Rocky Mountains und Grand Canyon fallen pandemiebedingt im Moment aus – aber München (D) ist ja auch ganz nett. Hier, wo sich sonst kein Mensch nach einem Lamborghini oder Porsche umdrehen würde, sind wir Stadtgespräch in unserem US-Monster. Der RAM 1500 TRX sprengt mit 5,94 Meter Länge und 2,09 Meter Höhe die Dimensionen einer Grossstadt-City. Parkieren in der Tiefgarage? Passt leider nicht. Passanten gucken, staunen, recken den Daumen oder schütteln den Kopf. Wie kann man heute solch ein Auto wagen?
Was mitten in München schwer zu begreifen ist, gehört in den USA zum Auto-Alltag. Der RAM 1500 ist als direkter Wettbewerber von Ford F-150 und Chevrolet Silverado die Nummer drei auf dem wichtigsten Pick-up-Markt der Welt. Nachdem die Sportversion des Ford F-150 namens Raptor seit Jahren in Nordamerika prächtig einschlägt und mehr Käufer lockt als Corvette, Porsche und Co., musste die Stellantis-Marke Dodge mit ihrer Lastwagenabteilung RAM reagieren.
Bange Blicke an der Ampel
Der RAM 1500 TRX polarisiert – und wie. 35-Zoll-Stollenreifen, wilde Kriegsbemalung, armdicke Endrohre: Kein Wunder, dass mancher mit Kopfschütteln reagiert. Und mit bangen Blicken, wenn man sich auf eine Abbiegespur quetscht und auf den SUV-Fahrer nebenan herunterschaut.
Quer über die Dörfer und die Stimmung wird gleich besser. Hier wird geschaut, gestaunt und applaudiert. Bayerische Landwirte scheinen ihre US-Kollegen um solch eine Landmaschine zu beneiden. Obwohl der TRX kaum etwas mit biederen Durchschnitts-Trucks gemeinsam hat. Sein 6,2 Liter grosser V8 befeuert sonst Dodges «Höllenkatze», den Muscle-Car Challenger Hellcat, und bollert mit seinen 711 PS schon im Leerlauf kräftig vor sich hin.
Höllische Beschleunigung
Der 2,5 Tonnen schwere Allradler spurtet aus dem Stand in unter fünf Sekunden auf Tempo 100 und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Sein Durst pendelt sich je nach Fahrweise zwischen 19 und 23 Litern ein – je nachdem, wie locker man es mit dem Gasfuss nimmt. Stopp-Start-Automatik für Sparsamkeit an der Ampel? Europäischer Kinderkram. Dank 125-Liter-Tank gibts dennoch einen akzeptablen Aktionsradius. Das gigantische Drehmoment von mehr als 800 Newtonmetern überträgt eine Achtstufen-Automatik.
Trotz 30 Zentimetern Bodenfreiheit und einer Wattiefe von gut 80 Zentimetern federt und dämpft den TRX ein Sportfahrwerk, das Karosseriewanken und -nicken massiv reduziert. Etwas mehr Biss würde man sich von den Bremsen wünschen, die gerade bei höherem Tempo kräftiger zupacken könnten. Sind halt für Highways konzipiert, auf denen man Hindernisse schon kilometerweit sehen kann.
Luxus im Lastwagen
Auch im Interieur ist der TRX kein Büezer-Mobil: Vorne und hinten komplett klimatisierte Sitze, üppiger Platz in der ersten und zweiten Reihe und unter die klappbare Mittelarmlehne vorne passt ein Getränkeharass für den nächsten Camping-Trip. Auf der Höhe der Zeit: das Head-up-Display.
Wenn die Doppelkabine mit Personen und Gepäck einmal gefüllt sein sollte, dann bleibt einem noch die mächtige Ladefläche, die sich über eine 1,53 Meter breite Ladeklappe auf Brusthöhe mehr oder weniger bequem beladen lässt – wenn man nur gross genug ist. Ein zweiter Ersatzreifen schluckt viel Ladefläche – sieht aber scharf aus.
Fazit: Dieser US-amerikanische «way of drive» ist für einen Tag ja mal ganz lustig. Allzu viele Freunde macht man sich in Europa damit aber wohl nicht. Wer es dennoch ausprobieren will: RAM-Europaimporteur AEC bietet den TRX ab rund 120'000 Euro (ca. 132'500 Franken) an.