Niederländischer Stromer Lightyear 0
Dieses Auto ist um Lichtjahre voraus

Elektroauto fahren, ohne zu laden? Der niederländische Newcomer Lightyear will das mit seinem ersten Modell möglich machen. Dank Solarzellen soll der Lightyear 0 keine Steckdose brauchen – zumindest im Sommer. Aber das hat seinen Preis.
Publiziert: 17.06.2022 um 17:18 Uhr
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Diesen Herbst startet die Produktion des ersten Solarautos der Welt.
Foto: Zvg
Patrick Solberg und Martin A. Bartholdi

«Wieso bauen die Hersteller nicht Elektroautos mit Solarzellen, um mehr Reichweite zu haben?» Diese Frage hören wir von der Blick-Autoredaktion immer wieder aus dem Bekanntenkreis. Die Antwort: Bisher hat es sich schlicht nicht rentiert.

Zwei Beispiele. Toyota bietet im Prius Plug-in-Hybrid und im neuen Stromer bZ4X ein optionales Solardach an. Dieses liefert im Prius pro Tag Strom für etwa drei Kilometer und im bZ4X fünf Kilometer mehr Reichweite – bei schönem Wetter natürlich. Das Münchner Start-up Sono Motors entwickelt seit über drei Jahren ein Solarauto. Dessen Solarzellen liefern bei ebenfalls schönem Wetter immerhin schon 34 zusätzliche Kilometer Reichweite. Das reicht nicht einmal für das tägliche Mobilitätsbedürfnis der Schweizer von durchschnittlich 37 Kilometern.

Sonnenenergie aus den Niederlanden

Die niederländische Firma Lightyear (engl. für Lichtjahr) will jetzt ein Solarauto bauen, mit dem sich der tägliche Arbeitsweg nur über die zusätzliche Reichweite aus der Sonnenenergie zurücklegen lässt. Der Newcomer aus Helmond verspricht, dass sein aerodynamisch ausgefeiltes Elektroauto bis zu sieben Monate fahren kann, ohne einmal nachzuladen. Wenig überraschend, dass die Karosserie eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Langstreckenstromer EQXX von Mercedes zeigt.

CEO und Mitgründer Lex Hoefsloot sagte bei der Enthüllung des Erstlings Lightyear 0: «Heute ist der Tag, auf den wir alle gewartet haben, seit wir zu fünft in einer Küche sassen und unseren Traum vom nachhaltigsten Auto der Welt skizzierten.» 2016 starteten die Niederländer mit einer Idee, heute beschäftigen sie 450 Mitarbeiter. Diesen Herbst soll die Serienproduktion des ersten Solarautos der Welt starten. Sono Motors ist erst nächsten Sommer so weit und will Ende 2023 oder Anfang 2024 die ersten Autos ausliefern. Aber nicht nur bei der Lancierung ist Lightyear seiner Konkurrenz quasi um Lichtjahre voraus.

Effizientestes Elektroauto der Welt

Die schnittige Limousine ist gewaltige 5,08 Meter lang und spielt damit in einer Liga mit Tesla Model S oder Mercedes EQE. Gleichzeitig bringt der Lightyear 0 aber nur 1575 Kilogramm auf die Waage. Das ist für ein Elektroauto dieser Grösse extrem leicht. Ein Grund dafür dürfte die eher kleine Batterie mit nur 60 kWh Kapazität sein. Damit schafft die Limousine 625 Kilometer nach WLTP – noch ohne Zusatzreichweite durch die Solarpanels. Der Lightyear 0 soll sich mit 10,5 kWh auf 100 Kilometern begnügen, womit er das effizienteste aller Elektroautos am Markt wäre.

Seine Karosserie bedecken fünf Quadratmeter doppelt gekrümmter und patentierter Solarzellen. Diese können unter optimalen Bedingungen pro Tag bis zu 70 Kilometer zusätzliche Reichweite bereitstellen – wenn man in Südspanien wohnen würde, wie Lightyear in einer Fussnote auf der Homepage einräumt. Doch auch in Zentraleuropa, sprich beispielsweise in der Schweiz, soll der Lightyear im Sommer bis zu zwei Monate den Alltag ohne zu laden bewältigen zu können.

Allrad dank Randnabenmotoren

Einige Details wie die Leistung sind noch offen. Schon bekannt ist, dass der Lightyear 0 in zehn Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und maximal 160 km/h schnell ist. Für Allradantrieb sorgen vier Radnabenmotoren. Der Laderaum fasst 640 Liter Gepäck. Bei über fünf Metern Länge ist der Lightyear 0 1,97 Meter breit und nur 1,45 Meter hoch.

Das Armaturenbrett verfügt über ein 10,1-Zoll-Touchscreen-Infotainmentsystem, das Cloud-basierte Updates verträgt. Aussen- wie Innenspiegel werden durch Kameras ersetzt und übertragen ihr Bild auf Bildschirme im Innenraum. Der bietet Platz für bis zu fünf Personen und wird vollständig mit veganen Materialien aus natürlichen Quellen überzogen – wie Mikrofaser-Wildleder und Details aus Rattanpalmen.

Bezahlbar wirds erst 2025

Die Produktion des Lightyear 0 beginnt in diesem Herbst; bereits im November soll das erste Auto ausgeliefert werden. Das Unternehmen will maximal 946 Stück bauen. Jedes kostet umgerechnet rund 254'000 Franken, und sie sollen das später folgende Volumenmodell finanzieren, das nur noch rund 31'000 Franken kosten soll. Dieser Lightyear 2 ist für Ende 2024/Anfang 2025 geplant.

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