Schweizer Nutzfahrzeugmarkt
Weniger Lieferwagen bedeuten schlechte Wirtschaftslage

Die Verkaufszahlen von Nutzfahrzeugen sind ein Indikator für die Wirtschaftslage. Wenn die Wirtschaft floriert, werden mehr Transporter zugelassen. Doch aktuell deutet der Schweizer Nutzfahrzeugmarkt auf einen Wirtschaftseinbruch hin.
Publiziert: 20.10.2022 um 12:43 Uhr
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Die Verkaufszahlen von leichten und schweren Nutzfahrzeugen sind dieses Jahr eingebrochen.
Foto: VW
Martin A. Bartholdi

Nach neun Monaten wurden in der Schweiz dieses Jahr 26'549 neue Transporter verkauft. Das sind 16,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dieser Rückgang ist von leichten über schwere Nutzfahrzeuge bis zu den Wohnmobilen in allen Segmenten zu spüren. Zwar sorgten Camper in den letzten zwei Jahren für starke Absatzzahlen bei den Nutzfahrzeugen, aber dennoch setzt sich damit der Negativtrend aus dem ersten Quartal 2022 fort.

Die Importeursvereinigung Auto-Schweiz sieht verschiedene Gründe für den Verkaufsrückgang. Gerade im ersten Halbjahr fehlten wegen des Ukraine-Krieges verschiedene Bauteile. Diese Versorgungsprobleme bei den Zulieferern sorgte für einen Angebotsengpass, was zusammen mit der steigenden Inflation die Preise in die Höhe trieb.

Neuanschaffungen verschoben

Weiter senkte der Bund mehrmals die Konjunkturprognose. Für das aktuelle Jahr rechnet er mit einem Wachstum des Bruttoinlandproduktes von zwei Prozent, nächstes Jahr soll es noch um 1,1 Prozent wachsen. Wegen dieser negativen Aussichten verschieben viele Unternehmen ihre Investitionen auf bessere Zeiten – dazu gehört auch der Kauf neuer Fahrzeuge.

Dies bekommen vor allem die Anbieter leichter Nutzfahrzeuge zu spüren, weiss Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik. «Besonders KMU verzichten angesichts steigender Preise für Waren, Strom und Treibstoff derzeit oft auf Neuanschaffungen. Fahrzeugersatz wird nur noch bei hoher Dringlichkeit besorgt.» Nach drei Quartalen wurden 18'186 leichte Nutzfahrzeuge verkauft. Das sind 18,4 Prozent weniger als letztes Jahr (22'295 Neuzulassungen) und sogar 27,8 Prozent weniger als noch vor der Covid-Pandemie 2019 (25'178). «Bei Lieferwagen und leichten Sattelschleppern ist der konjunkturelle Einbruch am schnellsten und deutlichsten ablesbar», erklärt Wolnik, was die Absatzzahlen bedeuten.

Vom Camper-Boom zum Camper-Blues

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den schweren Nutzfahrzeugen. Nach neun Monaten wurden in der Schweiz 2529 neue LKW und Sattelschlepper zugelassen. Das sind 8,9 Prozent weniger als letztes Jahr nach drei Quartalen.

Der Markt für Personentransportfahrzeuge ist im Vergleich zum Rekordjahr 2021 um 15,3 Prozent eingebrochen. Es konnten noch 5834 Busse und Camper verkauft werden. Nachdem die Wohnmobile im letzten Jahr für Rekordverkäufe gesorgt haben, treiben sie nun den Verkaufsrückgang an. Es wurden 13,8 Prozent weniger Camper eingelöst – weil sich die Nachfrage abkühlt, aber auch, weil die Lieferfristen bereits bestellter Fahrzeuge sich deutlich verlängert haben.

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