Gegen den neuen GMC Hummer EV sieht selbst Teslas Cybertruck fast wie ein Spielzeugauto aus. US-Autobauer General Motors hat den vor Jahren eingestellten Hummer als Elektro-Pickup wiederbelebt – und wie. Das martialische Megateil soll wie seine Ahnen auch im Gelände keinerlei Grenzen kennen und hinterlässt ausser seinen mächtigen Reifenspuren dabei keinerlei Fussabdruck – öko mal anders. Genauso hätte man sich einen elektrischen Hummer vorgestellt: Eine mächtige Front mit breitem Kühlergrill, ein kaum weniger Angst einflössendes Heck mit einer Heckklappe, die so viele Funktionen bietet wie ein Schweizer Sackmesser. Dazu gigantische Walzen und kurze Überhänge.
An Power mangelts dem neuen Hummer definitiv nicht: Der Allradler wird von drei E-Motoren angetrieben, die zusammen eine Leistung von 1000 PS (737 kW) und unglaubliche 15'500 Nm maximales Drehmoment (!) an beide Achsen übertragen. Aus dem Stand beschleunigt der Hummer EV, der seine Leistung variabel zwischen Front und Heck verteilen kann, in kaum mehr als drei Sekunden auf Tempo 100.
Grösser, höher, weiter
«Wir hatten ein Ziel für den Hummer EV: Den leistungsfähigsten Serien-Pickup aller Zeiten zu bauen», erläutert Chefingenieur Al Oppenheiser. «Er ist ein absolutes Offroad-Biest mit einem einzigartigen e4WD-Antriebssystem, das Manövrierfähigkeit bietet, wie es GM noch nie zuvor angeboten hat.» Die beiden Achsen können ihre Räder bei geringen Geschwindigkeiten im gleichen Winkel anstellen, sodass der Hummer auch seitwärts im Krabbengang durch schweres Gelände fahren kann. Wenn das trotz der 35-Zoll-Geländeräder immer noch nicht reicht, um grössere Hindernisse zu umschiffen, kann die Luftfederung den gewaltigen Koloss um knapp 15 Zentimeter nach oben fahren. Auf Wunsch gibts sogar 37-Zöller, mit denen sich Wasserdurchfahrten von mehr als 60 Zentimetern Wattiefe bewältigen lassen.
Kameras im speziell verstärkten Unterboden sorgen dafür, dass der Pilot auch den Bereich unter dem Fahrzeug immer im Blick hat. Die Informationen der verschiedenen Kameras unter und rund um das Fahrzeug werden auf einem 13,4 Zoll grossen Zentraldisplay im Cockpit angezeigt. Hinter dem Steuer blickt der Fahrer auf 12,3 Zoll grosse Digital-Armaturen. Die mächtige Mittelkonsole ist trotz fehlender Kardanwelle geblieben – dennoch gibts im Innenraum fünf langstreckentaugliche Sitzplätze. Praktisch: Neben den vier Seitenscheiben lassen sich auch die Rückscheibe und die Laderaumabdeckung elektrisch öffnen und schliessen.
Vom Gelände auf den Highway
Das im Fahrzeugboden verbaute Akkupaket ermöglicht bei voller Ladung eine Reichweite von mehr als 560 Kilometern. An einem 350-kW-Gleichstromlader erstarkt der Elektro-Hummer so in zehn Minuten für die nächsten 160 Kilometer – schliesslich soll er nicht nur Gelände, sondern auch auf Langstrecken glänzen. Dafür ist der Pickup auch mit den neuesten Fahrerassistenzsystemen ausgestattet. Super Cruise etwa, bekannt aus verschiedenen Cadillac-Modellen, ermöglicht es auf US-Highways auch mal, die Hände länger vom Steuer zu nehmen.
Produktionsstart im für 2,2 Milliarden Dollar umgebauten GM-Stammwerk Detroit wird Ende 2021 sein, sodass der Elektrokoloss wohl erst zum Jahresstart 2022 zu den Händlern kommt. Unwahrscheinlich, dass er auch in Europa angeboten wird. Da können sich die Importeure von US Cars schon mal freuen, denn die Nachfrage dürfte auch in unseren Breitengraden vorhanden sein.