«Ich liebe Geschwindigkeit», wird Joe Biden (78) zitiert: Der 46. Präsident der USA ist ein eingeschworener Autofan und beklagte sich schon als Vizepräsident, chauffiert werden statt selbst zu fahren sei «das einzige, was ich an meinem Job hasse». Willkommen bei Joseph «Joe» Robinette Biden Jr., einem «Petrolhead».
Nicht ohne Grund freut sich die Autobranche über den Wechsel von Donald Trump (74) zu Joe Biden: Experten sind überzeugt, dass Biden das Autobusiness besser lenken wird (hier mehr dazu). Und es spricht Bände, wenn er in seiner Corvette sitzend strahlt, «Ich liebe dieses Auto!» sagt und den V8 aufheulen lässt. Oder in einer Rede vor Yale-Studenten erklärt, die Corvette sei besser als ein Porsche 911.
Ein Mercedes, sonst nur Amis
Benzin im Blut war Biden in die Wiege gelegt: Sein Vater hielt als Occasionshändler eher schlecht als recht die Familie über Wasser, ehe es mit neuen Chevrolets besser lief. Bidens erstes Auto: eine Occasion, ein 1951er Studebaker Champion. Es folgten ein 1952er Plymouth Cranbrook Convertible und ein 1956er Chevrolet Bel Air. Dann schenkte Biden das einzige Mal einem Import sein Herz: Ein Mercedes 190 SL zog in seiner Garage ein, mangels Geld erneut gebraucht.
Dann kam jener Ami, dem Biden seit 1967 durchgehend die Treue hält: Zur Hochzeit schenkte sein Vater dem frisch diplomierten Historiker Joe eine Chevrolet Corvette Convertible Stingray der C2-Serie mit V8 und 350 PS. Mit ihr fuhr Biden zur Uni, an der er promovierte. Als Familienwagen diente dem Rechtsanwalt ein Ford-Kombi – in dem nach Bidens Wahl zum Senator des Bundesstaats Delaware Ehefrau Neilia (1942–1972) und die einjährige Amy tödlich verunglücken. Seine Söhne, der später an Krebs verstorbene Beau (1969–2015) und Hunter (50), sind verletzt: Den Amtseid als neuer Senator legt Biden an ihrem Krankenbett ab.
Fahren wird Gefahrenwerden
Danach verliert sich die Spur von Bidens Privatwagen – weil er als Senator meist in den Limousinen des Fahrdienstes chauffiert wird. 2009 ist dann ganz Schluss mit selbst lenken: Als Vizepräsident (2009–2017) unter Barack Obama (59) darf der Demokrat nur noch gepanzerte «Chevys» und Cadillacs des Secret Service nutzen. Mit Gattin Jill (69) soll Biden aber Cadillacs und Jeeps in der Privatgarage haben. Kein Wunder: Der Demokrat ruft politisch wie privat gerne «Buy American!» und half mit Obama, die grossen US-Autokonzerne durch die Finanzkrise zu retten.
Nur: Biden will Elektro fördern, um die US-Autobranche zukunftsfähig zu machen, Milliarden in die Energiewende stecken, so eine Million Autojobs schaffen und bis 2030 um ein Vielfaches auf gut 600'000 Ladesäulen aufstocken. Verträgt sich das mit der Liebe zur alten «Vette» und neuen Corvettes? Für Biden, der 2020 sagte, er wolle, dass US-Marken wieder Traumautos bauen, schon. «Ich glaube, dass der Markt des 21. Jahrhunderts wieder uns gehören kann, indem wir zu Elektroautos wechseln. Nebenbei: Es heisst – und ich freue mich darauf, sie zu fahren, falls es wahr ist –, dass sie eine elektrische Corvette machen, die 320 km/h läuft», sagt er. Und grinst schelmisch.
Macht es Biden wie Bush?
Zwar gilt der strenge Schutz des Secret Service lebenslang, weshalb Biden nie mehr selbst auf öffentlichen Strassen fahren darf – hier muss er den gepanzerten Cadillac One, genannt «The Beast», nutzen. Und um sein Haus in Wilmington, Delaware, ist wenig Platz. Aber vielleicht findet er einen ähnlichen Ausweg wie einer seiner Vorgänger: George W. Bush (74) nutzt seine 6,4-Quadratkilometer-Ranch in Texas, um seinen Ford F-Series-Pickup auszufahren.