«Wow, ist der chic!» Mit unserer Reaktion beim ersten Blick auf Nios neuesten Elektroauto-Wurf dürften wir sicher nicht alleine dastehen. So eine coole Kombiversion hätten wir allenfalls von Audi, BMW oder Mercedes erwartet – aber von einem in Europa noch kaum etablierten China-Start-up? Nio schliesst mit dem 4,79 Meter langen Elektro-Kombi ET5 Touring eine echte Lücke auf dem Markt: Audi hat ausser einiger Zukunftsstudien wie dem Activesphere Concept genauso wenig Kombi-Elektrisches wie BMW mit dem i4 oder Mercedes mit dem EQE, die es beide aktuell nur als gewöhnliche Limousine gibt.
Der ET5 Touring bietet dabei alles, was man von der im Frühjahr vorgestellten Limousinenversion ET5 kennt: So haben Kunden (bisher allerdings noch nicht in der Schweiz) die Wahl, ob sie das Batteriepaket kaufen oder mieten wollen. Der Basispreis in Deutschland von umgerechnet 46'500 Franken ist dabei der gleiche wie für die Limousine. Die Kaufbatterie kostet stattliche 12'200 Franken extra bei der Version mit kleinerem 75-kWh-Akku. Der grössere 100-kWh-Akku kostet gigantische 20'500 Franken Aufpreis. Marktstart in ausgewählten europäischen Märkten ist im vierten Quartal 2023. Bis spätestens 2025 will Nio in 25 europäischen Ländern präsent sein – auch bei uns in der Schweiz.
Akku besser mieten als kaufen
Wer tatsächlich bereit ist, die Batterie für viel Geld zu kaufen, hat neben dem finanziellen Aufwand auch einen praktischen Nachteil: Sie können nicht an Nios eigens entwickelten Wechselstationen vorfahren, um den sonst üblichen Ladestopp durch den automatisierten Akkutausch auf fünf Minuten zu verkürzen. Das könnte für Langstreckenfahrer auch deshalb zum Problem werden, weil Nios maximale DC-Ladeleistung von 140 kW für ein neues Auto der oberen Elektromittelklasse alles andere als überzeugend ist. Zum Vergleich: BMWs i4 lädt mit maximal 195 kW, Teslas Mittelklassemodelle 3 und Y sogar mit bis zu 250 kW.
Wer das Akkupaket nicht kauft, bezahlt in Deutschland umgerechnet zwischen 165 und 283 Franken monatliche Mietgebühren. Für viele dürfte aber ohnehin das Auto-Abo-Modell der einfachste Weg sein, einen Nio sein Eigen zu nennen. Hier verspricht sich der chinesische Autobauer langfristig die grösste Nachfrage. Die Kosten liegen je nach Version umgerechnet zwischen 1095 und 1220 Franken pro Monat.
Starker Allradler
Beim Antrieb bleibt keine Entscheidungsfreiheit. Macht nichts, denn der ET5 Touring ist alles andere als untermotorisiert: Zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse leisten zusammen 480 PS (360 kW) und ein Drehmoment von 700 Nm. Aus dem Stand zischt der Allradler in 4,0 Sekunden auf Tempo 100 und wird bei 200 km/h automatisch eingebremst. Mit der grossen 100-kWh-Batterie sollen laut Nio bis zu 560 Kilometer drin liegen – beim kleineren 75-kWh-Paket dürften es wohl knapp über 400 Kilometer sein.
Mindestens so wichtig wie die Fahreigenschaften ist bei einem Kombimodell der praktische Nutzen. Beim Ladevolumen des Kofferraums stehen beim ET5 Touring zwischen 450 und 1300 Liter im Datenblatt. Das ist deutlich mehr als bei der Limousine, aber für ein Fahrzeug dieser Grösse auch nicht gigantisch. Optional gibts aber eine Anhängerkupplung, die maximal 1400 Kilogramm verträgt.
Praktisch: Der Laderaum bietet für den Transport von Einkäufen oder Freizeitartikeln Ablagen, Staunetze, Haken und eine tragbare Laderaumleuchte für den Einsatz ausserhalb des Fahrzeugs. Zudem glänzt der Nio ET5 Touring mit einem beheizten Scheibenwischerbereich, Dachreling und dem serienmässigen 1,32 Meter langen Panorama-Schiebedach, das auf Wunsch viel Licht in den Innenraum bringt. Wahlweise rollt der Elektrokombi auf 19- oder 20-Zoll-Felgen.