Schweizerinnen also die heimische Wallbox. Für Eigenheimbesitzer ist sie nur eine Kostenfrage, aber 61 Prozent der Schweizer Haushalte leben – Stand Ende 2021 – in Mietwohnungen. In solchen Überbauungen hängt die Lademöglichkeit vor allem von der Bereitschaft der Vermieterinnen zur Investition ab. «Für Mieter gibt es aktuell kein Recht aufs Laden zu Hause. Sie können vielfach nicht frei über den Einbau einer Ladestation entscheiden, sondern müssen auf den Goodwill der Vemieterinnen hoffen», sagt Sanz de Lama. Ohne eine Strategie zur Ausstattung privater Ladeplätze werde die Skepsis vieler Schweizer den Umstieg auf die Elektromobilität verzögern. Im Ranking der Gründe gegen ein E-Auto folgen die fehlende öffentliche Ladeinfrastruktur, zu geringe Reichweite der Autos, zu hohe Anschaffungspreise und fehlende Testfahrtmöglichkeiten.

Weitere Ergebnisse der Studie: Knapp jeder Zehnte hat schon ein Auto per Internet gekauft. Auto-Abos nutzen nur zwei Prozent der Neuwagenkundinnen. Und vor allem die ab 1995 geborene Generation Z zeigt eine hohe Bereitschaft, statt des eigenen Autos künftig Carsharing-Angebote oder Auto-Abos zu nutzen.

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