Renaults Familienvan Scenic kommt 2024 neu als Stromer
Renault macht das Elektroauto grüner

An der IAA Mobility hat Renault seinen zweiten neuen Stromer nach dem Megane enthüllt. Um den Scenic E-Tech Electric gross genug und sparsam zu machen, mussten die Entwickler ordentlich tricksen. Aber der Aufwand hat sich gelohnt.
Publiziert: 05.09.2023 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2023 um 23:17 Uhr
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Fertig Familienvan, neu wird er zum Crossover: An der IAA Mobility hat Renault die neue Generation des Scenic vorgestellt.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Es ist der Alptraum eines Autodesigners. Das neue Modell ist fertig und mit den Entwicklern abgestimmt – die Technik passt unter die Hülle aus dem Designstudio. «Und dann will doch noch ein Ingenieur die Spur der Vorderachse verbreitern – die dann nicht mehr unter die Kotflügel passt.» Renaults Chefdesigner Gilles Vidal verdreht zum Spass die Augen: «In letzter Minute mussten wir noch das Frontdesign ändern.»

Merkt man aber nicht. Renault neuer Scenic E-Tech Electric, frisch an der IAA Mobility (5. bis 10. September) in München (D) enthüllt, wirkt trotzdem wohlproportioniert und wie das Concept Car vom Mai 2022. Nach 27 Jahren und 5,3 Millionen verkauften Exemplaren gibts einen Konzeptwechsel: Familienvans treten bei fast allen Marken ab – auch der Scenic wird neu zum Crossover, irgendwo zwischen Kompaktauto und SUV.

Bis zu 620 Kilometer Reichweite

Und er wird rein elektrisch, weil darunter die Plattform aus dem kleineren Megane E-Tech Electric steckt: Zwei Antriebe stehen zur Wahl mit 170 PS (125 kW) oder 218 PS (160 kW), ersterer mit 60, letzterer mit 87 Kilowattstunden (kWh) Netto-Kapazität für 420 bis 620 Kilometer reisetauglicher Reichweite. Sie spurten in 9,3 und 8,4 Sekunden auf Tempo 100 und werden bei 150 bzw. 170 km/h Spitze elektronisch eingebremst.

Neu beträgt aber die Ladeleistung 150 Kilowatt (kW) statt den 130 kW des Megane, der ein entsprechendes Upgrade bekommen soll. In 30 Minuten gehts so am Schnelllader von 15 auf 80 Prozent Batteriefüllung. Wichtiger Pluspunkt: Der Scenic beherrscht auch Laden mit 22 kW Gleichstrom, wie ihn viele öffentliche Ladesäulen in Innenstädten bieten. Das können bisher nur wenige Elektroautos.

Recycling und Kreislaufwirtschaft

Die wirklichen Innovationen stecken im neuen Scenic aber im Detail – und sind nicht auf den ersten Blick zu sehen. Bloss elektrisch zu fahren reicht nicht, um bis 2040 in Europa CO2-neutral zu werden. Renault schaut sich die ganze Kette vom Rohmaterial über Entwicklung, Produktion, Betrieb bis hin zur Entsorgung an. Und geht dabei einige Punkte an, die von Elektroauto-Gegnern immer wieder kritisiert werden.

Fast ein Viertel des Autos besteht daher aus Recycling-Material – Alu, PVC, alte Plastikflaschen für Sitzbezüge und Türverkleidungen. Sogenannte «seltene Erden» gibts im Scenic nicht, weil der Elektromotor ohne Permanentmagneten auskommt. Und statt über zwei Tonnen wie mancher Mitbewerber wiegt der Scenic nur 1842 Kilogramm – das drückt den Verbrauch auf theoretisch 15,7 kWh/100 km.

Der Grand Kangoo übernimmt

Das Van-Segment siecht dahin und mit der Elektro-Neuauflage steigt auch Renaults Scenic aus. Zur Alternative für kinderreiche Familien soll der frisch enthüllte Grand Kangoo werden: Neu gibts den Hochdach-Kombi mit sieben voll variablen Sitze, zwei grossen Schiebetüren und bis zu 3,75 Kubikmetern Laderaum. Drunter steckt technisch ein Nutzfahrzeug, aber Renault poliert mit PW-Cockpit und Echtholz auf. Für den Vortrieb sorgen je ein Benziner (130 PS, 96 kW) oder Diesel (95 PS, 70 kW) – oder ein 122 PS (90 kW) starker E-Motor an der Vorderachse. Mit einer Ladung von 45 Kilowattstunden (kWh) soll er 265 Kilometer schaffen. Los gehts Anfang 2024 zu noch unbekannten Preisen.

Das Van-Segment siecht dahin und mit der Elektro-Neuauflage steigt auch Renaults Scenic aus. Zur Alternative für kinderreiche Familien soll der frisch enthüllte Grand Kangoo werden: Neu gibts den Hochdach-Kombi mit sieben voll variablen Sitze, zwei grossen Schiebetüren und bis zu 3,75 Kubikmetern Laderaum. Drunter steckt technisch ein Nutzfahrzeug, aber Renault poliert mit PW-Cockpit und Echtholz auf. Für den Vortrieb sorgen je ein Benziner (130 PS, 96 kW) oder Diesel (95 PS, 70 kW) – oder ein 122 PS (90 kW) starker E-Motor an der Vorderachse. Mit einer Ladung von 45 Kilowattstunden (kWh) soll er 265 Kilometer schaffen. Los gehts Anfang 2024 zu noch unbekannten Preisen.

Kristalle sperren die Sonne aus

Mit 4,47 Metern Länge und 1,86 Meter Breite aussen kompakt, bietet der Scenic im Fond mehr Platz als der knappe Megane. Vorn sitzt man tief fürs direkte Fahrgefühl, hinten höher. «Gerade bei der Höhe wurde es kritisch», erklärt Vidal: Für bessere Aerodynamik und damit weniger Verbrauch ist der Scenic neu vier Zentimeter niedriger als sein Verbrenner-Vorgänger – trotz 14 Zentimeter hoher Batterie im Unterboden.

Für ausreichend Kopfraum wurde der Dachhimmel geschickt ausgeformt, sparten die Entwickler das Rollo fürs Panoramadach ein und gewannen so drei Zentimeter. Brennt die Sonne ins Interieur, trübt nun eine Schicht aus Polymer-Kristallen per Knopfdruck das Glas ein.

Preise wie ein Hybrid

Das Cockpit stammt aus dem Elektro-Megane, für Infotainment, Navigation und die Sprachsteuerung ist Google zuständig – neu kann letztere sogar die Seitenscheiben senken. Ablagen gibts zuhauf und in den Kofferraum passen 545 bis 1670 Liter Gepäck – üppig. Renault-typisch ist allerdings die Ladekante recht hoch – das bringt eine günstigere Versicherungseinstufung, weil beim Auffahrunfall so Heckklappe und Rückleuchten wahrscheinlicher unversehrt bleiben. Aber das könnte beim Einladen auf den Rücken gehen.

Der neue Renault Scenic E-Tech Electric startet im Frühling 2024. Die Preise stehen noch nicht fest, aber Renault-Chef Fabrice Cambolive will spitz rechnen: Der Fünfplätzer soll so viel kosten wie ein vergleichbarer Hybrid. Der deutlich kompaktere Megane startet mit kleinerer 60-kWh-Batterie aktuell ab 40'000 Franken. Beim Scenic dürften es also noch einige Tausend Franken mehr sein.

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